Profis zu Besuch – trifft auf Kultur an der Realschule Waibstadt.

Die Lyrikerin Vanja Simeonova sowie die Musiker Michael Schneider und Walter Pfundstein präsentierten Lyrik und Musik unter dem Motto: Das Fremde in dir und deiner Welt.
Das zur Zeit alles beherrschende Thema Flüchtlinge und wie gehe ich mit dem Fremden um wurde der neunten Klasse von Frau Sibylle Bachmaier in einer kleinen Poetikdozentur anhand von gereimten sowie frei assoziierten Gedichten verdeutlicht.
Lesen Schüler heute noch Gedichte ? Ja, mehrere sogar unter den 24 SchülerInnen. Zwei von ihnen verfassten sogar eines während der 120 minütigen Veranstaltung.
Ist ein Rap von Bushido ein Gedicht ? Im Vergleich mit einem Song-Text von Bob Dylan wurde schnell klar, dass Bushido auflistend seine Probleme beschreibt.
Worte wie auch Zusammenhänge werden aneinander gereiht, resultieren aber nicht in einer Überhöhung des Erzählten.
Die Transformierung in eine neue Dimension kann sowohl in einem besonderen Sprachduktus als auch in Verbindung mit Musik geschehen.
Ganz besonders beeindruckt zeigten sich die Jugendlichen nach Vanjas Vortrag eines eigenen Gedichts über Ausgrenzung/Mobbing. Diesen Text unterlegten ein Cello und ein Kontrabass mit langen Bordun Tönen und sparsam eingeflochtenen frei improvisierten Passagen.
Die Wirkung: Text und Musik sorgten für absolute Stille während und noch lange nach dem Vortrag.
Die Botschaft war angekommen: irgendwo, irgendwie in deinem Körper oder deiner Seele will etwas zum Schwingen gebracht werden. Dann kannst du dich gemeinsam mit dem Fremden, Unbekannten verständigen, ihm eine Tür zu deiner Seele öffnen.
Der Schulleiter Herr Sauer ließ es sich nicht nehmen, eine Weile ebenfalls schweigend die Schulbank zu drücken.
Jetzt fehlt aber noch das wichtigste in der Berichterstattung:
Die Französisch Lehrerin Andrea Häusl wird mit der Klasse 9 Gedichte von Vanja Simeonova ins Französische übersetzen.

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Profis zu Besuch – Michael Schneider ist offizieller Kooperationspartner der Realschule Waibstadt.

Profis zu Besuch. Der Philharmoniker Michael Schneider ist offizieller Kooperationspartner der Realschule Waibstadt.
Die Akteure am 18. November 2016:
Die Klasse 9 von Frau Sybille Bachmaier.
Die Französisch Lehrerin Andrea Häusl.
Die Schriftstellerin Vanja Simeonova.
Michael Schneider, Violoncello und Walter Pfundstein, Kontrabass.
David Loeb, Komponist, vertreten durch seine Dúo Kompositionen.

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Am 18. November 2016 präsentierte ein Lyrik-Musik Workshop den Schülern und Schülerinnen der neunten Klasse Musik des New Yorker Komponisten David Loeb sowie Lyrik von Klassik bis brandaktueller Prosa-Lyrik von Vanja Simeonova.
Schräge Musik für diese jungen Menschen, die andere Hörgewohnheiten haben als moderne klassische Musik oder inhaltlich heftige zeitgenössische Lyrik.
Aber es geht hier nicht um die Frage, ob der Klasse neun diese Musik gefällt. Es geht um die Frage der Ausgrenzung und Ablehnung von Unbekanntem, noch nie Gehörtem. Lasse ich mich darauf ein es kennen zu lernen, dann kann ich hinterher entscheiden ob es mir gefällt oder nicht. Dann habe ich bei meiner Entscheidung die Wahl zwischen zwei Erfahrungen. Lehne ich etwas ab ohne es genauer zu kennen, dann lebe ich ein Vorurteil, also eine einseitige Entscheidung.

