Pheobe Killdeer, ein Treppengeländer, eine Mülltonne und ein Ehe ? -Ring als Perkussion. Simple Minded Power, Understatement als kreative Kraft. Das Fehlen der Wichtigkeit als Selbstwertgefühl.

Es ist nichts wesentlich Neues was Michael Schneider hier zu berichten hat. Aber dass “ Phoebe Killdeer and the Short Straws “ in ihrem Understatement noch weiter nach unten gehen – das ist für mich das faszinierend Aufregende daran – und ein Treppengeländer und eine Mülltonne als Perkussion einsetzen und dann noch mit einem Ring am Finger noch weiter reduzieren, das ist für mich totale Entspannung. Das ist für den Solokontrabassisten des Philharmonischen Orchesters Heidelberg eine Traumvorstellung wie sie in 35 Jahren in diesem Berufsorchester nur Felice Venanzoni herstellen konnte.

Phoebe Killdeer and the Short Straws

Die Souveränität des Loslassens ist eigentlich, nein, sie ist: Teil der Zen Philosophie. “ Zen in der Kunst des Bogenschiessens “ von Alfred Herrigel.
Diese Abhandlung, dieses Buch über die Suche nach dem West-Ost Verbindenden lehrt die Philosophie des Geschehen-Lasssens. Den Volltreffer ins Schwarze kannst du nicht erzwingen. Es geht nur über das Loslassen. Das will auch die Rabbath Technik vermitteln: Perfektion durch Entspannung. Sie lehrt auch den Weg zum Selbst und einem dauerhaften Glückshormon.
Rabbath und Zen stehen für das Lebensgefühl eines Virtuosen. Aber nicht in dem Sinn der Überheblichkeit über andere. Es geht nur um das eigene persönliche Lebensgefühl.

Falls Sie schon mal auf dieser Seite gestöbert haben: Was haben Sie gelesen ?
In jedem Satz das positive Glücksgefühl eines vom Leben reich beschenkten Musikers.

Cello und Unterricht bei Michael Schneider in Heidelberg mit den “ Golden Label “ Genssler Cellosaiten. Zen in der Kunst des Cellospiels.

Gestern teilte mir eine Schülerin mit: “ Wenn du auf deinem Cello spielst, dann wackelt hier der ganze Boden unter mir „.
Diese Aussage hat schon beim Kauf dieses Instrumentes zu der Feststellung geführt, dass ich nun der glückliche Besitzer eines Gorilla Cellos bin.
Michael Schneider ist bekannt für seine Übertreibungen ( die es aber meistens auf den Punkt bringen ). Vielleicht ein Allgemeinplatz, aber Pablo Casals hatte ein Gofrilla Cello, das mein Jugendfreund und ich in Gorilla umgetauft haben. Was verbinden Sie mit einem Gorilla ? Richtig. Dann verstehen wir uns.
Das Wackeln des Bodens in meinem Unterricht hat sicher sehr viele Gründe. Aber ich bin nicht Schuld daran, ich habe nie Cello studiert und keinen einzigen Meter Etüden geübt. Offiziell kann ich also gar kein Cello spielen.
Aber Michael Schneider hat seine Hilfskräfte.
Primo: Geigenbaumeister Matthias Kohl hat mir ein sehr leichtes Vogelahorn Cello gebaut. Wenig Masse, viel Resonanz-Bereitschaft des Holzes.
Secondo: Die Saitenlage ist extrem flach. Wenn ich die Saiten drücke, dann habe ich keinen weiten Weg bis zum Griffbrett. Umgekehrt verlassen meine Finger beim Loslassen sofort die Saiten weil der Weg extrem kurz ist.
Terzio: Meine Bogenhand arbeitet mit Gewicht, nicht mit Druck. Ich klebe mit meiner Bogenhand an der Saite, muss sie aber nicht “ runterdrücken “ um den Kontakt zu halten.
Quattro: Ein, das besondere Aufhängeseil von Gerold Genssler. Inzwischen empfehlen auch Geigenbauer – z.B. Wilfer – diese Erfindung. Es hat lange gedauert, bis die konservative Musikerwelt eingesehen hat, dass dieses Aufhängeseil den Klang spacemässig in eine andere Dimension katapultiert.
Quinto: Ich spanne den Bogen nicht wie einen Flitzebogen, sondern wie einen Streichbogen. Sind die Bogenhaare extrem gespannt, dann schmiegen sie sich auch nicht um die Saite, sondern haben einen minimalen Kontaktpunkt. ( Ich sitze in einem Orchester hinter einer Cellistin, sehe den stramm gespannten Bogen. “ Gib mir bitte mal deinen Bogen “ sage ich, entspanne ihn. Spontane Reaktion: das klingt ja viel schöner. Nächste Probe hat sie den Bogen aber wieder so fest gespannt wie einen Flitzebogen. Wie sagt der Humorist: “ Tel Aviv „. Ach so das verstehen Sie nicht ? Dann eben richtig, aber auf französisch: “ C’est la vie “ ).

