Michael Schneider mit „Tangoharmonika“ im Schützenhaus in Hechingen am 9.3.2014

„Tangoharmonika“, die Band von Uli Johannes Kieckbusch, verstärkt mit dem Geiger Ali Moraly als Gast (links), hat das Abschlusskonzert in der einmonatigen Musikreihe „Hechingen kieckt!“ gegeben. Foto: Leonie Maschke

Einen Monat lang gab der Balinger Künstler und Musiker Uli Johannes Kieckbusch zusammen mit verschiedenen, zum Teil hochkarätigen Musikern den Takt in Hechingen vor. So lange ging das von ihm initiierte und mitgestaltete Musikfest „Hechingen kieckt!“ mit insgesamt neun Konzerten, die an immer anderen Orten in der Zollernstadt stattfanden.

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Photo: Willy Beyer

Das letzte Konzert bestritt Kieckbusch, der bei jeder einzelnen Veranstaltung selbst musikalisch mitgewirkt hatte, mit seiner eigenen Band „Tangoharmonika“. Dem Schlagzeuger Joachim Gröschel und dem Kontrabassisten Michael Schneider konnte man bereits im Konzert einen Tag zuvor lauschen, Peter Antony am Klavier und Ali Moraly an der Geige machten das Ensemble komplett.

Wie der Name der Band vermuten lässt, war der Tango an diesem Abend die bestimmende Musikrichtung. Dennoch klangen auch immer wieder Elemente des Jazz und des Blues durch die Kompositionen hindurch. Ein Walzer war zu hören, sogar eine Ballade, und hin und wieder blitzten Akzente der Klezmer-Musik aus den Liedern hervor. Manche der Stücke, so verriet Kieckbusch, hatte die Band in dieser Zusammensetzung noch gar nicht gespielt oder keine Möglichkeit gehabt, sie ausgiebig gemeinsam zu proben. Das tat der Spielfreude und dem Niveau aber keinen Abbruch.

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Photo: Willy Beyer

Uli Johannes Kieckbusch hatte sich zur Unterstützung seiner Band Ali Moraly ins Boot geholt, der mit seiner individuellen Spielweise der Musik einen besonderen Charme verlieh und damit das Publikum begeisterte. Dass eine Violine nicht nur für klassische Kompositionen geeignet ist, stellte der syrische Musiker eindrucksvoll unter Beweis: Mal war sein Spiel dynamisch und feurig, wie man es mit einem verruchten Tango verbindet, dann wieder entlockte er seiner Geige leisere und nachdenkliche Töne, ließ sie schluchzen, melancholisch sein und die Klänge aus seinem Instrument heraus tanzen. Ein spontan von Kieckbusch hinzugefügtes und nicht einstudiertes Stück konnte ihn nicht aus der Ruhe bringen, und die anschließende Interpretation und Improvisation des Liedes meisterte er tadellos.

Die klaren Töne der Geige standen in sanftem Kontrast zu dem rauen, eher wehmütigen Klang von Kieckbuschs Mundharmonika, die auf raffinierte Weise das Bandoneon, das für jedes Tango-Orchester obligatorische Ziehharmonikainstrument, ersetzte.

Moraly und Kieckbusch stachen sicherlich aus der Gruppe der Musiker hervor. Antony, Gröschel und Schneider mussten sich jedoch nicht verstecken: Auch wenn sie mit ihren Instrumenten hauptsächlich einen harmonischen Klangteppich für die anderen beiden woben und sich in ihrem Spiel dezent zurücknahmen, war ihr musikalisches Talent eben gerade durch diese Zurückhaltung, aber auch durch kleinere solistische Parts deutlich erkennbar.

„Hechingen Kieckt“ am 8..3.2014 – Hohenzollerische Zeitung zum Konzert akestra convolt-Uli Kieckbusch

HECHINGEN

 

Musik in der (Strick-)Fabrik

 

Eine Fabrik und ein Konzert rund um Jazz, Free-Jazz und Blues: passt das zusammen? Ja – erbrachten die Musiker von “Arkestra convolt” im vorletzten “Hechingen kieckt!”-Konzert den Beweis.

