Einrede für eine musikalisch-linguale Hungerhilfe für Flüchtlinge im Deutschunterricht. Sprache als rhythmisch konstruktives Element zum schnellen Lernen.

Hungerhilfe – musikalisch-lingual ? Hat hier jemand Hunger ? Sicher. Da kann Michael Schneider nicht helfen. Aber in Heidelberg im PHV begegnet mir in den Flüchtlingen ein anderer Hunger. Nach Sprache, nach guter deutscher Sprache.
Mein Vater war Lehrer, von Natur aus, er musste das nicht lernen. Doch, schon, aber nur für den Schein, nicht für das Können.
Er konnte es. In der Dorfschule in Hittbergen hatte er fünf Klassen vor sich in einem Raum. Die konnte er alle gleichzeitig beschäftigen. Dann kam das Einmaleins. Bis zwanzig – rauf und runter. Bis es alle, auch der Letzte und der Langsamste auswendig konnten. Da stand er vor der Klasse, einen Wanderstock in der Hand und klopfte den Rhythmus. Das ging immer wieder und so lange, bis alle von 1 bis 20 rauf und runter den gleichen Rhythmus im Aufsagen hatten.
Bis zu seinem Tod haben sich viele seiner Schüler immer wieder für seinen Unterricht bedankt, besonders für das Rechnen. Damals durfte in Geschäften noch weiter kassiert werden, wenn der Strom mal ausfiel !!!
Wie kam ich zur Musik ?
Mein Vater machte Musikunterricht mit seinen fünf Klassen. Orff-mässig: viele Trommeln, Perkussion. Jetzt lassen wir die Sau raus haben sich damals wohl viele Schüler gedacht. Michael Schneider denkt gar nichts und trommelt einen konstanten Rhythmus. Das war die Entdeckung meines Himmels: die Musik.
Ich übersetze: der macht gar nichts ausser Rhythmus.
So wurde ich dann auch der “ Rhythmus Knecht “ in vielen Jazzbands sowie der Chef-Knecht im Philharmonischen Orchester Heidelberg.

Die Entdeckung, dass eine junge Frau aus Somalia nach einer Woche ein Lied mit perfekter Aussprache fliessend und klar singen konnte, die hat mich schier umgehauen. Sie ist sicher noch schneller als andere Flüchtlinge. Aber dieser eklatante Gegensatz vom stochernden Lesen und absoluter Klarheit nach einer Woche: das schenkt mir Nachdenken.
Mit Musik und Sprache gelang es mir, zehn Jugendliche zwei Stunden am Ball zu halten, so als hätte jeder der Spieler beim Fussball permanent seinen eigenen Ball zu bedienen.

Ich denke darüber nach, was und wie das ist.
So wie mein Vater mit dem rhythmisch geschlagenen Stock vierzig Schüler alle bei der Stange halten konnte, so schaffen Lieder mit ihrem Sprachrhythmus und mein zyklisches Zugehen auf jeden Teilnehmer eine aktive Wachheit aller.
Meine Sicht auf die letzten beiden Wochen: So, wie das Gruppen-Aufsagen alle einbindet und beschäftigt, so erzeugt das gemeinsame Singen und Aufsagen von Texten im Wechsel mit individueller Darbietung einen kollektiven Aktivitätsmodus, dem sich keiner entziehen kann. Ich lasse dabei auch niemanden entwischen. Jedes Privatgespräch wird von mir kommentiert: die anderen reden nicht für sich, sie tun das für dich.

Vielleicht liegt es an der momentanen Zusammensetzung der Gruppe ?
Davon und darüber werde ich Interessierten weiter berichten.

Michael Schneider braucht einen Assistenten. Voîlà : Hier ist sie, Elisa Herbig. Am 14. Juli 2017 um 20 Uhr tritt sie gemeinsam mit Michael Schneider in der Bergkirche Schlierbach auf. Kultur auf höchstem Niveau.

