Rabbath Technik auf dem Violoncello ? Geht das nur bei Michael Schneider ? II. Teil

Mein großartiger Lehrer Willi Beyer sagte immer wieder über Francois Rabbath: “ das ist eine Granate „. Ich übersetze: das können wir nicht lernen. Ich habe es gelernt und noch viel mehr: Ich spiele seitdem auch Cello und zwar so, dass hervorragende Musiker grossen Wert darauf legen mit mir zu musizieren.

Der Krabbengang, das Pivot, die Neue Lageneinteilung, der Daumeneinsatz in allen Positionen und die gedankliche Befreiung von festgefahrenen Denkmustern geben mir die Freiheit mich an Stücke heranzuwagen und sie als leicht zu erleben, die auf traditionellem Weg für mich unspielbar wären. Das kann jeder lernen. Nur: wenn Lehrer ihren Schülern erzählen, dass “ man das so macht und nicht anders „, dann sind sie für die Zeit nach diesem Lehrer blockiert.

Phillip Teubner kam zu mir, hatte schon sieben Jahre Unterricht hinter sich. Ich zeigte ihm das Pivot und er meinte, dass er das unterhalb der Oktave nicht gut könne, weil er dann unsauber spielen würde. Nun gut, dann spiel doch beide Fassungen, deine herkömmliche Art und einmal mit Pivot. Das war die erste Stunde des Kennenlernens von Pivot. Seine eigene Einschätzung war: mit Pivot ist die Tonleiter jetzt schon viel sauberer als auf die alte Art.

Kurze Zeit später spielte er im Saarländischen Landesjugendorchester mit. Während einer Probenphase wurde die Kontrabass Gruppe von einem Bassisten des Saarländischen Rundfunks “ präpariert „. Als er bemerkte, dass Phillip Teubner fast alle Beethoven Passagen in der Daumenlage auch auf den tiefen Saiten spielte, kommentierte er das so: “ das kann ja nicht sauber werden…..“ Phillip Teubner entschloss sich zu einer musikalischen Replik: “ dann spiele ich das jetzt mal alleine vor, ganz gleich wie es wird.“ Es wurde sauber. Er spielte nicht nur sauberer als alle anderen, der Tutor lobte ihn auch noch für seinen schönen Ton. Den Rest der Woche durfte mein Schüler dem Tutor die Rabbath Technik erklären.

Was hat Phillip Teubner anders gemacht ? Läufe auf der G-Saite hat er sich erspart. Z.B. spielt er bis zur leeren G-Saite und der nächst höhere Ton ist dann das A-Flageolett in der Daumenlage auf der dritten Saite und schon geht der Lauf weiter, quer über die nächsten drei Saiten. Hätte Beethoven jetzt noch höher komponiert, dann hätte sich das gleiche Spiel wiederholt: rauf bis zum G in der Daumenlage und dann beim Flageolett A auf der D-Saite weiter.

Genau so verfahre ich auch mit dem Cello. Im herkömmlichen Sinn kann ich gar nicht Cello spielen, verweigere für mich auch das Nachholen. Für die meterlangen Etüden Berge habe ich keine Zeit und keine Lust. Ich will meinen Spass haben. Ich übe Cello gern und viel, aber an der richtigen Stelle. Ich habe in anderen Beiträgen audio-visuelle Beispiele eingefügt: Spagnelo für Kontrabass Solo, Erinnerung für Harfe, Cello und Kontrabass sowie Jason und Medea für Klarinette und Cello, alles Werke von Olga Magidenko ( die finden Sie auch auf Youtube ). In jedem dieser Stücke finden sich für mich eigentlich unspielbare Passagen, wenn ich sie auf einer Saite rauf und runter spielen müsste. Das bereitet mir aber keine Freude. Aber ich habe ja die Rabbath Technik für das Cello entdeckt: statt rauf und runter bewege ich mich quer über die Saiten. Dafür suche ich mir den tiefsten – oder einen tiefen – Ton der Passage auf den tieferen Saiten in einer höheren Lage und bleibe dort solange es geht.

Ich kann Ihnen das gerne noch einmal auf Deutsch erläutern : Ich kann in einem mehrstöckigen Haus bequem mit dem Fahrstuhl in die nächste Etage fahren und es mir dort gemütlich machen. Ich kann aber auch von aussen eine Leiter anlegen und mit Absturzgefahr dort entlang klettern. Wie lange das dauert, das spüren Sie bereits.