LEONIE MASCHKE | 

 

 

Man musste fast ein bisschen suchen, bis man den Ort des vorletzten Konzerts in der Reihe “Hechingen kieckt!” fand: Die Tutto-Fabrikhalle der Wolfgang Zwerger GmbH (Opal) diente am Wochenende dem Ensemble “Arkestra convolt” als Konzertraum mit erfrischendem, ungewöhnlichem Charme.

Während sich die bisherigen Konzerte des Musikfestes vor allem durch extravagante Klangfarben, ungewöhnliche Improvisationen und der Verwendung alltäglicher Gegenstände zur Kreation neuer Musik auszeichneten, griff das Ensemble “Arkestra convolt” gemeinsam mit Uli Johannes Kieckbusch und dem Schlagzeuger Joachim Gröschel auf eher vertraute Klänge des Jazz, Free-Jazz und des Blues zurück, ohne dabei ihren ganz individuellen Charme zu verlieren.

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Photo Willy Beyer

Das Quartett mit Bernd Stang an der Posaune, Michael Schneider am Kontrabass und Cello, Claus Rosenfelder am Saxophon und Francesco Panarese an den Percussions gründete sich 2009 und vereint Folklore mit neuer Musik. Die Gruppe greift zwar auf komponierte Musikstücke zurück, lässt sich aber gegenseitig Freiraum für gemeinsame und solistische Improvisationen.

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Photo: Willy Beyer

Und von einem Mangel an Übung konnte keine Rede sein: Auch wenn beim ersten Lied “Auf falscher Fährte”, eine abgewandelte Blues-Komposition von Kieckbusch, Mundharmonika und Saxophon zunächst Schwiergkeiten hatten, sich in die Improvisation einzubringen, gelang das gemeinsame Musizieren schlussendlich, und ein angenehm beschwingter Klangteppich legte sich auf das lauschende Publikum. Allen Stücken war ein jazziger Grundrhythmus gemein, in den auch immer wieder Blues- und Bebop-Elemente einflossen.

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Photo: Willy Beyer

Durch die geschickte Stimmführung konnte jeder der Musiker nicht nur in den solistischen Parts sein Können unter Beweis stellen, sondern sich auch in die Gruppe einbringen, so dass sich die Mitglieder harmonisch ergänzten. Einen besonderen Charme hatte das Duett von Schlagzeuger Joachim Gröschel und Percussionist Francesco Panarese. Die beiden spielten das erste Mal miteinander, und obwohl ihre Instrumente hauptsächlich der Vorgabe des Rhythmus dienen, kreierten sie eine schwungvolle, saubere Melodie, die durch den Klangraum der Fabrikhalle besonders gut zur Geltung kam. Ihre Kollegen standen ihnen da in nichts nach: Michael Schneider umgarnte seinen Kontrabass regelrecht und entlockte ihm leichthändig wohlig dunkle Jazzklänge. Bei einem von ihm gewählten Bebop-Stück, das er solistisch vortrug, zeigte er, dass der Kontrabass sich durchaus als Solo-Instrument durchsetzen kann.

Posaunist Bernd Stang präsentierte eine ganze Palette von Klängen: Mal ließ er seine Posaune heißere und langgezogene Töne spielen, die sich dann kräftig und voluminös entfalteten, um im nächsten Moment fast nachdenklich und leise zu werden. Der Gründer von “Aarkestra convolt”, Claus Rosenfelder, untermauerte auf seinem Saxophon nicht nur die jazzigen Elemente der Lieder, er spielte auch sanftere und weichere Passagen tadellos.

Kieckbusch unterstützte das Ensemble mit seinem melancholischen Spiel auf der Mundharmonika und lieh auch dieses Mal wieder einigen Stücken seine Stimme. Er präsentierte lyrische Texte mit Witz und Charme. So besang er überaus augenzwinkernd die Frisur einer Künstlerkollegin oder verarbeitete die Kritik einer Musikhochschulprofessorin, die sich einst scheinbar wenig begeistert über seinen Gesang geäußert hatte.