Kaum gedacht, schon geht der Wunsch in Erfüllung. Die seit einem halben Jahr in Heidelberg lebende Cellistin Elisa Herbig steigt als zweites Streichinstrument ein in das Projekt “ Ayre “ von Osvaldo Golijov.
Die studierte Cellistin Elisa Herbig sammelte 12 Jahre Banderfahrung in Oslo, cellierend und solierend.
Auch ihr Wunsch, hier in Heidelberg musikalisch schnell Fuss zu fassen wurde prompt erfüllt. Als zweites Streichinstrument im Weltmusikensemble “ arkestra convolt „ bereichert sie das Klangspektrum mit ihrer reichen Erfahrung in der freien Musik. Ihre schnelle Auffassung des momentan Wichtigen im Ensemble wie Duo der zwei Celli, macht sie zur Ideal-Partnerin im virtuosen Umgang spontaner Musik Aktionen. Geplant, ungeplant und spontan wirkt ihr Spiel so selbstverständlich, geprobt wirkt, was tatsächlich aus dem Moment heraus erschaffen wird.

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Am 14. Juli 2017 um 20 Uhr wird sie sich mit “ Prayer “ from Jewish Life, No. 1 von Ernest Bloch mit dem Ensemble 2 arkestra convolt “ solistisch vorstellen.

Der Profi zu Besuch im PHV bei den Flüchtlingen. Heute als Logopäde oder sogar als Professor ?

Heute fragt mich ein Security Mann ob ich Logopäde, Sprachlehrer oder Professor sei. So viele Berufe auf einmal für mich ?
Er kontrolliert die Berechtigungsscheine der teilnehmenden Flüchtlinge und lässt die Tür zum Unterrichtsraum offen. Er geniesst den Gratis-Deutschunterricht, ist Algerier der perfekt Italienisch spricht.
Annette, meine Partnerin im Mittwoch Kurs gibt mir sofort die Erklärung: Wer singt, der achtet mehr auf Aussprache.
Das stimmt. Seit Jahrhunderten gibt es Oper. Seit Monteverdi also hatten die Sänger Zeit, deutliche Aussprache zu üben. In dem kleinen Zeitfenster von 35 Jahren den ich opernmässig miterleben durfte, ging es immer noch um dieses Thema.
Nichts dazu gelernt ?
Keineswegs, Oper ist sui generis nicht verständlich. Am besten vorher die Handlung genau studieren. Wer es noch genauer wissen will: Textheft mitnehmen.
Das trifft auf Flüchtlinge alles nicht zu. Was sie mir irgendwann einmal erzählen wollen, das müssen sie laut und deutlich vortragen können.
Also 1. Mut zum Mitmachen. Mund auf und begeistert die Fehler rauslassen. Nur so kann der schwerhörige Lehrer Fehler in der Aussprache entdecken und verbessern.
Dann 2. ist der Sprachrhythmus für das Verstehen sehr wichtig.
Heute am Ende greift Michael Schneider noch einmal zur Gitarre und Somalia und Gambia singen alle drei Strophen vom Lied der letzten Woche mit einwandfreier, nennen wir es: perfekter Aussprache. Somalia weiß sogar besser Bescheid als Michael Schneider, der bringt die Reihenfolge der Strophen durcheinander.
“ Traritrara ….. „.
Immer wieder: alle gemeinsam und laut, dann wieder einzeln. Konzentration bitte, Somalia liest gerade für euch. Schüchternheit wird mit provokativer Begeisterung der Lehrer in Mut verwandelt.

Heute hat Michael Schneider einen Anschlag geplant:
Der Kopierer vervielfältigte den spontanen Einfall: Wilhelm Busch’s Gedicht „ Es sitzt ein Vogel auf dem Leim ….. „ muss jetzt herhalten für das Auswendiglernen. Wenn diese Gruppe noch einige Wochen zusammen bleibt, dann können alle in Deutschland, Somalia, Gambia oder wo es sie hin verschlägt ein deutsches Gedicht aufsagen und ein deutsches Lied mit allen drei Strophen trällern.