Inzwischen kommen auch Cellisten zu mir die etwas über die Rabbath Technik erfahren möchten. Ich verrate Ihnen ein Geheimnis aus Frankreich: Francois Rabbath hat einem Geiger aus dem Orchester der Opera de la Bastille mit seiner Technik dazu verholfen, die Paganini Capricen für Violine so im Konzert zu spielen, dass seine Orchester Kollegen aus allen Wolken fielen. Dieser Geiger war und ist Tuttist an der Opera de la Bastille.

 

Das Violoncello und die Rabbath Technik – wurde sie dafür erfunden ? – fragt scheinheilig Michael Schneider und empfiehlt seine Neue Lageneinteilung auf dem Cello. I. Teil

Es gibt unendlich viele phantastische Cellisten. Wie haben sie ihr hohes Niveau erreicht? Durch sehr viel Üben. Das hätten sie sich alles sparen können. Selbstverständlich nicht das Üben. Es geht hier um eine andere Denkweise, einen anderen Weg zur Virtuosität.

Zum Beispiel Tonleitern: Meine erwachsenen Schüler spielen nach drei Monaten Tonleitern über vier Oktaven. Ziemlich selbstverständlich, auch sauber und elegant in den Bewegungsabläufen. Von vornherein werden auch die Tonleitern in ihren Variationen auf allen vier Seiten ein-gelernt. Dazu gehört von Anfang an das Pivot ( anstelle der “ weiten Lage „  – die entspannte und geschmeidige Beherrschung dieser herkömmlichen Art bekommen sie durch das Pivot sozusagen geschenkt ).

Die 4. Lage ( nach Rabbath, bzw die Daumenlage in der Oktave ) kommt in der ersten Stunde zum Einsatz, sei es als leere Saiten oder als Daumenflageolett in der Oktave. Geht “ alle meine Entchen“ in der 1. Lage, dann geht es auch in der Oktave mit Daumen und drei Fingern. Von dort ist der Weg zur 5. Lage ( nach meiner neuen Lageneinteilung also auf der A-Saite das E über der Oktave ) nur noch eine Unterrichtsstunde entfernt.

So begreifen meine Schüler sehr schnell, dass auf allen Saiten und in allen Lagen das gleiche Strickmuster gilt und dass es um “ Spielen “ geht und nicht um etwas “ Schweres „. Das ist eigentlich meine wichtigste Erkenntnis der Rabbath Technik : ich lerne, dass Musik leicht ist, ich lerne den Mut und die Lust auf musikalisches Risiko. Das ist für mich eine Technik der Souveränität : mach Musik und such dir die Technik aus die dazu passt. Früher habe ich eine Technik gelernt und musste damit klar kommen.

Dazu gebe ich hier ein Beispiel: Jason und Medea von Olga Magidenko. Auf dem Höhepunkt kommen einige rasante Läufe, die für mich nur machbar sind, weil ich in ( und mit  ) der Neuen Lageneinteilung spiele und denke. Ebenso unspielbar wären für mich die Läufe in den tiefen Lagen im Finale ohne das Pivot.

Veröffentlicht am 26.05.2014. Olga Magidenko. Jason und Medea op. 73b für Klarinette und Violoncello (2013). Stammt aus der 6. Szene aus der Oper Medea. Claus Rosenfelder, Klarinette und Michael Schneider, Cello

 

 

Michael Schneider bietet in Heidelberg nicht nur Unterricht in und mit der „Rabbath-Technik“ für Cello und Kontrabass an, sondern auch Workshops.

So langsam spricht es sich herum, die “ Rabbath-Technik „. Vor 22 Jahren bot ich in Heidelberg den ersten Kontrabass Kurs mit Francois Rabbath an, an dem damals am Höhepunkt der 4-tägigen Masterclass mit zwei Konzerten 40 Bassisten teilnahmen. Ich war damals noch blutiger Anfänger in dieser neuen Welt links und rechts von mir, Greif- und Bogen- Hand mussten beide noch einmal von vorne beginnen. Damals begann mein „gemobbter“ Weg in das musikalisch-philosophische Paradies in dem ich nun schon seit vielen Jahren lebe. Wenn mir Kollegen das Leben schwer machen, wenn vorne am Pult ein Taktschläger gegen die Musik arbeitet: Ohren auf, Michael Schneider ! Kannst du denn überhaupt schon eine ganze Oper lang nur schöne Töne spielen? Bist du denn schon der Zen Meister, der am Ende der Geschichte von Alfred Herriegel nur ins Schwarze trifft ? ( Zen in der Kunst des Bogenschiessens ). Aber: der Weg ist das Ziel. Und ich bin auf dem Weg

