Michael Schneider ist auf der Suche nach dem Jazz in der “ Modernen Klassik “ der Kontrabass Literatur bei Frank Proto, Alec Wilder und anderen.

Der Kontrabassist und Selfmade Komponist Frank Proto machte 1963 sein Diplom. Die Literatur, die ihm damals zur Verfügung stand war so spärlich und nicht nach seinem Geschmack, so dass er sich selbst ein Stück schrieb : die “ Sonate 1963 “ für Kontrabass und Klavier.

Der erste und der dritte Satz sind harmonisch sphärische Erkundungen dessen, was Frank Proto immer weiter bis zu seinem heutigen Stil entwickelte.
Der zweite Satz ist wie ein Bebop Chorus der Sechziger Jahre gehalten und die Klavierbegleitung wirkt dazu wie ein perfekt improvisierend antwortendes Klavier. Die Bass Stimme weist jedoch alle Merkmale der klassischen Sonatenform auf: Thema, Seitenthema, Durchführung, Reprise.
Dieser ausgeschriebene Bebop Chorus gefällt mir immer noch so gut, dass ich ihn öfter in Ermangelung eines Klaviers Solo spiele. Das Publikum nimmt das immer dankbar erstaunt auf, dem Publikum und mir fehlt da in dieser Fassung nichts.
Beim vierten Satz geht dies leider nicht, da hier ein ausgesprochen virtuoser Dialog zwischen Bass und Klavier die Spannung ausmacht und keine Melodie durchgängig auf dem Bass zu finden ist.
Was gibt es in der “ Modernen Klassik “ an Jazz orientierten Stücken !
Mir sind drei Jazz Sonaten des amerikanischen Komponisten Alec Wilder bekannt:
Small Suite for Bass and Piano – Margun Musik Inc., Sonata for String Bass and Piano – Margun Music Inc.
Suite for String Bass and Guitar – Margun Music Inc  sowie Suite No. I For Tuba, Bass and Piano – Margun Music Inc.

Und selbstverständlich Francois Rabbath: Solos for the Double Bassist, Liben Music. Equation , Kobolds, Sete Quate und Creasy Course sind sehr jazzige Stücke, die als Set gespielt acht bis zehn Minuten hergeben und von jedem Publikum begeistert aufgenommen werden.

Wem beim Lesen weitere Werke in dieser Richtung einfallen, der ist mit seinem Wissen hier sehr willkommen.

Als Jazz Trio für drei Celli oder drei Kontrabässe gibt es noch von Michael Norris drei Sätze : Ragtime, Blues und Cool.
Für Kontrabass Septett gibt es natürlich noch die Kompositionen des legendären “ Orchestre de Contrebasses „ in dem schon Renaud Garcia Fonds als Student auf seinem Fünfsaiter mit hoher C-Saite seinen Stil entwickelte.

 

Crossover Musik für Cello – Michael Schneider setzt die Suche fort: Aaron Minsky, Cellist und Komponist

Nach Mark Summer ( Julie-O ) und Susanne Paul ( Just Doodling ) bin ich nun auf Aaron Minsky gestossen. Aaron Minsky begann als Gitarrist, fand dann den Weg zum Cello und wendet in seinen Kompositionen Gitarren Techniken an. Beeinflusst wurde er dabei besonders von Leo Kottke. In seinem Konzert “ The Conquerer“ für Cello und Orchester wie auch in einem irischer Musik nachempfundenen Stück, benutzt er ein Plektrum zur Tonerzeugung. Auf diesen Weg habe ich mich in meiner Weltmusikgruppe arkestra convolt schon öfter begeben, einmal weil ich auch Gitarre, Banjo und Mandoline spiele. Andererseits liegen manche Dinge einfach zeitweise in der Luft.

Bei meinen beiden “ Erstentdeckungen “ war ich sofort Feuer und Flamme. Diese Musik strahlt Wärme und Begeisterung aus. Freunde wie Familie, die diese Stücke von mir hörten, pfiffen sofort die Themen mit und noch lange nach meinem Vortrag hörte ich das Echo immer wieder.

Anders ergeht es mir bei der Musik von Aaron Minsky. Seine “ Zehn amerikanischen Etüden „ habe ich mir gerade besorgt und mein erster Eindruck ist: hier möchte jemand das “ Crossover “ akademisch geplant erzwingen. Aus dem Bauch heraus kommt diese Musik nicht. Bei Mark Summer und Susanne Paul erlebe ich dies ganz anders. Bei Gabriel Koeppen erlebe ich das ähnlich, nur kenne ich von ihm keine längeren Stücke, die sich für Konzerte eignen. Und die beiden mir bekannten Bände “ Hello Cello “ von Gerald Schwertberger enthalten tolle groovige Momentaufnahmen neuer Möglichkeiten, aber sie sind nur für das Amusement im Unterricht geeignet.