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Aber: auch die “ Macher “ dieses Workshops konnten viel lernen an diesem Vormittag. Die SchülerInnen sollten von allzu hartem Tobak verschont bleiben, die Akteure wiollten die Jugend nicht verprellen.
Aber was waren die stärksten Momente dieser drei Schulstunden?
Ein Gedicht untermalt mit Musik. Natürlich wissen die Profis, wann es zuviel ist oder zuwenig und wann ein musikalischer Kommentar intensivierende Wirkung hat. Aber das war auch der Sinn dieses Workshops. Eine weitere sehr heftige Reaktion löste ein Gedicht von Vanja Simeonova aus, das sie selbst vortrug passend zum Leitthema der Realschule Waibsstadt : “ Wir geben Mobbing und Ausgrenzung keine Chance. „

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Breite Seite Nummer drei in Sinsheim im Wonnemonat Mai. Profis zu Besuch. Der Mittwoch Termin von Michael Schneider. Aber welcher Profi ist heute bei wem? Dies und viel mehr können Sie gleich erfahren.

Frühling. 21°. In Sinsheim in den Messehallen. Auf dem Platz davor wird in dem eingezäunten Gelände fleißig Fußball gespielt. Die Security Männer aalen sich in der Sonne am Eingang, auf jeden Fall im Freien. Diese Feststellung ist eigentlich ein weißer Schimmel, alle Security Männer stammen vermutlich aus den gleichen Ländern, aus denen die Flüchtlinge entronnen sind. Also: Afghanistan, Gambia, Syrien und der Irak. In der großen Halle gibt es trotzdem einige unermüdliche Fernseh – Gucker.
Michael Schneider hat die letzte Woche genutzt, um sein Repertoire zu erweitern, auch mit moderneren Werken, um so Abwechslung in seine Musizierstunden zu bringen. Es war aber niemand da, bis auf drei meiner Gitarren Schüler, die am liebsten gleich mit dem Unterricht begonnen hätten. Stattdessen tauchte der spirituelle Anführer der Trommlergruppe auf, Ismaila. Der durfte dann buchstäblich seine Kollegen “ zusammentrommeln „. Es gibt heute wichtiges zu besprechen. Michael Schneider hat fünf Termine für den Juni organisiert, öffentliche Feste, die zwei Veranstaltungen in der Real Schule Waibstadt. Da geht es um organisatorische Fragen, aber auch um deutsche Zuverlässigkeit, denn Michael Schneider macht sich Sorgen, wie ein Sack Flöhe von Sinsheim nach Waibstadt pünktlich befördert werden kann.
Meine gambianischen Trommelfreunde hören mir eine Weile zu, dann reden sie in einer mir fremden und unverständlichen Sprache unter sich.
Sie diskutieren unermüdlich. Michael Schneider denkt: schöne Musik diese Sprache. Und dann denkt er noch, dieser tiefschwarze Trommler mir gegenüber mit seinen Locken Haaren, einer blauen Wollmütze und das alles in einem weißen T-Shirt: wow das sieht toll aus.
Dann reden sie wieder mit mir, also auf Englisch in diesem Fall.
Die erste Mitteilung: vom 6. Juni bis einschließlich 6. Juli gibt es den Ramadan und da wird keine Musik gemacht. Damit sind alle Juni Termine hinfällig. Und ich stehe blamiert da und kann nur noch sagen, dass ich nicht beleidigt bin und halt Termine verschoben werden und neue Möglichkeiten gesucht werden.
Dann gehen die Tarifverhandlungen in die zweite Runde. Die Trommler verlangen Proben vor Auftritten und Konzerten.
Ich dachte, die trommeln einfach nur so, aber anscheinend geht es bei den Trommlern genauso zu wie bei einem Streichquartett oder einem Oktett von Franz Schubert oder dem Beethoven Septett: da werden die Rollen ganz genau verteilt.
Die weiteren Tarif Verhandlungen führten letztendlich dazu, dass Michael Schneider es nicht mehr ausgehalten hat und mit zwei Gambianern noch am gleichen Abend nach Heidelberg zu Paco, einem Senegalesen gefahren ist um zwei weitere Djemben einzukaufen, heute aber auf Rechnung weil noch keine Spendengelder angekommen sind. Meine beiden Trommler aus Sinsheim konnten sich mit Paco fließend unterhalten und darüber habe ich mich fragend gewundert. Ich erfuhr, dass Gambia, Senegal und Mauretanien bis zur Kolonialisierung durch uns Europäer ein Land und eine Sprache waren. Diese Sprache ist das “ Wolof „.
Also muss ich mal wieder feststellen, dass nicht nur unsere Waffenlieferungen und die kolonialistische Ausbeutung durch Europa diese Länder deformiert hat, sondern ebenso die willkürlichen Grenzen der Kolonialmächte. Ich habe mich immer schon über die mit dem Lineal gezogenen Grenzen im Nahen Osten gewundert.
Fazit dieses Nachmittages: Meine Betreuerin vom DRK Rhein Neckar hat jetzt jede Menge zu tun um die Forderungen meiner Profi Musiker in die Praxis umzusetzen. Daneben steht aber die sehr gewichtige Erkenntnis, dass es sich dabei nicht um Flöhe handelt sondern um sehr verantwortungsvolle und äußerst engagierte Musiker. Verzeihung! Profis.