Der Bogen der Neugier spannt sich heute von Mecklenburg-Vorpommern bis in die Schweiz. Ich kenne renommierte Bassisten, die heimlich bei Rabbath gelernt haben um nicht von ihren Kollegen den Respekt zu verlieren. Denn die alte Schule der Simandl-Fraktion kennt das Pivot und den Krabbengang gar nicht. Und bei Simandl habe ich gelernt, dass es vielleicht vier bis fünf Möglichkeiten gibt, eine Dur Tonleiter über drei Oktaven zu spielen, während ich durch Rabbath von den mindestens 180 Möglichkeiten erfahren habe. Das kann ich im Nachhinein nur als freiwillige Selbstbeschränkung der Simandl Techniker erleben.

Ich bin musikalisch in der Folk- Rock- und Jazzszene aufgewachsen und da war ich auf meine Neugier angewiesen: Wie machst du das ? Warum kann ich das nicht ? Zeig es mir. So ging es mir auch bei meiner ersten Begegnung mit Francois Rabbath. Mir war sofort klar: das will ich lernen. Und ich ermuntere alle Neugierigen, sich dieses Erlebnis auch zu gönnen. In Deutschland bin ich der einzige, der ein Studium bei Rabbath konsequent durchgezogen hat und seine Technik rechts wie links an Interessierte weiter gibt.

In meinem Haus verfüge ich über Übernachtungs- und Übungsmöglichkeiten.

Und die Kosten ? In meinen sechs Jahren mit durchgängigem Unterricht einmal im Monat einen ganzen Tag lang in Paris habe ich niemals gefragt, ob das meinem Geldbeutel weh tat. Kein Interessent für Genssler Saiten hat noch einmal gestöhnt, nachdem er die Saiten bezahlt hat ( plus Genssler Aufhängeseil und schwerem Ebenholzsaitenhalter ). Nachdem das Portemonnaie gelehrt ist bleibt nur noch das pure Glück, so wie alle unsere Mütter immer wieder vergessen haben, dass unsere Geburt für sie nicht ganz schmerzfrei war.

Workshops bei Michael Schneider in Cello und Kontrabass in Heidelberg

Workshops

Einzelnen Interessenten und Gruppen (zwei und fast beliebig vielen Personen) biete ich die Möglichkeit, an einem Wochenende oder auch unter der Woche in ein bis zwei Tagen einen guten Einblick in die Rabbath-Technik zu bekommen.

Ich beherrsche beide Arten der Bogenführung, deutsche oder französische, italienische, beziehungsweise russische, je nachdem wie man das nennt. Bei meinen Workshops muss niemand das Vertraute aufgeben. Wer mit der sog. deutschen Bogenführung  neugierig ist, wird genauso davon profitieren, wie Interessierte, die Neuland betreten möchten.

Bogenhand-Greifhand: mir geht es um Erweiterung der Möglichkeiten, um die Freiheit, mehrere Alternativen zu erkennen, um den Kontrabass oder das Cello aus dem Gefühl der Freiheit und des Reichtums zu spielen.

Grundsätzlich biete ich auch die Möglichkeit zur Übernachtung in meinem Haus an, wenn gerade ein Zimmer zur Verfügung steht. In der Nachbarschaft gibt es ausserdem sehr günstige Pensionen. Damit verbunden ist auch die Möglichkeit zum Üben in meinem Haus.

In zwei Tagen ist es möglich einen fundierten theoretischen sowie praktischen Einblick in Rabbath’s anderes und neues musikalisches Denken zu erhalten.

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Michael Schneider erfindet das “ High Tech-Lob“ für Francois Rabbath und seine geniale Technik

Die Rabbath-Technik als musikalisches Leitbild. 

Vision: Technikführer für die menschliche und musikalisch nachhaltige Gestaltung musikalischer Lebensräume, weltweit.

