Profis zu Besuch: Michael Schneider in den Klassen 5 der Realschule Waibstadt.

“ Alle meine Entchen “ in einer Minute auf dem Cello und die Erträglichkeit von Musik, die ich nicht kenne oder noch nicht mag.
Das waren die Themen in den Klassen 5 der Realschule Waibstadt am Vormittag des 15. Juli 2015.
Und eine ganz wichtige Frage: Wann ist ein Stück beendet ? Mit dem letzten Ton ? Wann will, wann sollte, wann darf ich applaudieren? Fragen der inneren Ästhetik, die Michael Schneider immer wieder jungen Menschen vermitteln will.
Ein Beispiel: John Cage, der Komponist, der seinerzeit das “ Antistück“ komponiert hat, ca 4 1/2 Minuten keine Musik, das Publikum macht mit seiner eigenen Unruhe die Geräusche, also: die Musik. Die fünften Klassen bewältigten diese Herausforderung eine Minute lang geradezu bravourös.
Visuelle Impressionen vermitteln ein Stimmungsbild dieses Vormittags. Sozusagen: Lieder Ohne Worte.

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Photos von Sybille Bachmaier.

Was macht Coralie Wolff, wenn Michael Schneider “ Spagnelo “ für Kontrabass Solo von Olga Magidenko spielt ?

Was macht man so in den Pausen ? Zeitung lesen z.B., sich die Hände waschen, also: raus aus dem Kirchenraum, rein in die Sakristei und mit trockenen Händen wieder zurück. Oder: Coralie Wolff schminkt sich, wie Sie auf dem Bild erkennen können.
Das alles erleben Sie am 17. Juli um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach, Wolfsbrunnensteige 7.
Damit Coralie Wolff reichlich Gelegenheit für persönliche “ Nebentätigkeiten “ während der Performance hat, spielt Michael Schneider auch noch “ Odyssee d’eau “ und “ Reitba “ von Francois Rabbath.

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Tolles Photo nicht wahr ? Erinnert mich an den Film “ Funny Bones „. Anders ausgedrückt: ein weiterer spannender Abend in der Bergkirche erwartet Sie.

Matthias Roth von der Rhein Neckar Zeitung – Michael Schneider hat sein Kriegsbeil begraben. Versuch einer Wiedergutmachung.

Heute möchte ich auf meiner Seite bei Matthias Roth von der Rhein Neckar Zeitung Abbitte leisten.
Ich weiß, dass ich nicht nur in meiner Begeisterung oft keine Grenzen kenne.
So ist es geschehen, dass ich vor einigen Jahren im Eifer meiner Gedanken Matthias Roth etwas zu nahe getreten bin.
“ Getreten “ ist in diesem Zusammenhang das treffende Wort. Also trat ich ihm in einem Brief verbal gegen das Schienbein.

Mit der Zeit verändern sich die Perspektiven und die Blickwinkel. So sehe ich heute, dass es damals auch gereicht hätte, eine andere Meinung zu haben. Im Schriftverkehr hätte dies bedeutet, ihm in aller ihm gebührenden Form meine Meinung mitzuteilen. Aber nicht im Sinne einer Konfrontation. Dieser Dissenz hat nun jahrelang die Luft verpestet. Das dauert nun schon viel zu lange und es soll heute aus der Welt geschaffen werden.
In einem persönlichen Schreiben habe ich mich bei ihm entschuldigt und er hat diese Entschuldigung angenommen.
Ob ich meine “ Spitzen “ wie er sie nennt hier aus dem Internet entfernen kann weiss ich noch nicht.
Ich erkläre hier zunächst einmal meinen Sinneswandel und den Willen zum Konsens.

Profis zu Besuch. Der Solokontrabassist des Philharmonischen Orchesters Heidelberg, Michael Schneider entdeckt mit den Klassen 5 der Realschule Waibstadt eine Million Fragen.