Profis zu Besuch an der Realschule Waibstadt. Herr Jäger von der RNZ war dabei.

Realschule - Vortrag.3 Foto: Jäger
Der Kritiker der Rhein Neckar Zeitung, Herr Jäger kommentierte diese Veranstaltung am 12.2.2016 folgendermassen:
“ Waibstadt. (aj) Nach den gelungenen Veranstaltungen im letzten Schulhalbjahr konnte nunmehr die Realschule mit einer weiteren Veranstaltung im Rahmen ihrer Reihe „Kultur an der Realschule Waibstadt“, welche die Realschule erfolgreich seit 2010 mit verschiedenen kulturellen Inhalten füllt, aufwarten. Diesmal stand in der Konzert-Lesung für die Klasse 9 und 10 das Thema „Die Erklärung der Menschenrechte“ auf dem Programm.
Im Rahmen der Reihe „Profis zu Besuch“ waren der Solo Kontrabassist Michael Schneider des Philharmonischen Orchesters Heidelberg gemeinsam mit seiner Tochter, der Schauspielerin Anna Kaess, Gast dieser Konzertlesung. Michael Schneider begleitete die Lesung auf Violoncello und Kontrabass. Anna Kaess machte Texte von Adalbert Stifter, Juli Zeh und die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 lebendig.
Die beiden Profis hatten beschlossen in der Realschule Waibstadt den Mund aufzumachen und mit den Schülern über die Menschenrechte zu sprechen. Es freute sie, dass nicht nur die einladenden Lehrer Sybille Bachmaier und Hannes Weigel dieser Problematik offen gegenüber standen, sondern Schulleiter Klaus Sauer dies in besonderer Weise fördert.
Die Veranstaltung begann mit einem Zitat der Schriftstellerin Juli Zeh, nämlich „Mit den Menschenrechten ist es wie mit den zehn Geboten.“ Die Menschenrechte seien ein ganz besonderer Text, sie sind eine Botschaft, die die Menschheit an sich selbst geschrieben hat und möglicherweise die einzige Botschaft der Welt bei der es nichts ausmacht wenn niemand ihren Inhalt kennt.“