Ich habe vor Jahren während einer Fahrrad Tour durch das Peloponnes einen Griechen getroffen, der sagte mir zur Begrüssung erst einmal ein Gedicht von Goethe auf. Vielleicht reist mal ein Deutscher durch Gambia oder Somalia und hört dort ein Deutsches Gedicht und wenn er Glück hat, dann sogar das von Wilhelm Busch.

Was hat dem Security Mann so gefallen?
Das Problem, dass wir Dach mit „ ch „ aussprechen, der Dachs klingt phonetisch aber wie „ k „.
Das Chamäleon ist phonetisch aber ein „ Ka – mäleon „

Michael Schneider hat heute zum ersten mal in seinem Leben gedacht, dass er etwas kann – ohne es gelernt zu haben.
Doch, er kann noch etwas, er bittet zum Abschluss wieder zum Händchenhalten im Kreis.
Wie in dem Gedicht von Wilhelm Busch sieht er in Augen und die sind „ gluh „ die leuchten vom Feuer der momentanen Lebens- und, so das Regierungspräsidium es will auch der Wiedersehensfreude.

Sie haben bis hierher durchgehalten ? Dann lesen Sie hier noch das Gedicht im Wortlaut:

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim. 
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
 Am Baum hinauf und immer höher
 kommt er dem armen Vogel näher. Der Vogel denkt: Weil das so ist, und weil mich doch der Kater frisst,
 so will ich keine Zeit verlieren,
 will noch ein wenig quinquilieren
 und lustig pfeifen wie zuvor.
 Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

14. Juli 2017 – französischer Nationalfeiertag. Einklang der Nationalitäten wie Michael Schneider es sucht, die Auseinandersetzung mit dem Verlust und der Sehnsucht. 14. Juli 2017 in der Bergkirche Schlierbach um 20 Uhr.

Ein Zyklus der Schmerzen, der Trauer und der vielen Abschiede.
“ Ayre “ von Osvaldo Golijov. Ein einzigartiges musikalisches Dokument der aktuellen Ereignisse. In Deutschland, eigentlich weltweit. Harmonie wird gewaltsam in ihr Gegenteil gekehrt. In der Musik geschieht dabei etwas ausserordentlich Erstaunliches: Die Katastrophen werden geschildert bei/mit den unglaublichsten, schönsten Melodien.
So hat Michael Schneider sich entschieden, dass der Giacomo Puccini der Moderne der Argentinier Osvaldo Golijov ist.
Michael Schneider taucht schon in der Flüchtlingshilfe in viele schmerzhafte Momente ein. Morgen kann die nächste Trennung anstehen, nachdem durch Deutschunterricht oder Musik Hoffnung auf Kontinuität entsteht. Gegen den Kopf, der weiss: Das geht nicht. Aber die Seele redet da nicht nur ein Wörtchen mit. Irgendwann drückt sie auf einen Knopf, dann kann auch der Kopf sich nicht mehr verweigern. Gebe ich mich der Sinnlosigkeit weiter hin ? Liebe ich diesen permanenten Schmerz ? Ja das tue ich, denn es geht nicht um mich. Als Solokontrabassist des Philharmonischen Orchesters Heidelberg gehörte es auch zu meinen Pflichten, gegen Kritik resistent zu sein. Anders ausgedrückt – für alle die es noch lernen wollen: Solange ich an meine Überzeugung glaube, solange kann ich auch daran festhalten. Daran können sich Kritiker abarbeiten, aber sie haben dann eine klare Vorgabe.

