“ Still und weit “ nennt Uli Kieckbusch seinen Zyklus weihnachtlicher Lieder. Faszinierend neu, fremd ( und doch so vertraut ) präsentiert sich uralt-bekanntes in einem neuen Gewand, sprich: der echte Urgrossneffe von Johannes Brahms versteht sich auf neue Harmonisierung und dem Spiel in Dur und Moll – besonders dort, wo der Hörer es nicht erwartet. Dabei legt Uli Kieckbusch es nicht darauf an, provozierend neu zu sein. “ Still und weit “ signalisiert an diesem Abend inspirierende Einstimmung, noch ist Zeit, den Advent zu geniessen.
Die freien Improvisationen der beiden Solisten waren Musik der Stille, gespiegelt in den strahlenden Improvisationen der beiden Solisten. Woher wissen wir das? Bei den vielen strahlenden Gesichtern im Publikum kann es keine andere Antwort geben.
Das Besondere an diesem Abend war, dass Uli Kiekbusch ein Una Corda Klavier der “ Klavier Klinik Balingen “ spielte, ein von Herrn Klavins ( kein Schreibfehler ) entwickeltes Leichtklavier. Dieses ist mit nur jeweils einer Saite für jeden Ton bespannt. Es ist dadurch nicht so laut wie ein Flügel, aber für den Partner Michael Schneider am Cello war es eine wahre Weihnachtsfeier im Intonieren, die Auswahl zwischen drei Saiten für jeden Ton fiel an diesem Abend weg, Schwebungen können so dem Publikum als solche musikalisch klar dargestellt werden. Bei einem leicht dreistimmigem Ton ( wegen der Trio-Saiten für je einen Ton – beim herkömmlichen Klavier ) entsteht mit dem vierten Ton vom Cello oder einem anderen Soloinstrument ein „Klangquartett“ bei dem nur der Solist dann die Qual der Wahl zwischen drei Partnern hat.
Also : kein Instrument für Tastenlöwen und deren Musik.
Aber Uli Kiekbusch ist ein Tastenlöwe ganz anderer Art. Wendig, geschmeidig und sehr geschmackvoll im jeweiligen Stil einer Komposition und seiner dazu improvisierten Momente.
Ebenso berühmt wie gerühmt ist Michael Schneiders immense Improvisationsfähigkeit : Nach dem Konzert wollten Interessierte wissen, wie man denn das in Noten ausdrücken kann, was jedoch de facto improvisiert war.
Viel Dank für diesen vorweihnachtlichen “ Moment Musical “ gab es nach dem Konzert.
Michael Schneider dankt an dieser Stelle Gabi und Peter Seifert für Ihre wunderbare Gastfreundschaft. Und mein besonderer Dank gilt Uli Kieckbusch, dessen Kompositionen und Arrangements ich sehr liebe.
Aber dass ich an diesem Abend die schönsten und auch einfachsten Melodien kombinieren durfte mit der freien Improvisation im Dialog mit diesem genialen Pianisten und Komponisten, das war und wird sein mein grösstes Weihnachtsgeschenk. Sie brauchen mir also keine Weihnachtsgeschenke mehr zu bringen, der 24. Dezember war auf den 7.12.2014 in den Kulturbahnhof Balingen vorverlegt. Und wenn Sie nicht da waren, dann haben Sie gerade Weihnachten verpasst.