Dazu gehörte auch das Stichwort Diskriminierung.
Um dies der neunten Klasse klar vor Augen zu führen machte Michael Schneider an einem Beispiel eindrucksvoll klar, wie schnell eine Aussage die Menschenwürde verletzten kann. In der Diskussion von Betroffener und der Klasse wurde herausgearbeitet, was Ausgrenzung bei einem Menschen bewirkt.
Jeder weiß wie sich Diskriminierung, wie sich Mobbing oder Ablehnung anfühlt. So spontan diese Vorführung war, so betroffen machte sie doch die ganze Klasse.
„Wie fühlt man sich, wenn das eigene Haus, wenn die Heimat zerstört ist?“
„Und wie fühlt man sich erst, wenn man dann in ein anderes Land kommt und dort noch weitere Ablehnung erfahren muss?“ Hierzu hatte der Heidelberger Philosoph Hans Georg Gadamer eine gute Kant’sche Formulierung gefunden, die besagt: „Toleranz ist die Fähigkeit aus der Sicht des anderen zu denken.“
Eine weitere Million Flüchtlinge werden im laufenden Jahr auf Asyl in Deutschland warten. Für viele Politiker ein Grund, die Grenzen dicht zu machen, so Schneider und Kaess. Aus ihrer Sicht sei dies der Beginn von Menschenrechtsverletzungen, die der Resolution der Vereinten Nationen vom Dezember 1948 klar entgegenstehen.
Anna Kaess, Mutter eines zweijährigen Sohnes und angehende Schauspielerin, konnte mit ihren 23 Jahren den Klassen anspruchsvolle Texte von Juli Zeh, sowie die Erklärung der Menschenrechte quasi als Gleichaltrige überzeugend darlegen. Restlos begeistert waren die Schüler von ihren Liedern die sie zum Thema, sich selbst auf der Gitarre begleitend, gesungen hat.
Bild: Gast der Konzertlesung der Realschule Waibstadt zum Thema „Die Erklärung der Menschenrechte“ waren der Solo Kontrabassist Michael Schneider des Philharmonischen Orchesters Heidelberg und seine Tochter, die Schauspielerin Anna Kaess.“
Realschule - Vortrag.1 Foto: Jäger

Realschule - Vortrag.2 Foto: Jäger

Michael Schneider, der Musik- und Redeprofi in der Realschule Waibstadt zitiert Hans Dieter Hüsch am 18.1.2016

Im Rahmen der Veranstaltung : Profis zu Besuch liess Michael Schneider es sich nicht nehmen, neben der Musik der Cellosuiten von Johann Seabstian Bach,ein Ricercar von Giovanni Battista Degli Antonii sowie Musik für Cello Solo von Hanning Schröder, auch eine weitere Lieblingsbeschäftigung zu präsentieren: Die passende Lyrik und Texte zu seinen jeweiligen Themen hat er immer dabei.
Hier gebe ich einen Lied Text von Hans Dieter Hüsch wieder, der mich schon seit vielen Jahren begleitet.

Das Lied vom runden Tisch

Den möcht‘ ich seh’n
Der mir untersagt
Mich mit einem Liberalen
An einen runden Tisch zu setzen!
Den möcht‘ ich seh’n –
Wie er festen Schritt’s auf mich zukommt
Die Hände in den Taschen
Und dann von oben runter fließend zu mir sagt:
„Mit wem sitzt denn du da?
Feines Gesocks, was?
Na ja, du warst ja schon immer was Besseres!
Das Bier würd‘ mir nicht schmecken!
So täuscht man sich halt –
Wechselst mal wieder das Hemd
Wie mir scheint!“

Darauf gibt’s nur eine Antwort:
„Quatschkopf! –
Dieser Liberale hier
Ist mein Freund!“

Den möcht‘ ich sehen
Der mir untersagt
Mich mit einem Christen
An einen runden Tisch zu setzen!
Den möcht‘ ich sehen –
Wie er feinnervig mich beäugt
Sich bei mir einhakt, ein paar Schritte mich entführt
Und dann in seiner hochgestochnen Suppe rührt:
„Du mit dem?
Das halt‘ ich für absurd!
Dessen Bier schmeckt doch nach Weihwasser –
Und nichts ist bewiesen!
Die Kirche ist doch ein alter Hut –
Was für alte Leute, wo man betet und greint!“

Darauf gibt’s nur eine Antwort:
„Deine Ansicht! –
Aber dieser Christ hier
Ist mein Freund!“

Gott, wieviel Jahre wünsch‘ ich mir schon
Einen alten großen runden Tisch
An dem die verschiedensten Menschen sitzen
Und einer davon wär‘ der Hüsch!