Auf Youtube sind viele vom Komponisten Aaron Minky selbst gespielte Stücke zu sehen und zu hören. Tolle Bogenhand, locker und fein. Linke Hand easy und entspannt wie bei einem Gitarristen. Aber die Musik turnt nicht so richtig an. Ob ich bei dieser Ansicht bleiben werde ? Das hoffe ich nicht. Sollte ich meine Meinung ändern, dann werde ich einen Mitschnitt aus einem Konzert auf Youtube veröffentlichen. Das sehe ich als meine Aufgabe bezüglich Aaron Minsiky an: sie so überzeugend spielen, dass sie mir auch richtig gut gefällt. 
Ein musikalischer Freund, Felix Schönfeld hat einige dieser amerikanischen Etüden gemeinsam mit einem Saxophonisten aufgeführt, die Etüde für das Cello im Original und dazu ein improvisiertes Saxohon. Das hat mir sehr gefallen. Bei Julie-O oder Just Doodling wird mir immer noch ganz anders: nämlich lebendig und warm.

Aber auch hier hoffe ich, dass ich bald ganz anders und begeisterter über die “ Zehn Amerikanischen Etüden “ berichten kann.

 

 

 

Olga Magidenko und Gerold Genssler zur Ehre: Olgas wunderbare Musik passt perfekt zu Gerolds wunderbaren Saiten

Das Trio “ Erinnerung “ für Harfe, Violoncello und Kontrabass von Olga Magidenko würde, werde und will ich einmal aufführen mit verstärkten Instrumenten und dann am liebsten in Wacken auf dem Heavy Metal Festival ( es darf auch etwas Kleineres sein ). Die Art von Olgas Tongebung – damit meine ich: oft schräge Borduntöne zu denen heftig fetzige Riffs abgefeuert werden – so schräg schön kenne ich so etwas nur von den genialen Gitarrensolisten – Leadgitarristen – vieler Rock- und Heavy Metal Bands. Und das schenkt Olga Magidenko uns, den sogenannten Klassischen Musikern.

Ich gebe zu: wenn ich ihre Musik auf dem Cello oder dem Kontrabass zu Hause übe, dann kommt meine Frau immer wieder mit der Bemerkung: das klingt aber schräg, das ist aber heftig……………Solange ich den Notentext noch nicht kann ist das nicht verwunderlich. Aber dann, wenn es so weit ist, muss noch etwas hinzu kommen: klarer Klang, klare Töne – trotz gewalttätiger Notierung seitens Olga – und das alles mit klangvoller Leichtigkeit.

Jetzt ist also Gerold Genssler dran: Mit Pirastro Saiten könnte ich das nicht. Dafür bin ich zu schwach und habe einen viel zu hohen Anspruch an den Klang. Kurze Zwischenfrage: rede ich jetzt vom Cello oder vom Kontrabass ? Ich rede von beiden. Gerold hat mir Saiten für mein Cello angefertigt, mit denen ich mich lange herumgequält habe, ihre “ Einspielzeit “ dauerte sehr lange. Aber jetzt kann ich nur noch mit diesen Saiten. Mit diesen Saiten kann ich akustisch Heavy Metal Sounds erzeugen und dann wieder so zuckersüss säuseln, dass ich selbst hingerissen bin – nicht von meinem Spiel, nein, von diesen Saiten und ihrem Klang.

Die “ Rabbath Saiten “ schenken mir die Leichtigkeit die ich brauche um so zu spielen wie ich es mir auf dem Kontrabass vorstelle. Es geht aber nicht nur um die Leichtigkeit, denn wenn ich zehn Kilo mehr Zug von meinen Saiten gewohnt bin, dann bin ich eben daran gewöhnt und meine Muskeln auch. Nein, es geht um die spielerische Leichtigkeit und einen freien Klang. Den kann ich aber nur entwickeln, wenn ich frei bin und von meinem Instrument eine Antwort auf meine Fragen bekomme.

 

 

 

Freitag 19. September um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach: Das “ Leila Rivas Trio “ lädt ein zu einem musikalischen Spaziergang durch Buenos Aires.