Mission:  Die Werterhaltung  und ästhetische Wirkung von musikalischen Werken ist eine ständige Herausforderung. Im Zusammenspiel von Funktionalität der instrumentalen Einrichtung eines Cellos und des Kontrabasses entwickelt die Rabbath-Technik innovative und funktionelle Systeme zur Gestaltung von effektiver und musikalisch nachhaltiger Professionalität.

Bewusst musizieren: Die Rabbath Technik erfüllt die Forderung nach Energieeffizienz. Diese Präventionstechnik bringt Ökonomie und mentale Ökologie in Einklang, dies alles im Sinne eines nachhaltigen Übens und effektiver Aufführungspraxis.

Wow, jetzt bleibt mir selber die Luft weg, Michael Schneider, dem Solo Kontrabassisten des Philharmonischen  Orchesters Heidelberg. Das sind einmal hehre Worte. Weiträumig  und zukunftsorientiert. Aber leider nicht von mir. Das war das umgewandelte Leitbild der Firma Sto. Maßgeblich Lieferant für Farben im Handwerkerbereich. Dass es solche Gedanken und solche Formulierungen in diesem Bereich gibt, das ist schon sehr erstaunlich. Was verbindet jedoch diese Technik, diese Idee mit der Idee von Francois Rabbath und seiner genialen Technik? Herr Gutwein, ein Berater dieser Farben Firma hat uns beraten nach dem Koch Rezept: man nehme was man hat und mache daraus was man kann. Auf den Hausbau bezogen formulierte er es folgendermaßen: am Bau muss man Kompromisse machen, sonst geht die Party nicht weiter.

Aber jeder „Streicher“ weiß: jeder  Strich ist ein Kompromiss , es gibt nur Ab- oder Aufstrich.

www.sto.de

Cello Unterricht mit Michael Schneider, Heidelberg. Cello lernen leicht gemacht ? Ohne Üben geht es trotzdem nicht. Da stimmt mir auch Gerhard Mantel zu.

Kommentar eines Geigers: „Andere lernen eine Technik und versuchen damit Musik zu machen. Mit Rabbath macht man Musik und sucht sich dann die Technik aus, die dazu passt.

Singt hier Reinhard May das Lied: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein….“ Ja, sie ist grenzenlos. Ja aber – höre ich jetzt jemanden sagen. Nein, kein aber. Sie leben in Heidelberg Ziegelhausen und denken, Sie sehen alles? Dann fahren Sie mal auf den Langen Kirschbaum, dann sehen Sie mehr und auf dem Königsstuhl sehen Sie dann endgültig die hier mögliche Weitsicht. Aber es gibt einige noch höhere Berge mit weiter und weltumspannenderer Weit-Sicht.

Nicht jeder muss ein “ Francois Rabbath“ werden, immer noch lernen Bass Spieler den Tunnelblick. Beim Computer gibt es wenigstens die „Reset“ Tasten-Funktion um danach vielleicht Fehler zu vermeiden. Franz Simandl’s Schule bezeichne ich dabei keineswegs als Fehler. A priori gehört leider zu dieser Schule auch die Erfolglosigkeit der versprochenen Vielseitigkeit. Es sieht im ersten Band von Simandl sehr hoffnungsvoll aus: in jeder Lage lernen die Spieler alle Töne quer über die Saiten kennen. In jeder weiteren Lage nach oben wiederholt sich dieses breitgefächerte Angebot jeweils in Verbindung mit dem vorher Gelernten. Leider ist das Ergebnis am Ende nicht der totale Überblick, weder im Kopf, geschweige denn in den Fingern und schon gar nicht in der Gegend der Halsbeuge auf den tiefen Saiten.

Und dann kommt beim Bass noch das Chaos von dreizehn Lagen bis zur Oktave hinzu und beim Cello sind das sieben Lagen und dann kommt gar nichts mehr, nur noch die Daumenlage. Unter der Kategorie „ Rabbath Technik“ finden interessierte Leser Bemerkungen über die Lageneinteilung bei Rabbath, für das Cello wie den Bass.

Das Pivot bietet mir auf dem Cello die Möglichkeit ohne viel Üben unbequeme Läufe trotzdem schnell und sauber zu spielen. Mit Pivot bleibt die Hand in sich immer ästhetisch entspannt.