 

Fiesta Argentinia – Peter Seifert bittet zur Musik im Kulturbahnhof Balingen am 24.7.2013

Der Kulturbahnhof in Balingen? Kenne ich nicht. Hier gibt es nur einen Bahnhof. Noch einmal: können Sie mir sagen wo der Kulturbahnhof zu finden ist?
Ergebnis wieder gleich null.
Gut dann fahre ich eben zum Bahnhof oder zum Hauptbahnhof.
Der ist leicht zu erkennen. Es gibt einen schönen Vorplatz mit Taxis und Behindertenparkplätzen. Daneben einen Busbahnhof. Nicht zu übersehen.
Ein wunderschöner Bahnhof. Der gehört Peter Seifert, dem Veranstalter Hat sich eben noch nicht herumgesprochen, dass seit Februar 2013 der Bahnhof sich in Kultur verwandeln will.
Die Bahnhofshalle gehört von morgens sechs bis abends 20:00 Uhr den Fahrgästen.
Dann verwandelt sich die kleine Bahnhofshalle in einen Konzertsaal.
Am 24. Juli 2013 reiste der Tango Harmonika Express an. Fahrkarten mussten nicht gelöst werden.
20.00 Uhr: eine zum bersten gefüllte Bahnhofshalle. Jetzt wirkt sie viel größer mit Tischen und Bänken und einer mobilen Bühne. Das Publikum muss teilweise draußen stehend dem musikalischen Geschehen lauschen.
Aber was geschieht hier?
Tango-aber nicht argentinisch.
Blues-auf Englisch gesungen, klingt aber trotzdem sehr deutsch.
An diesem Abend alles sehr Rhythm and Bluesig.
Peter Antony am E-Piano hat einen sonoren Sub-Whoofer mitgebracht und jeder Basslauf der linken Hand klingt nach einem Turbo-Bösendorfer.
Da sich die zahlreichen Gäste an diesem Abend während des Konzertes sehr viel zu sagen haben kommt es sehr gut rüber, dass Tangoharmonika einen Touch Rhythm and Blues entwickelt, der dank Peters viriler Spieltechnik sehr funky ins Ohr geht und dem Lautstärkepegel im Publikum problemlos musikalisch Paroli bietet.
So wirkt das Mundharmonikaspiel von Uli Kieckbusch zeitweise wie ein Alibi für große Klaviersoli.
Nur bei “ Little Lady“ finden sich viele suchende Augen für die kaum sichtbare Harmonika in Ulis Mund.
In dem insgesamt großen orchestralen Sound dieses Abends war dies eine kleine Perle der akrobatischen Harmonika Musik.
Uli Kieckbusch, der Komponist aller Stücke dieses Abends, der Harmonika Virtuose und der hemmungslose Sänger der sogar Udo Lindenberg und Tom Waits in den Schatten stellt war trotzdem der Highlight dieses Abends.
Vom tiefen Bass bis in die höchsten Falsettregister: das Opern hohe C erscheint geradezu lächerlich angesichts Ulis Gesangsvermögen.
Der Mut zum hässlichen Gesang entwickelt allein dadurch schon eine traumwandlerische Schönheit eines sehr expressiven und lustvollen Gesanges. Jeder im Publikum spürt, dass hier nicht hässlich gesungen wird um genau dies zu tun, sondern um überhöht genau das Gegenteil zu erreichen. Uli Kieckbusch hat noch eine Sehnsucht. Das macht ihn sehr sympathisch, ganz gleich ob man ihn, seine Texte oder seine Musik versteht. Alle spüren: er macht nicht einfach weiter, sondern er will noch etwas. Er hat ein Ziel. Wir kennen es nicht aber: wir folgen ihm weil er, seine Musik und sein Gesang süchtig machen .
Joachim Gröschel am Schlagzeug und an der Perkussion ließ sich diesen fulminanten Abend nicht entgehen und zog kräftig mit.
Showtime ! war angesagt bei seinem fünfminütigen Schlagzeug Solo.
Wenn Joachim Gröschl sich musikalisch einmischt, dann sind 5 Minuten verdammt kurz, das „Amuse Geulle “ also viel zu klein.
Wir benamsen es jetzt auf Deutsch:
Ein heißer Abend! In jeder Hinsicht heiß. Musikalisch, menschlich und von den Temperaturen ganz zu schweigen.
Bei so viel Hitze musste der kammermusikalische Aspekt und das Feinsinnige in der Musik von Ulli Kieckbusch etwas im Hintergrund bleiben.

Tangoharmonika , das sind:
Uli Kieckbusch, Gesang, Harmonika
Peter Anthony, E-Piano
Joachim Gröschel, Schlagzeug, Percussion
Michael Schneider, Kontrabass, Cello