Vanja Michailova-Simeonova – szenische Lesung am 18. November 2016 in der Evangelischen Bergkirche mit Musik von David Loeb für Violoncello und Kontrabass.

Szenische Lesung ihres Ein-Personen Stücks “ Der Schrei „, mit Zwischenmusiken von David Loeb für Violoncello und Kontrabass.

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Vanja Simeonova, geb Michailova
1962 in Sofia, Bulgarien, geboren. Studium der Englischen Philologie an der Universität Sofia, Diplom-Anglistin, Arbeit als Englischlehrkraft und als Redakteurin in den englischsprachigen Kulturredaktion des Bulgarischen Rundfunks, Sofia.
1990 Ausreise nach Deutschland, Public Relations Assistentin, ZA-Gesellschaft, Düsseldorf, seit 2005 Mitarbeit und Assistenz in dem Theater “ Die Pathologie „, Bonn.
Schreibt: Gedichte, Erzählungen, Theaterstücke.

Michael Schneider, Violoncello
Walter Pfundstein, Kontrabas
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Vanja 20

Sezierung einer Liebe
An M.N.

(Ein Monolog für mehrere Stimmen)

Auf der kalten Straße der Nacht – kriechend, robbend, sich schleppend, unnachgiebig, unablässig – der Schmerz.

In dem Leichentuch lebt es! Mit Händen und Füßen scharrt es und pocht und wimmert und heult. Der noch nicht gestorbene Leib umklammert ein absurdes Gefühl, umschließt es mit den Tentakeln seiner verendenden Fasern und versucht auszubrechen. Narr! Atemlos wirft sich das gewesene Sein gegen die Wände, der letzte schwache Atemhauch steigt auf seinem Weg zum Licht, schreit noch einmal nach Liebe, erschaudert, erfriert und erlischt…
….

Ich wusste, dass ich mich gefährde, indem ich mich zu dir begebe… ich muss es geahnt haben, gespürt, gefühlt mit einem siebten Sinn… trotzdem… ich habe alle Schilder fallen lassen und mich dir offenbart… ich bin nackt vor dich getreten… in dem Bewusstsein, das könnte mein Ende sein… das ist mein Ende…

Du bist in mein Herz hineingeleuchtet und es mit deinem Schmerz versiegelt, und indem ich an deinem Leiden litt, erhob ich mich zu dir und verlor mich aus dem Blick. Ich übernahm dich und deinen Schmerz… jetzt sterbe ich daran…

… diese Nacht will ich mit dir sein… ich will meinen Leib hinter das Gitter deiner Arme klemmen… die Peitschenhiebe deiner feuchten Zunge auf meiner Haut spüren… in dem Rausch deiner Leidenschaft verbrennen…

Wer bist du, den ich liebe mehr als mein Leben? Ich kenne dich nicht. Ich habe dich nie kennengelernt. Ich habe dich immer nur gefühlt, geahnt, gespürt. Ich habe dich herbeigesehnt. Du warst immer woanders. Auch wenn du bei mir warst, warst du woanders… Zu mir hast du deinen Doppelgänger geschickt. Dein wahres Ich blieb weg, ich vermute zu Hause? Bei der Anderen?… So habe ich eine Fälschung gesehen, bin mit einer Fälschung ins Bett gegangen… Aber geliebt… geliebt habe ich DICH!…………….

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