Auf meiner STARTSEITE beschreibe ich meinen scheinbaren Ehrgeiz, schneller spielen zu wollen als die Geigen. Das können gelernte und studierte Cellisten nicht verstehen, weil sie einer weitgehend starren Hand- und Lagenführung folgen und in ihren Gedanken daran gebunden bleiben. Bei diesem „Ehrgeiz“ geht es um den optischen Eindruck, eine optische Täuschung sozusagen. Eine entspannte Hand, die keine Lagenwechsel macht, sondern glissando-artig oder im Krabbengang über das Griffbrett gleitet sieht einfach schneller aus als eine Hand die „arbeitet“ und dabei vielleicht noch in sich fest und starr ist.

 

Cello Unterricht bei Michael Schneider in Heidelberg. Die Tugend der Leichtigkeit.

Üben muss jeder immer noch selbst, den Weg, dies zu vermeiden hat sogar die geniale Unterrichtsidee von Francois Rabbath nicht verhindern können. Nur liegen die Themenschwerpunkte an anderen gewichtigen Interessen. Diese sind: Krabbengang, Pivot Technik, sowie die von mir so genannte Kapotaster-Technik. Dies bedeutet, dass ich den Daumen wie einen beweglichen Kapotaster einsetze.Dies, soweit es die linke Hand betrifft.

Die drei letzten Ideen sind selbst verständlich nicht meine Erfindung, sondern die Adaption durch einen genialen Instrumentalpädagogen, wie es Francois Rabbath ist. Der hatte das Glück, nie einen Lehrer gehabt zu haben, er hat auch nie eine Hochschule von innen gesehen, abgesehen von seinem ersten Hochschulversuch für einen Monat bei Bussagol in Paris, danach hat er Hochschulen und Universitäten nur noch als Dozent betreten. Es handelt sich hierbei in einem gewissen Sinn um musikalische Alternativ Medizin. Ich selbst habe viele Jahre lang das musikalische „Faul-sein“ geübt, damit ich am Ende durch möglichst wenig Bewegung alles spielen kann. Es ist für mich immer wieder erschreckend, wie eklatant auffällig diese Sparsamkeit im Publikum wahrgenommen wird. Durch diese vielen instrumentalen Ideen habe ich gelernt. den Satz zu verstehen: der Prophet gilt nichts im eigenen Lande. Würde der Prophet im eigenen Land wahrgenommen werden, dann müssten alle, die dies bemerken, ihr Leben, ihr Verhalten oder vielleicht ihre Technik verändern und sich und das bisher Gelernte in frage stellen. Das will sogar ich von meinen Kollegen nicht verlangen. Und akzeptiere damit, dass sie meine anderen Ideen und deren Umsetzung im Alltag nicht wahrnehmen, oder vielleicht positiv kommentieren können.

So unterrichte ich von der ersten Stunde an auch auf dem Cello in zwei Oktaven. Genau eine Oktave höher habe ich im Prinzip die gleichen Fingersätze. Der Daumen ersetzt die leere Saite der tiefen Oktave. Denn die Oktave über der leeren Saite ergibt Flageolett gespielt den gleichen klingenden Ton wie gedrückt. Nur der vierte Finger wird durch den dritten ersetzt. Ab der zweiten Stunde können alle Schüler schon in zwe/drei Oktaven spielen. z.B. eine C-Dur Tonleiter über drei Oktaven. Von der leeren C-Saite bis hinauf zum f auf der D-Saite, dann wird der Daumen Flageolett auf die Oktave der G-Saite gesetzt und die letzten zehn Töne werden bis zur dritten Oktave in der Daumenlage gespielt.

Lange bevor ich Francois Rabbath kennen lernte, begann ich Cello zu spielen und spielte schon nach meinen ersten Fingerübungen in einem Salon-Quartett. Dann stand „der Schwan“ vor der Tür. Ich als Anfänger sollte im Heidelberger Königssaal dieses berühmteste alle berühmten Werke Solo mit Streichtrio Begleitung im Konzert darbieten. Die Schwierigkeit ( für einen Anfänger ) liegt vielleicht nicht im Stück selber, sondern in seiner Bedeutung. Wie ein Lagenwechsel auf dem Cello geht, das hatte ich schliesslich nicht gelernt. Also spielte ich es in der Daumenlage, tue dies heute noch und bin immer noch davon überzeugt, das es viel besser klingt. Auch dies kann jeder Anfänger spielen, sobald er dieses Prinzip verstanden hat.