Den möcht‘ ich sehen
Der mir untersagt
Mich mit einem Erzdemokraten
An einen runden Tisch zu setzen!
Den möcht‘ ich sehen –
Wie er zunächst überlegt
Dann aber doch mich anspricht
Zunächst um den heißen Brei geht
Dann aber doch zu verstehn gibt –
Ungeheuer enttäuscht zu verstehn gibt:
„Na ja, Sie hatten ja schon immer ’ne Vorliebe für gewisse Extreme!
Wir dachten uns nur
Wo Sie jetzt älter geworden, hätte sich das gelegt!
Erstaunlich, erstaunlich –
Gerade von Ihnen hätten wir das gemeint!

Darauf gibt’s nur eine Antwort:
„Sie mögen Recht haben! –
Aber dieser Erzdemokrat hier
Ist mein Freund!“

Den möcht‘ ich sehen
Der mir untersagt
Mich mit einem Kommunisten
An einen runden Tisch zu setzen!
Den möcht‘ ich sehen –
Wie er auf mich zufedert
Mir die rechte Hand auf die linke Schulter legt
Sich dann langsam herabbeugt und zu mir sagt:
„Muss das sein?
Ich meine, Sie können doch auch Ihr Bier woanders trinken –
Haben Sie doch gar nicht nötig!
Und außerdem wird sich das sicher rumsprechen!
Nicht dass ich stören wollte –
Ich hab’s nur gut gemeint!“

Darauf gibt’s nur eine Antwort:
Vielen herzlichen Dank! –
Aber dieser Kommunist hier
Ist mein Freund!“

Gott, wieviel Jahre träume ich schon
Den gleichen Traum vom gleichen Stoff
Von Bruder und Schwester, Vater und Sohn
Und einer davon heißt Schretzmeier
Und ein anderer Oberhoff
Und alle reden und trinken, essen und denken
Nach Herzenslust und Gelüsten –
Mit Ausnahme der Faschisten!

Den möcht‘ ich sehen
Der mir untersagt
Dieses Lied öffentlich vorzutragen –
Den möcht‘ ich sehen!

Deshalb sing‘ ich dieses Lied
Und wollte das hier mal sagen!

Michael Schneider – arkestra convolt und das Osvaldo-Golijov-Weltmusikprojekt.

Bei der Veranstaltung “ Profis zu Besuch “ in der Realschule Waibstadt ging es in der letzten Woche nicht nur um Musik. Die Erklärung der Menschenrechte der UNO war auch Anlass über Flüchtlinge und Integration zu sprechen. Selbsverständlich konnten weder die Klassen 6, 9 und 10 , noch der Musik-Profi die Probleme lösen.
Was hat Osvaldo Golijov und arkestra convolt damit zu tun?

Osvaldo Golijov ist ostjüdischer Abstammung und lebt in Argentinien. Er komponierte und arrangierte zusammen mit Gustavo Santaolalla für die Sopranistin Dawn Upshaw einen Zyklus von elf Stücken mit Musik aus dem Spanien des 15. Jahrhunderts, einer Zeit der friedlichen Koexistenz von Arabern, Juden und Christen. Auch in der musikalischen Adaption des Weltmusik Quartetts wechseln die Melodien von jüdischen zum arabischen und weiter ins christliche Idiom. Auch musikalisch wird hier klar, wie eng diese drei Kulturen miteinander verknüpft sind und wir erleben damals wie heute ganz aktuell, wie furchtbar es ist, wenn sie sich nicht mehr verstehen.