Der Ablauf der Schulbesuche von Michael Schneider ist immer der gleiche. Zu Beginn gibt es Musik von Johann Sebastian Bach für Violoncello Solo. Das Spektrum des weiteren Verlaufs ist so bunt und schillernd wie der Regenbogen.
“ Warum bin ich hier? Was wollt ihr von mir? “ bekommen die Kinder zu hören
Die Schüler merken: Jetzt sind sie dran und es sprudelt einen Strom von Fragen, die dem Gast noch nie gestellt worden sind.
Hier ein Beispiel: Was war der schlimmste Moment für Sie im Orchester?
Das war 1980. Michael Schneider hatte seine erste Probenwoche im Orchester Heidelberg. Es wurde “ La Traviata “ von Verdi geprobt. Plötzlich hört das Orchester auf zu spielen, aber Michael Schneider spielt ganz alleine weiter. Das geht zwei Tage lang so, bis der Dirigent auf ihn zugeht und ihn bittet, doch endlich ein bisschen aufzupassen. „Was glauben Sie, was ich hier mache? Aber es nützt nichts „.
Der Dirigent und das Orchester hat damals schnell begriffen, dass hier schlichtweg die Routine fehlt aber nicht das fachliche Können. So blieb die befürchtet-erwartete Kündigung aus. Auch diese Klasse merkt, dass die zielstrebige Begeisterung für etwas, zum Beispiel den Beruf oder die Berufung durchaus Brüche haben kann, wenn der eigene Wille auf ein Ziel hin trotzdem lebendig bleibt.
1 Million Fragen waren zu beantworten. Mit jeder beantworteten Frage taten sich weitere unzählige Fragen auf. Aussichtsloses Unterfangen?
Nicht für diese fünften Klassen der Real Schule Waibstadt: ein weiterer Folgetermin mit diesen beiden Klassen und Herrn Schneider wird gewünscht.

Theater und Orchester Heidelberg. Profis zu Besuch. Michael Schneider besucht die neunte Klasse der Realschule in Waibstadt.

Wieder einmal war ein Thema vorgegeben: Der Besuch einer Probe beim Philharmonischen Orchester Heidelberg sollte thematisch vorbereitet werden.
Aber wie schon so oft, die Schüler suchen sich ihre Themen selbst.
Wo ist dein Platz in diesem Leben und auf dieser Welt ? Müssen wir in allem auf dem Podest des ersten Siegers stehen? Diese Fragen standen im Brennpunkt des Interesses der neunten Klasse. Michael Schneider beantwortete diese Fragen aus der Sicht eines Musikers, der nie an einem Wettbewerb teilgenommen hat und somit auch keine Preise gewonnen hat.
Besonders für den Musiker Michael Schneider war die Beurteilung und Qualifizierung seitens anderer immer ohne Belang. Seinen Platz in der Gesellschaft gibt sich jeder durch sein eigenes Lebensgefühl.
So bedarf es für Schneider keiner Position bei den Berliner Philharmonikern um begeistert Musik zu machen. Er beschreibt es als grösstes Glück, dieser neunten Klasse in Waibstadt zu begegnen, die ihm beim Vortrag dreier Sätze aus den Cello Suiten von Johann Sebastian Bach so zugewandt und still ihr Ohr schenkt.
Schneider beschreibt das Dirigat von Yordan Kamdzhalov, der weniger Dirigent als vielmehr ein Maler der Musik ist. Sehr schnell begreift die Klasse, dass Neugier zum Lernen sehr hilfreich ist und unbekannte und unerwartete Wendungen mit sich bringt. So begreift die Klasse schnell, dass es bei dem Probenbesuch beim Philharmonischen Orchester Heidelberg nicht darum geht, sie für Klassische Musik zu gewinnen. Vielmehr sollen sie sich einmal darauf einlassen. Gefallen muss es ihnen nicht. Aber erst danach wissen sie, warum sie es vielleicht ablehnen.
Vor dem Besuch ist es ein Vorurteil. Nach dem Besuch werden sie es “ Wissen “ nennen.
Michael Schneider erlebt an diesem Vormittag eine gelebte Essenz der Philosophie Hans-Georg Gadamers: “ Toleranz ist, wenn man aus der Sicht des anderen denkt „.
Noch zu beantworten bleibt die Frage, wer an diesem Vormittag wen beschenkt hat.
Der Solo Kontrabassist des Philharmonischen Orchesters Heidelberg jedenfalls weiss nach dieser Begegnung: er macht sich um unsere Jugend keine Sorgen. Diese Klasse jedenfalls wird von ihrer Lehrerin Sybille Bachmeier sehr liebevoll und fürsorglich auf “ den “ guten Weg gebracht.

Freitag 13.3.2015 um 20 Uhr: Michael Schneider spielt Trash mit Jelly Benelly – das sind Nelly und Bene Völker, Gesang, Schlagzeug und Gitarren.

Trash – denken Sie zurück an die Anfänge des Punk und die Toten Hosen und was aus Ihrer Musik im Lauf der Jahre geworden ist. Sie erinnern sich? Dann können Sie sich vorstellen, dass “ Einfachheit “ hier nur die Fassade eines feiner gestrickten musikalischen Gewebes ist. Die Ausführenden wissen schon, was auf die Hörer zukommt und raten Ihnen: nicht verpassen, das wird wieder ein ganz besonderer Abend in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.

Flyer Berghang Kopie

www.youtube.com/watch?v=9aiQevJxJQ4