Sie lesen hier gerade Goethe’s Faust. Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust.
Ich bin nur ein ehrenamtlicher Helfer. Ich habe keine Ahnung, aber Zeit zum Helfen. Ein wenig. Denn schnell wird klar: Das Wenige ist zu wenig. Aber retten kann ich die Welt nicht. Sie haben oben schon gelesen, dass auch meine Sparflammen – Aktivität das nicht so richtig auf die Reihe bekommt. Plötzlich scheint nur noch Mangel zu herrschen. Diese Sicht ist doch nicht so verkehrt, die Flüchtlinge spalten unsere Gesellschaft, sie spalten auch die grosse Politik. Was unter den Teppich gekehrt wurde das kommt jetzt eben trotzdem wieder hervor.
Darum geht es am 14. Juli 2017 um 20 Uhr in der Bergkirche Schlierbach.
Schon vor 500 Jahren gab es Vertreibung aus Syrien und Spanien.
Die Juden wurden aus ihrem Land vertrieben und mussten sich auf die ganze Welt verteilen.
“ Ayre „ ist wie die Sicht von Eric Satie auf das Leben: “ Choses vues à droite et à gauche „.

Cello spielen leicht gemacht. Nicht nur durch die “ Rabbath Technik “ auf dem Cello. Eine optimale Einrichtung des Cellos ist schon die halbe Miete auf dem Weg zu leichterem Fortschritt.

Ein Geschenk für Michael Schneider war die Rabbath Technik. A Priori selbstredend wegen der anderen Ansicht auf Einsichten. Dann kommt auch schon das nächste Geschenk:
Auf dem Kontrabass wie auf dem Cello bekommt jeder die herkömmliche Technik am Ende sowieso gratis. Nur ist ein Lagenwechsel dann kein herkömmlicher mehr. Latent ist dann immer das “ Pivot “ mit im Spiel und verleiht jeder Bewegung den fliessenden Charme eines Zen Gedankens.
Gut, dann beginne ich mit dem philosophisch übergeordneten Weltbild an einem Beispiel aus der Sicht von Volkwin Marg, Architekt.
In der Sendung “ SWR2 Zeitgenossen „ vom 27.5.2017 beginnt das Gespräch mit der Frage, wie für Volkwin Marg das optimale Haus aussieht. Antwort: Die Güte. Nicht im Sinne eines Gütesiegels mit technischen Daten, sondern Güte ist das, was ein Haus für die Menschen und die Gesellschaft macht und was es ihnen gibt. Später höre ich neben vielen anderen bemerkenswerten Äusserungen einen Kommentar zur Berliner Philharmonie von Hans Scharoun: Das ist kein Gebäude, sondern ein gebauter Gedanke.
Das passt haargenau zu einem Kommentar eines Geigers zur Rabbath Technik:
“ Auf die herkömmliche Art lernt man eine Technik und versucht dann damit klar zu kommen. Mit der Rabbath Technik lernt man Musik machen und sucht sich dann die Technik aus die dazu passt „.
Genau so fühle ich mich und dafür brauche ich und niemand einen Weltmeistertitel. Diese Haltung ist frei von Konkurrenz Denken und strahlt die wissende Gelassenheit nicht nur nach aussen auf andere, besonders in uns zeigt sie sich in einem konkurrenzfreien Spiel.
Jetzt also die technischen Daten zu diesem Gütesiegel:
1. Saitenlage / Hohlkehle.
In letzter Zeit begegne ich vielen Celli, die eine so hohe Saitenlage haben, dass die Saite dem Finger sehr hoch folgt, bis sich der Finger von der Saite gelöst hat. Braucht es eine Zeichnung um die Wirkung einer flachen Saitenlage darzustellen? Die Saite folgt dem Finger bei mir fast gar nicht mehr. Ich werde also nicht von meinen Saiten verfolgt und kann mich frei bewegen. Je flacher der Winkel am Steg, dester mehr Druck wird von der Decke genommen.
2. Saitenabstand auf dem Steg wie auf dem Obersattel.
Ebenso schicke ich oft Cellisten zum Geigenbauer um den Saitenabstand zwischen D/A Saite auf den gleichen Abstand zu bringen wie er zwischen den übrigen Saiten üblich ist. Danach höre ich auch nicht mehr die Frage warum es immer zischt und pfeift mit unerwünschten Obertönen.
3. Spielwinkel des Cellos. Festes Spielbrett für konstanten Spielwinkel.
Kein Kommentar. Ihr Bogenarm wird es Ihnen danken. Er fällt jetzt wie von selbst und selbstverständlich mit seinem Gewicht auf die Saiten.Voraussetzung: Sie haben verstanden, dass Sie eine Marionette sind und mental die Aufhängung Ihres Bogenarmes dosieren. Also: Muskeln entspannen, loslassen und dan fallen lassen – auf die Saiten. Sie werden sich und Ihr Cello nicht wieder erkennen.
4. Saitenaufhängung am Saitenhalter.
Eine Entdeckung von Francois Rabbath: lassen Sie den Endknopf der Saiten oben aus dem Saitenhalter schauen. Hässlich – aber sehr wirksam: Das bedeutet noch einmal eine enorme Klangverbesserung.
5. Kautchuk Schlauch am Frosch.
Damit habe ich den Bogen “ fest im Griff ohne zu greifen „. Kaufen Sie nicht diese dünnen Schläuche im Internet. Es sollte vier Millimeter dickes Kautchuk sein, mindestens. Dann haben Sie alles im Griff.
6. Aufhängeseil des Saitenhalters.
Gerold Genssler hat ein spezielles Aufhängeseil entwickelt. Normal: 40 Euro, Premium: 80 Euro. Geigenbauer geben das tatsächlich auch zu diesem Preis weiter.
Michael Schneider hat im Philharmonischen Orchester seit sieben Jahren dieses Aufhängeseil gespielt und empfohlen. Aber die Idee kam von Michael Schneider. Darum mussten meine Kollegen noch sieben Jahre warten, bis sie es für sich entdeckt haben. Aber jetzt schwören sie auch darauf.
Nota Bene: Das ist völlig in Ordnung. Sie wissen: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land.