Was Michael Schneider zusammen mit arkestra convolt in den kommenden Konzerten musikalisch zu diesem Thema zu sagen hat entspricht dem Motto dieses Ensembles: global,quer,instrumental

Mit dabei war in Waibstadt auch Anna Kaess, angehende Schauspielerin mit einer wunderbaren Singstimme. Sie präsentierte in den drei Veranstaltungen Dota Kehrs Lied: “ Es gibt Grenzen „. Auf Facebook hat Dota Kehr 2015 den Text zu ihrem neuen Song veröffentlicht.

Grenzen
Wer ist drinnen, wer ist draußen?
Ich mal eine Linie. Du darfst nicht vorbei.
Da trifft Luft auf Luft,
da trifft Land auf Land.
da trifft Da trifft Haut auf Blei.
Wo ist oben, wo unten?
Wer könnte, wer wollte das ändern?
Was geschieht in den Ländern
an ihren Rändern?
Es gibt Frontex und push-backs,
Zäune, Waffen, Flüchtlingsabwehrkonferenzen.
Das Mittelmeer wird ein Massengrab.
Es gibt Grenzen.
Sie führen zu Nationalismus mit seinen
bekloppten Konsequenzen,
Man entrechtet Leute, nur weil sie von irgendwo kamen.
Es gibt Grenzen.
Könnten Sie diese Antwort bitte
sinngemäß richtig ergänzen:
was liegt möglicherweise im Kern des Problems?
Es gibt Grenzen.
Ich melde mich ab, gebt mir einen Pass,
wo „Erdenbewohner“ drin steht.
Einfach nur „Erdenbewohner“.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.
Wir ziehen eine Grenze im Himmel,
ein Gott ist hier und einer ist dort.
Dann drohen sie sich mit den Fäusten
In Ewigkeit und so fort.
Da muss es was Besseres geben,
Frieden bringt kein Götterbote.
Wir haben es ein paar tausend Jahre mit Grenzen versucht,
das gab sehr viele Tote.
Nennt mich naiv, es ist mir egal,
aber ich finde es reicht.
Ich suche das Land, in dem jeder dem andern
in Staatsunangehörigkeit gleicht.
Ich melde mich ab, gebt mir einen Pass,
wo „Erdenbewohner“ drin steht.
Einfach nur „Erdenbewohner“.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.
Ich schließe die Tür und genieße die Stille,
ich grenze mich ab, das muss sein.
Jeder hat seine Grenze, die ihn umgibt,
sie schließt ihn schützend ein.
Jeder Übergriff, jeder Schlag
verletzt ein Menschenrecht.
Warum schützt man die Grenzen der Staaten so gut
Und die Grenzen der Menschen so schlecht?
Sie müssen nicht zwischen den Ländern verlaufen,
aber zwischen den Menschen.
Nicht aus Stacheldraht sollen sie sein,
sondern aus Respekt.
Es gibt Grenzen

Das Philharmonische Orchester Heidelberg schickt den Profi auf Besuch: Solokontrabassist Michael Schneider in der Realschule Waibstadt.

18. Januar 2016.
Menschenrechte. 30 Artikel über die Frage, was einen Menschen in der Gemeinschaft ausmachen soll. Der Profi Michael Schneider und seine Tochter Anna Kaess, angehende Schauspielerin setzen Kontrapunkte zum “ Nicht-Gedachten „. Das Nachdenken soll also hier und jetzt beginnen. Worüber ?
Am 18. Januar 2016 findet kein Frontalunterricht statt.
Die 10. Klassen finden 15 der 30 Artikel der Erklärung der Menschenrechte aus dem Stand ohne Hilfe.

Flüchtlinge. Ausländer. Moslems. Diskriminierung……………………….
Dann kommt die auslösende Bemerkung eines Schülers: Hitler war selber ein Jude.
Darauf die Frage an die SchülerInnen: Was ist DEUTSCH ?