Mit dabei ist eine wunderschöne Komposition von Willi Burgos: “ El Antigal “ für Cello Solo und Gitarre. Ganz andere und neue Klänge in der Bergkirche und wer sich bisher noch nicht sicher war, ob er Cello lernen will: nach dieser Musik gibt es keine andere Wahl mehr. Willi Burgos ist selbst hin und weg von dem, was er da “ fabriziert “ hat. Aber die eigentliche Hauptsache ist die wunderbare Stimme von Leila Rivas, deswegen sollten Sie “ meilenweit gehen “ , oder fahren. Auf jeden Fall: verpassen Sie das nicht. Und Willi Burgos wird es sich nicht nehmen lassen, für Sie eine weitere eigene Komposition auf der Gitarre erklingen zu lassen. Willi Burgos ist ein begnadeter Gitarrist, Gitarrenbauer und auch Komponist. Auf dieser Seite mache ich Werbung für dieses Konzert, weil ich auch ein weiteres Cello Solo Stück von Susanne Paul spielen werde: “ Just Doodling „. Für Interessenten besonderer Musik für Cello oder Kontrabass habe ich begonnen, hier eine Sammlung anzulegen für Neugierige

Photo entliehen von Leilas Facebook Seite: .https://www.facebook.com/photo.php?fbid=3374239652041&set=t.100004519860383&type=1&theater

Deutsche Erstaufführung : die Kontrabass Sonate von Olga Magidenko spielt Michael Schneider am Mittwoch den 24.9.2014 ab 20 Uhr im Musikhaus Hochstein. Sie hat “ die schönste “ Kontrabass Sonate für das 21. Jahrhundert geschrieben – behauptet Michael Schneider. Der setzt noch einen drauf: Olga Magidenko wird viel zu sehr unterschätzt.

Bin ich zum Hasardeur mutiert, einem Vabanque Spieler ?  Davon gehen Leute wie Christoff Schlesinger sowieso aus, weil sie wissen, dass ich nichts in der Birne habe. Aber Spass beiseite: warum stelle ich hier diese rhetorische Frage ? Ich bin auch ein “ Ober „- Pädagoge, Oberlehrer sozusagen. Also: aufreizende Einleitung und dann kommen wir ( also: ich ) zum praktischen Teil der Nutzanwendung.

5.9.2014 : die letzte Spielzeit war anstrengend, nicht die Musik, nein, der verlorene Kampf um den Jahrhundertdirigenten Yordan Kamdzhalov und das gegen mich gerichtete Mobbing seitens……….

Also erst mal etwas Erholung, dann jedes Wochenende kleine Konzertreisen und in dieser Woche eine Zeugenaussage im Berliner Landgericht wegen der Polizei-Prügelei in Berlin genau vor einem Jahr am 2.9.2013.  Also der gleiche Fall wie bei Yordan Kamdzhalov, nur ohne Körperverletzung.

Also, heute am 5.9.2014 mache ich mich an die Kontrabass Sonate von Olga Magidenko.

Vorher: Hoffentlich ( schaffe ich das noch ).

Heute Abend ( 5.9.): Alles klar, die Rabbath Technik macht es möglich. Auch in den ganz hohen Lagen kurz vor dem Ende des Griffbretts ist eigentlich alles nur wie in der ersten Lage oder in der vierten Lage ( also: die herkömmliche Daumenlage ). Die Luft ist da oben natürlich etwas dünner, die Tonabstände also deutlich geringer, daran muss ich mich also noch gewöhnen, ist schliesslich nicht mein Alltagsjob im Orchester in der fünften und sechsten Lage ( also kurz vor dem Ende des Grriffbretts ) quer über die Saiten zu spielen, bzw. so wunderbar schräg und doch melodiös schreibt eben nur Olga Magidenko.

Heute ist der achte September und ich habe mir die Sonate von Olga Magidenko in nur drei Tagen “ drauf geschafft „. Dies war mir nur möglich mit Hilfe des Pivot ( Vermeidung von Lagenwechsel, der Daumen bleibt wo er ist, die linke Hand wird geöffnet und springt auf einen entfernteren Ton). Das in Verbindung mit dem Krabbengang kann auch bedeuten, dass ich nach dem Pivot den Daumen nachhole und ein zweites Pivot anhänge – das nenne ich den verdeckten Krabbengang: Pivot, dann Daumen nachholen und wieder Pivot.

In den höheren Lagen gibt es beim Kontrabass für mich kaum ein Rutschen zum D über der Daumenlage, wenn es danach noch höher geht. Dann ist schon ab dem A über dem Oktav-Daumen die 5. Lage ( A auf der D-Saite ) angesagt.

So bediene ich mich im musikalischen Sinn einer bequemen “ Fahrstuhl Technik „: keine Angst, kein Schweiss. Und Kraft kostet es auch nicht, dank der weichen Genssler Saiten und des Knickstachels, der mir den Bass beim Spielen im Stehen als grosses Cello präsentiert, im 45 Grad Winkel vor mir, fällt der Arm und der Bogen von selbst auf die Saiten und mit dem linken Arm muss ich mir nicht den Arm verrenken und mein Rücken bleibt relativ gerade, aber von “ gebückter Haltung “ wie bei den “ Senkrecht Spielern “ ist schon lange keine Rede mehr.