Habe ich etwas vergessen? Dann helfen Sie alles Interessierten.

Flüchtlingshilfe einmal luftig und leicht. Deutschunterricht mit Musik. Sprache durch Strophen lernen. Der Profi zu Besuch im PHV Heidelberg.

Viele Jahre hat Michael Schneider seinen Kindern Lieder zum Einschlafen gesungen. Einfache Kinderlieder von Hans Spielmann. Und da war ein Wecklied: “ Wer nur den lieben langen Tag ohne Plag ohne Arbeit vertändelt ……… “ ( Merken Sie sich das Wort “ vertändelt „, es wird in der Folge eine wichtige Rolle spielen ). Das Lied stammt von Professor Jens Rohwer.
An das Wecklied haben sich meine Kinder, so gegen Ende ihrer Pubertät, plötzlich wieder erinnert und wollen es immer mal wieder hören.
Ebenso steht ein wunderbares Kinderlied von Hans Spielmann immer noch auf Platz eins der Erinnerung: “ Der Eber sagt zu seiner Frau………. „
Nach einem Jahr mit den Djemben-Gambianern in Sinsheim bringe ich meine Musik zu den UMA’s im PHV Heidelberg.
Bis letzte Woche ging es um Deutschunterricht in zwei Etappen: Deutsch und Musik.
Diese Woche waren aber keine Deutschleherinnen dabei. Michael Schneider war der Lehrer, assistiert von Marlene, einer jungen Praktikantin.
Die Vorahnung dieser Situation brachte meine Gitarre mit und ein Sommer Liederbuch aus einem Walldorf Kindergarten.
Michael Schneider denkt: jetzt will ich es wissen. Wir lernen Deutsch mit “ Trarira, der Sommer der ist da“.
Ergo: Text an die Tafel geschrieben – alle schreiben den Text ab. Wir üben die Aussprache. Alle zusammen, laut und gerne falsch, aber gemeinsam. Das verstehen sie gut. Animation für Mut kommt von vorne, vom Lehrer. Jetzt die Melodie, das geht ruckzuck. Kinderlieder und einfache Melodien gibt es auf der ganzen Welt, in Syrien, Gambia, Somalia, Afghanistan. Strahlende Gesichter. Immer wieder muss jeder, jede einzelne sich vor den anderen “ blamieren „. Das tun sie natürlich nicht, es geht um den Mut sich darauf einzulassen. Alle Variationen nähern sie an den Mut und die Lust, gemeinsam durch Musik und Sprache die Leichtigkeit der Lust an etwas Neuem zu erfahren.