In dem Drama: “ Des Teufels General “ von Carl Zuckmayer geht es um den General Harras. ( Die Handling ist weiter unten nach Wikipedia zitiert ).
In dem Stück macht sich ein Offizier um seinen Stammbaum Sorgen, es geht um reinrassiges Deutschtum.
General Harras erklärt ihm, was deutsch ist: in Germanien waren die Wikinger, die Hunnen, die Inder, die Tataren, die Römer. Alle haben sich mit den Germanen vermischt und Kinder gezeugt. Und das nennen wir heute “ DEUTSCH „.

Des Teufels General ist ein deutscher Schwarzweiß-Spielfilm nach Carl Zuckmayers gleichnamigem Drama von 1945 mit Curd Jürgens in der Hauptrolle. Marianne Koch, Viktor de Kowa und Karl John sind in tragenden Rollen besetzt. Der Film entstand 1954 unter der Regie von Helmut Käutner, produziert von Walter Koppel und der Real-Film GmbH. Am 23. Februar 1955 wurde er in den Kinos uraufgeführt. Im Fernsehen wurde er erstmals am 24. April 1967 vom ZDF ausgestrahlt.
Handlung :

Deutschland im Dezember 1941. Während des Zweiten Weltkriegs sucht die Führung der gefürchteten SS aus strategischen Gründen die Nähe des berühmten Luftwaffengenerals Harras. Dieser ist ein erfahrener Veteran des Ersten Weltkriegs sowie passionierter Pilot. Der weltoffene, charmante Harras teilt allerdings nicht die Ideologie der NS-Diktatur und verspottet diese. Neben dem Fliegen hegt er nur Affinitäten zu Frauen und Alkohol.

Auf einer Veranstaltung im Rahmen einer Auszeichnung für Flieger lernt Harras die erst 21-jährige Dorothea kennen. Die beiden fühlen sich sogleich zueinander hingezogen. Während derselben Feier versucht der SS-Gruppenführer Schmidt-Lausitz, Harras für seine Ziele zu gewinnen. Der Versuch scheitert kläglich, General Harras weist ihn verachtungsvoll zurück. In derselben Nacht missachtet er die Warnungen seines Freundes Oderbruch, der ihm rät, zu fliehen, da die SS ihn verhaften wolle. Harras tut die Warnungen ab und fährt dennoch in seine Wohnung, wo er umgehend von der Gestapo festgenommen wird. Er wird eingesperrt und soll durch psychische Folter gefügig gemacht werden. Damit will die SS ein Exempel statuieren, auf dass sich ihr niemand mehr widersetzen möge. Schmidt-Lausitz‘ Aktion ist persönlich genehmigt und gedeckt durch Heinrich Himmler. Nach 14 Tagen Haft und anschließender Freilassung ist Harras ein anderer Mann. Ihm ist nun bewusst, dass er durch seine Zeit bei der deutschen Luftwaffe einen fatalen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat – diesen gilt es nun zu brechen. Aus diesem Grund schützt er seinen Freund Oderbruch. Dieser verschweigt einen gefährlichen Konstruktionsfehler an den in Erprobung stehenden Flugzeugen, damit diese nicht für den Fronteinsatz genutzt werden können, um so Hitlers Regime nachhaltig zu schwächen.

Schmidt-Lausitz versucht Harras zu zwingen, entweder den Urheber des Konstruktionsfehlers binnen zweier Stunden zu benennen oder ein Rücktrittsgesuch von allen Ämtern zu unterschreiben, was einer Selbstbezichtigung gleichkäme. Da Harras den Urheber der Fehlkonstruktion deckt, würde er zum Tode verurteilt. Daraufhin eskaliert die Situation: Mittels vorgehaltener Waffe jagt Harras Schmidt-Lausitz aus dem Raum. Doch anstatt zu fliehen – eine Fluchtmaschine steht mit laufendem Motor für ihn bereit – startet er bewusst mit einer der fehlerhaften Maschinen und stürzt sich zu Tode in den Flughafen-Kommandostand, der in Flammen aufgeht.