Neue Nachrichten aus Berlin – dieses mal positiv. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich !

Kommentar Gerold Gensslers zu der neuen CD von arkestra convolt:

Hallo Michael

1000Dank für die CD’s.
Ich hab nur Zeit gehabt, in die eine kurz rein zu hören, wo Du gleich als erstes Stück einen RABBATH spielst.DSC_0256
Komisch, so einen Cellosound habe ich persönlich noch nicht gehört. Liegts an dem Bassisten MS oder am Instrument oder den Saiten?
Ganz irre, die Sache
Jedenfalls mein Glückwunsch, habt Ihr fein gemacht 🙂
Viele Grüsse von Gerold

 

Und hier gleich die Antwort von Michael Schneider:

Lieber Gerold,

es liegt an Deinen verdammt guten Saiten, die so richtig Lust darauf machen, nicht nur ein neues Universum auf/in dem Instrument zu entdecken. Ich lebe täglich im Paradies, seit ich Deine Saiten spiele. Ob Bass oder Cello, ich werde einfach nicht satt.

Reisender auf dem Pfad der Nachdenklichkeit

Im Alter von 13 Jahren sass ich täglich nachmittags im Fensterrahmen meines Zimmers und übte Gitarre. Schnell wurde ich für schwul erklärt, weil ich mich nicht um Freundinnen gekümmert habe. Mit 24 Jahren bekam ich die Möglichkeit, noch Kontrabass zu studieren. Ich brach mein Lehrer-Studium in Hamburg ab und begann täglich konsequent 8 Stunden zu üben. Wieder wurde ich für verrückt erklärt, auch zunächst von meinen Eltern, besonders aber von meinen musikalischen Freunden. Denn ich hatte beschlossen ihnen zu sagen: wenn ich meine 8 Stunden geübt habe, dann können wir wieder Musik machen und Tee trinken.1991 begann ich mein zweites Kontrabass Studium bei Francois Rabbath in Paris. Diesmal wurde ich von meinen Kollegen für verrückt erklärt. Vier Jahre totales Mobbing waren das Ergebnis. 2013: meine begeisterte Unterstützung unseres derzeitigen Generalmusikdirektors beim Philharmonischen Orchester Heidelberg bewirkte ähnliche Reaktionen.

Was haben diese Etappen, diese Schnittpunkte in meinem Leben gemeinsam? Neugier. Freiheit. Innovation. Hunger. Was für große Worte von einem kleinen Solo Bassisten aus Heidelberg. Und die Moral von der Geschichte? Wen interessiert das? Im zweiten Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters Heidelberg hatten wir den Gastdirigenten John Carewe am Pult. In einer Probe erwähnte er, dass Musik immer hungrig sein muss. Das ist vermutlich das Musizieren über die schlichte Tätigkeit hinaus. Aber welcher Hunger ist das genau? Satt sind wir alle, besonders kurz vor der Rente, wenn wir alle ein paar Kilo zu viel haben. Nein, es muss ein anderer Hunger sein. Ist es der Hunger des Internationalen Bruckner Journals, das eine Aufführung unter der Leitung von Yordan Kamdzhalov als traumhafte Interpretation gelobt hat. Oder ist es die traumhafte Dynamik des Philharmonischen Orchesters Heidelberg, das bei der Dionysos Produktion so leise gespielt hat, dass es den Kritikern der Zeitschrift: „Opernwelt“ den Atem verschlagen hat, sodass sie als Produktion des Jahres 2013 bewertet wurde. Ob da die Berliner Philharmoniker vor Neid erblassen? Vermutlich kann diese Leistung nur so ein Jahrhundert Dirigent wie Yordan Kamdzhalov hervorbringen.