Der Refrain: “ Trarira……. “ kommt vor und nach jeder Strophe. Gemeinsam – inzwischen perfekt und deutlich – alle den Refrain. Einzeln darf ( muss ? ) jeder und jede sich vor der Tafel um einen ad hoc neuen Text auf Deutsch lesend um Aussprache und Sprachrhythmus bemühen.
In diesem Zusammenhang ersetze ich jetzt das Wort “ vertändelt “ durch einige Worte aus den Strophen: gekommen, zerronnen, Hecke, necken.
Michael Schneider hat immer noch Probleme, sich die Namen der vielen und wechselnden Menschen zu merken. Aber diese jungen Pubertisten sollen sich die eben genannten Worte merken und auch noch verstehen ?
Michael Schneider ist begeistert:
Zwischenbemerkung um 11.30 Uhr: Wollen wir noch Musik machen? Nein, weiter Deutschunterricht entscheidet eine junge Frau aus Somalia, alle stimmen zu. Gut, jetzt das Alphabet. Zu jedem Buchstaben sollen sie Begriffe mit dem entsprechenden Anfangsbuchstaben finden.
G? Gekommen – sagt jemand.
H? Hecke ein anderer.
N? Necken…….
Z ? Aber hallo, Sie ahnen es: da kommt tatsächlich das Wort : zerronnen.
Bei S ist erst mal Schweigen. Jetzt macht Michael Schneider auch mit: Somalia.
Das war ein Vormittag der hat mich mit der grossen Politik versöhnt. Dabei weiss ich: das nächste Jammertal in der Nähe der Tränen wartet schon vor der Tür. Sie alle werden demnächst/irgendwann verteilt an andere Orte. Drei Wochen – eine annähernd konstante Gruppe – schafft schon viele Glückshormone auf beiden Seiten, Vertrauen entsteht. Wie in einem Zeitraffer wird allen hier das Ephemère des Lebens vor die Gefühle geführt. Aber wir alle leben, ich sah nur strahlende Gesichter und Gefühle.
Ein Suchtfaktor zum Schluss: Am Ende des Vormittags bilden wir einen Kreis, bedanken uns für uns und das Geschenk der gemeinsamen Zeit.
Der Dank für das “ Fliegende Klassenzimmer “ des DRK Rhein Neckar geht an alle die sich diesen “ ewigen “ Trennungsschmerz so lustvoll antun.

Trarira, der Sommer der ist da!
Wir woll’n hinaus in Garten und woll’n des Sommers warten!
Wir woll’n hinter die Hecken und woll’n den Sommer wecken!
Der Winter ist zerronnen, der Sommer hat begonnen!

Play Bach in der Bergkirche. Ein einmaliges Ereignis im Schatten vieler Leuchttürme. Liegt Böhmen am Meer – hat schon Ingeborg Bachmann in einem Gedicht gefragt. Heute um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.