Und jetzt geht es auf Englisch weiter: “ Last but not least „: Die Rabbath Technik. Ohne viel Üben kann ich alles spielen was ich mir vornehme.
Jetzt muss ich trotzdem noch einmal wiederholen: Üben fällt durch, mit Rabbath nicht weg.
Es geht um einen anderen Ansatz: mit Rabbath üben Sie Musik und suchen sich dann die Technik aus, die dazu passt. Auf herkömmliche Art lernen Sie eine Technik mit der Sie dann für den Rest Ihres Lebens klarkommen müssen.

Alfred Herriegel und die Kunst des Bogenschießens in der Nouvelle Technique de la Contrebasse

12.04 004Alfred Herriegel – Zen in der Kunst des Bogenschießens.

( O.W. Barth Verlag, ISBN 978-426-29121-4 ) Alfred Herriegel folgte als Philosophie Professor in Heidelberg  1924 dem Ruf an die Sendai Universität in Japan. Dort begegnete er dem Zen Buddhismus und begann darüber nachzudenken, wie sich das westliche mit dem östlichen Denken verbinden lässt. Darüber und über seinen persönlichen Weg zum Zen Meister schreibt er in seinem Buch.

Ein gleiches Erlebnis hatte ich 1991 bei meinem ersten Besuch bei meinem zweiten großen Lehrer Francois Rabbath. Er spielte mir etwas vor und ich wusste : das will ich lernen. Ich habe nicht daran geglaubt, dass dies möglich ist.  Mein großer Förderer und Mentor Willi Beier, seinerzeit Solokontrabassist beim NDR Sinfonieorchester sagte mir immer wieder : Rabbath, das ist eine Granate, aber nichts für uns.  Ich blieb stur, so wie Alfred Herriegel es auch war und das führte uns beide zum Ziel.In Herriegel ’s Buch ist von “ kunstloser Kunst “ die Rede.  Auf Deutsch: das Ziel, der Beste zu sein, besser als die anderen ist nicht das Ziel.  Durch Herriegel und Rabbath bin ich der beste in meinem Lebensgefühl. Rabbath :“ tu auras l‘ habitude d‘ un virtuoso „. Dafür brauche ich keine Bescheinigung, weder auf dem Papier, noch durch andere.

Ich bin fasziniert davon, dass ein Philosophie Professor und ein Kontrabassist, der  nur für einen Monat eine Hochschule von innen gesehen hat, zu dem gleichen Ergebnis kommen, der “ kunstlosen Kunst „. Der Zen Meister erklärt das in dem Buch so :“  All die vielen Übungen sind nur dazu da , dich frei zu machen, damit die göttliche Energie in dir wirken kann.“  Das ist auch schon ein religöses Thema: Wenn ich das  Ergebnis als Energie betrachte, dann ist es unwichtig ob ich sie Buddha nenne, Jehova,  oder Gott……………. Das Buch ist nur 100 kleine Seiten dick. Immer noch die “ Bibel “ für die, die etwas mehr wissen wollen. In diesem Zusammenhang hat es auch viel bis alles mit Musik zu tun.

Die Folgen meiner Neugier bekomme ich immer wieder zu spüren, oft aus einer völlig unerwarteten Richtung. Heute nach einem Konzert in Rüsselsheim spricht mich eine Frau aus dem Publikum an und teilt mir mit, dass das Spielen bei mir so leicht aussieht, ob ich eine andere Stimme spielen würde. Ganz schnell habe ich ihr erklärt, dass es viele Wege zum Erfolg gibt. Den einen sieht man, den anderen nicht.  Die Frau war zufrieden. Aber ich erinnnerte mich an Francois Rabbath und Boussagol : So muss es ihm auch ergangen sein.. Wem ? Na: einem von beiden.