Ich habe bei John Carewe nachgefragt, was er genau mit der „hungrigen Musik“ meinte. Hier ein Auszug aus seiner Antwort:

“ My idea is so very simple. Most musical phrases move to a ‚high point‘ at or near the end of the phrase. So we must move the music towards that point. Then each group of phrases moves in a similar way to another (more important) high point. And so on. What I mean by being hungary is simply I want the orchestra to avoid being ’static‘, to phrase forwards. To want to ‚eat‘ the coming music!! It has nothing to do with Social Security „!!!!!!“

Wenn ich jetzt hier anderen Dirigenten Unrecht tue, dann nur aus Unkenntnis, aber nicht aus Absicht. Woher weiss ich das alles? Beziehungsweise: woher meine ich das zu wissen? Als ich noch Bottessini Kontrabass Konzerte übte, da wurde ich von meiner damaligen Schwiegermutter immer wieder mit der Frage konfrontiert: warum müssen Kontrabässe immer so hoch spielen? Als ich dann die Musik von Francois Rabbath kennen lernte und bei ihm studierte, da hörte sie eine Aufnahme von Francois Rabbath mit einem Konzert von ihm komponiert und gespielt. Eine plötzliche Kehrtwende: was ist denn das für fantastische Musik? Keine Frage: warum das so hoch sein muss! Antwort und Lösung: es sind die Klangfarben, das Timbre in der Musik. Und die Leichtigkeit. Die Rabbath Technik gibt mir die Möglichkeit dazu. Rabbath gehört auch zu den „hungrigen“ Musikern dieser Welt.

Nota bene: Den Titel dieses Artikels habe ich mir von Fritz Mühlenweg ausgeliehen. Fritz Mühlenweg hat vor ca 60 Jahren einen berühmten Jugendroman geschrieben: „In geheimer Mission durch die Wüste Gobi“. Einer seiner Erzählbände trägt den oben zitierten Titel.

 

 

Scharfe Messer aus Vietnam schneiden dorthin wo ich es will. Ein gutes Reitpferd folgt dem leichtesten Druck – sagt meine Schwester. Und ich sage: Genssler Saiten sind mein Paradies auf Erden.

Genau, liebe Musiker und Musikerinnen, das wünschen wir uns von unseren Instrumenten auch. Wenn ich unserem Hund Louis das Kommando: „Sitz“ gebe, dann folgt er ruckzuck. Viel mehr kann er nicht, aber das eine Kommando geht. Aber bis das so weit war: 2000 mal muss ein Kommando für einen Hund wiederholt werden, bis er es kapiert.IMG_0396

Wie viele Jahre habe ich mich nach meinem Kontrabass strecken müssen. Ich bin immer wieder auf die Suche gegangen. Mein Fünfsaiter von Herrn Wilhelm hatte, seit ich ihn spiele einen wunderbaren Ton, aber die Ansprache war sehr wiederständig. Also lief mir Herr Gerigk aus Köln über den Weg. Seine Vibrationsentdämpfung beschleunigte dieses Instrument auf die Ansprache eines Cellos.

Wenn ich mein Instrument streiche und es kommt kein Ton heraus, bzw keine Antwort oder nicht die Antwort, die ich erwarte, dann beginne ich zu arbeiten, versuche das Ergebnis zu erzwingen. Dann arbeite ich. Ich will aber spielen.

Vago Hesshaimer hat mich den Respekt vor dem Reibungswiderstand gelehrt. Arbeite ich mit einem stumpfen Messer, dann beginne ich zu drücken. Meistens und oft gibt dann plötzlich der Widerstand nach. Und wo das Messer landet, das wissen die Betroffenen nur zu gut. Jedenfalls landet es nicht dort, wo es hingehen sollte.IMG_0372

So langsam spricht es sich herum, dass es mit den Genssler Saiten auf dem Kontrabass auch so ist. Die Rede ist von den „Rabbath„-Genssler Saiten. Sie sprechen an wie eine Geige, Blasen an den Händen beim Zupfen gehören der Vergangenheit an. Und wenn andere Bassisten ihre Saiten austauschen, dann haben die Genssler Saiten erst den richtig satten und seidigen Glanz erreicht. Weil die Saiten dünner sind als die meisten anderen ( ich kenne inzwischen nicht mehr alle ) und zehn Kilo weniger Zug haben, deswegen klingen sie keineswegs hell.IMG_0395

Auf einer CD mit der Gruppe „Tangoharmonika“ von Uli Kieckbusch ist mein Fünf-Saiter mit Genssler Saiten zu hören. Das ist der Sound, von dem ich immer geträumt habe, das ist der Klang, der mir Lust auf den Kontrabass macht. Dabei geht es nicht um mein Spiel. Das ist der Ton, der mich süchtig macht.