Heute ist es soweit: Das einmalige Ereignis dürfen Sie wörtlich nehmen. Samstag folgt dann um 10.30 eine Wiederholung in der Stiftskirche Mosbach.
Dann hat Paulina Tyszka keine Zeit mehr für Heidelberg.
Die Bergkirche Schlierbach ist besonders in finanzieller Hinsicht kein Leuchtturm. Aber Paulina will ( muss ? ) auch leben.
Michael Schneider sieht das ein und freut sich für sie, dass Paulina in Frankfurt ihre finanziellen Grundlagen gefunden hat.
Die Cello Suiten von Johann Sebastian Bach: Kann man dazu singen ? – wurde ich gefragt. Ich sagte, das wüsste ich auch nicht, obwohl ich “ Play Bach “ inzwischen mehrfach mit Paulina konzertiert habe.
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Paulina Tyszka singt Bach – der Solocellist Michael Schneider spielt drei originale Bachsuiten. Wir nennen es: Play Bach – wie Jacques Loussier.

Am 2. Juni 2017 ist es endlich soweit. Paulina Tyszka singt Bach, interpretiert, improvisiert und erfindet neu, was Bach in die Musik gelegt hat. Bach selbst war ein grossartiger Improvisator. Als er in Weimar weilte kam jemand “ Fürstliches “ auf die Idee, dass Bach abends mit einem französischen Orgelvirtuosen einen Impro-Wettbewerb bestreiten sollte.
Der Virtuose stimmte zu, hatte abends aber schon das Weite gesucht.

Freitag, den 2. Juni um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.
Samstag, den 3. Juni um 10.30 Uhr in der Stiftskirche Mosbach in “ Musik zur Marktzeit „.

Michael Schneider ist süchtig nach der Gesangs- und Improvisationskunst von Paulina Tyszka. Das ist für mich “ historisch informierte Aufführungspraxis „. ( Dies sind für mich die schrecklichsten Worte, die ich seit Jahren beim Hören von SWR2 ertragen muss, so arrogant theoretisch. Und die sogenannten Fachleute diskriminieren mich und meine Spielweise mit jedem ihrer historischen Ansprüche ).
Ausser: Felice Venanzoni, das ist ein “ Barock-Historisch-Original “ Vertreter der vehement-lebendigen Spielkultur. In einem Spielfilm formulierte die Protagonistin ihre Meinung über eine Weinrebe so: “ Die hat Arsch und Titten „.
So macht Felice Venanzoni Barock Musik. Das heisst: heftig.
Das erleben Sie mit Paulina’s Gesang im Dialog mit der Cello Musik von Johann Sebastian Bach.

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Genssler Saiten : Sie sollten Hammer Saiten heissen. Sie sind der Hammer. Michael Schneider spielt Cello “ fast “ ohne Kolophonium, die Cellosuiten sowieso ohne Staub, dafür sehr lebendig.

Es begab sich zu der Zeit, als in der Bergkirche Schlierbach am 12. Mai Werke von Olga Magidenko aufgeführt wurden.
Für dieses Konzert begaben sich einige Interessierte auf den Weg, teilweise sehr langen Weg, um diese Musik zu erleben.
Darunter war ein Cellist, der die von mir so gepriesenen Genssler Saiten für Cello und Kontrabass erleben wollte.
Er durfte sogar auf meinem Gorilla Cello ( von Geigenbaumeister Matthias Kohl vor einem Jahr fertiggestellt ) spielen, ebenso auf dem Genssler-Saiten Bass von Walter Pfundstein.
Zwei interessante Bemerkungen kamen Michael Schneider zu Ohren:
Mein Gorilla Cello: “ Ich muss drücken um einen Ton herauszubekommen „.
Michael Schneider antwortet: Ich brauche kein Kolophonium weil ich nicht drücke, ich spiele mit dem Armgewicht. Ich nehme das Cello, lasse meinen Arm darauf fallen und ohne Druck legt mein Gorilla Instrument los. Sie wissen, dass Gorillas wunderbar anmutige Wesen sind. So erlebe ich es selbst täglich: Schnelle Antwort auf meine Fragen, kein Zerren, kein Drücken um eine Antwort zu erhalten.
Die Kontrabass-Bogen Frage beantwortet der Cellist bei Walters Bass sofort selbst: “ Bei diesen Saiten brauche ich keinen Kontrabass Bogen.“