Profis zu Besuch in der Real Schule Waibstadt. Anna Kaess und Michael Schneider mit Musik und Rezitation zum Thema : Menschenrechte am 18.1.2016

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Montag 18. Januar 2016. Das Jahr fängt gut an: eine weitere Million Flüchtlinge werden im laufenden Jahr auf Asyl in Deutschland warten.
Für viele Politiker ein Grund, die Grenzen dicht zu machen.
Aus der Sicht der beiden Gäste – Michael Schneider, Musiker und seiner Tochter Anna Kaess, Schauspielerin – ist dies der Beginn von Menschenrechtsverletzungen, die der Resolution der Vereinten Nationen vom Dezember 1948 klar entgegenstehen.
Die beiden Profis haben beschlossen in der Realschule Waibstadt in den Klassen neun und zehn sowie einer sechsten Klasse den Mund aufzumachen und mit den Schülern über die Menschenrechte zu sprechen.
Die beiden freuen sich sehr, dass nicht nur die einladende Lehrerin, Sibylle Bachmaier dieser Problematik offen gegenüber steht, sondern auch besonders der Schulleiter Herr Sauer dies in besonderer Weise fördert.
Zitat von Juli Zeh:
“ Mit den Menschenrechten ist es wie mit den zehn Geboten: drei Gebote, drei Artikel der Uni Erklärung bekommen wir vielleicht noch zusammen. Verbot der Sklaverei. Verbot von Folter. Recht auf Arbeit. Aber dann, seien wir mal ehrlich, wird es dünn. «.
In der Klasse zehn mussten wir Juli Zeh eindeutig korrigieren: aus dem Stand brachte die Klasse gemeinsam 15 Artikel von insgesamt 30 der UNO Erklärung ohne Hilfe der Gäste zusammen.
Dazu gehörte auch das Stichwort: Diskriminierung.
Um dies der neunten Klasse klar vor Augen zu führen griff sich Michael Schneider eine Schülerin heraus und behauptete, dass der Schüler Gemeinschaft ihre Haare nicht gefallen und wir sie deswegen nicht mögen. Sehr betroffenes Gesicht der Schülerin. Sofort nahm Michael Schneider die Schülerin bei der Hand, entschuldigte sich und fragte sie: wie hast du dich bei dieser Behauptung gefühlt?
Die Antwort erübrigt sich hier. Jeder weiß wie sich Diskriminierung, wie sich Mobbing oder Ablehnung anfühlt. Aber diese Schülerin bleibt im Klassenverband, diese Schülerin hat die Entschuldigung von Michael Schneider gehört, sie darf auch in Waibstadt und bei ihren Eltern bleiben.
So spontan diese Vorführung war, so betroffen machte sie doch die ganze Klasse.
Wie fühlt man sich, wenn das eigene Haus, wenn die Heimat zerstört ist?
Und wie fühlt man sich erst, wenn man dann in ein anderes Land kommt und dort noch weitere Ablehnung erfahren muss?
Der Heidelberger Philosoph Hans Georg Gadamer hat zu dieser Problematik eine gute Kant’sche Formulierung gefunden: „Toleranz ist die Fähigkeit aus der Sicht des anderen zu denken.“
Anna Kaess, quasi gerade eben erst der Schule “ entronnen “ schon Mutter eines zweijährigen Sohnes, angehende Schauspielerin, sie konnte mit ihren 23 Jahren den Klassen anspruchsvolle Texte von Juli Zeh, sowie die Erklärung der Menschenrechte quasi als gleichaltrige überzeugend darlegen. Restlos für sie eingenommen haben aber noch ihre Lieder, die sie zu diesem Thema, sich selbst auf der Gitarre begleitend gesungen hat.

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