Dieser Gorilla-Genssler Sound ist am 2. und 3. Juni zu erleben.
Am 2. Juni um 20 Uhr spielt Michael Schneider gemeinsam mit der Gesangskünstlerin Paulina Tyszka drei Bachsuiten, die sie singend-improvisierend begleitet und umrahmt.
Am 3. Juni wiederholen wir im “ Konzert zur Marktzeit “ in der Stiftskirche Mosbach um 10.30 das Programm, hier aber nur mit zwei Bachsuiten.

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Play Bach – Paulina Tyszka – Michael Schneider

Querklang am Berghang, Evangelische Bergkirche am 2. Juni um 20 Uhr. Die Suiten I – III.
Musik zur Marktzeit am 3.6.2017 um 10.30 Uhr Stiftskirche Mosbach.
Die Cello Suiten Nr. 1 G-Dur und Nr. 3 C-Dur im Dialog mit Stimme und Violoncello.
Paulina Tyszka – Gesang, Michael Schneider – Violoncello

Als Pablo Casals die Cello Suiten von Johann Sebastian Bach 1890 in einem Antiquariat entdeckte, da ließ er sich zehn Jahre Zeit bevor er diese Werke zum ersten Mal öffentlich aufführte.
Der Kontrabass Virtuose Francois Rabbath beschäftigte sich 40 Jahre mit den Bach Suiten um sie in der originalen Tonlage auf dem Kontrabass zu spielen und entwickelte dafür eine ganz neue phänomenale Technik. Vor fünf Jahren veröffentlichte er dann eine CD mit allen sechs Cello Suiten.
Das Klassik-Jazz Trio von Jacques Louissier sollte 1959 im französischen Fernsehen live Musik von Bach spielen. Die Besetzung bestand aus Klavier, Kontrabass und Schlagzeug. Wie sollte man diese Musik nennen? Francois Rabbath kam auf die Idee und gab ihr den Namen: Play Bach.
Die Musik von Johann Sebastian Bach ist so lebendig geblieben, weil sie nicht auf eine Aufführungspraxis beschränkt oder fest gelegt ist. Es ist ein Phänomen, dass diese Musik sich besonders dazu eignet mit ihr und um sie herum zu spielen.
Das wurde Michael Schneider sofort klar, als er Paulina Tyszka in Darmstadt bei einem Konzert für neue Musik hörte. Besonders beeindruckend war für ihn die Improvisations Kunst dieser jungen Sängerin, bei der jede Wendung, jede neue Idee und jeder Impuls so selbstverständlich wirken, wie Neue Musik selten ist.

Neue Musik: manchmal, nein: oft anstrengend und bemüht mit einem Mangel an Leichtigkeit. Paulina Tyszka beherrscht die Kunst der Improvisation auf eine Art, die uns glauben lässt: so steht es geschrieben. In den Noten. Das, so etwas kann nicht frei erfunden sein. Und genau an diesem Punkt trifft die Moderne, die Neue Musik, die Avantgarde uns in das Herz, berührt uns dort, wo wir blockiert sind gegenüber dem Fremden und Unbekannten, dem überraschend Neuen.
Michael Schneider hat in Paulina Tyszka und seinem neuen ( Matthias ) Kohl Cello die Partner gefunden, die seiner Klangsprache adäquat antworten können. In diesem Konzert hilft die wunderbare Cello Musik von Johann Sebastian Bach dabei, diese Metamorphose in die Tat umzusetzen: die Musik von Bach wird durch die kongenialen Improvisationen dieser begnadeten Sängerin noch einmal in eine andere und völlig neue Dimension katapultiert.

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Paulina Tyszka

Mit dabei sind die wunderbaren Gold Label Saiten von Gerold Genssler, ohne die Michael Schneider diese Spielfreude für die Bachsuiten kaum erleben könnte.