 

 

 

Rabbath Technik auf dem Violoncello ? Geht das nur bei Michael Schneider ? II. Teil

Mein großartiger Lehrer Willi Beyer sagte immer wieder über Francois Rabbath: “ das ist eine Granate „. Ich übersetze: das können wir nicht lernen. Ich habe es gelernt und noch viel mehr: Ich spiele seitdem auch Cello und zwar so, dass hervorragende Musiker grossen Wert darauf legen mit mir zu musizieren.

Der Krabbengang, das Pivot, die Neue Lageneinteilung, der Daumeneinsatz in allen Positionen und die gedankliche Befreiung von festgefahrenen Denkmustern geben mir die Freiheit mich an Stücke heranzuwagen und sie als leicht zu erleben, die auf traditionellem Weg für mich unspielbar wären. Das kann jeder lernen. Nur: wenn Lehrer ihren Schülern erzählen, dass “ man das so macht und nicht anders „, dann sind sie für die Zeit nach diesem Lehrer blockiert.

Phillip Teubner kam zu mir, hatte schon sieben Jahre Unterricht hinter sich. Ich zeigte ihm das Pivot und er meinte, dass er das unterhalb der Oktave nicht gut könne, weil er dann unsauber spielen würde. Nun gut, dann spiel doch beide Fassungen, deine herkömmliche Art und einmal mit Pivot. Das war die erste Stunde des Kennenlernens von Pivot. Seine eigene Einschätzung war: mit Pivot ist die Tonleiter jetzt schon viel sauberer als auf die alte Art.

Kurze Zeit später spielte er im Saarländischen Landesjugendorchester mit. Während einer Probenphase wurde die Kontrabass Gruppe von einem Bassisten des Saarländischen Rundfunks “ präpariert „. Als er bemerkte, dass Phillip Teubner fast alle Beethoven Passagen in der Daumenlage auch auf den tiefen Saiten spielte, kommentierte er das so: “ das kann ja nicht sauber werden…..“ Phillip Teubner entschloss sich zu einer musikalischen Replik: “ dann spiele ich das jetzt mal alleine vor, ganz gleich wie es wird.“ Es wurde sauber. Er spielte nicht nur sauberer als alle anderen, der Tutor lobte ihn auch noch für seinen schönen Ton. Den Rest der Woche durfte mein Schüler dem Tutor die Rabbath Technik erklären.

Was hat Phillip Teubner anders gemacht ? Läufe auf der G-Saite hat er sich erspart. Z.B. spielt er bis zur leeren G-Saite und der nächst höhere Ton ist dann das A-Flageolett in der Daumenlage auf der dritten Saite und schon geht der Lauf weiter, quer über die nächsten drei Saiten. Hätte Beethoven jetzt noch höher komponiert, dann hätte sich das gleiche Spiel wiederholt: rauf bis zum G in der Daumenlage und dann beim Flageolett A auf der D-Saite weiter.

Genau so verfahre ich auch mit dem Cello. Im herkömmlichen Sinn kann ich gar nicht Cello spielen, verweigere für mich auch das Nachholen. Für die meterlangen Etüden Berge habe ich keine Zeit und keine Lust. Ich will meinen Spass haben. Ich übe Cello gern und viel, aber an der richtigen Stelle. Ich habe in anderen Beiträgen audio-visuelle Beispiele eingefügt: Spagnelo für Kontrabass Solo, Erinnerung für Harfe, Cello und Kontrabass sowie Jason und Medea für Klarinette und Cello, alles Werke von Olga Magidenko ( die finden Sie auch auf Youtube ). In jedem dieser Stücke finden sich für mich eigentlich unspielbare Passagen, wenn ich sie auf einer Saite rauf und runter spielen müsste. Das bereitet mir aber keine Freude. Aber ich habe ja die Rabbath Technik für das Cello entdeckt: statt rauf und runter bewege ich mich quer über die Saiten. Dafür suche ich mir den tiefsten – oder einen tiefen – Ton der Passage auf den tieferen Saiten in einer höheren Lage und bleibe dort solange es geht.

Ich kann Ihnen das gerne noch einmal auf Deutsch erläutern : Ich kann in einem mehrstöckigen Haus bequem mit dem Fahrstuhl in die nächste Etage fahren und es mir dort gemütlich machen. Ich kann aber auch von aussen eine Leiter anlegen und mit Absturzgefahr dort entlang klettern. Wie lange das dauert, das spüren Sie bereits.

Inzwischen kommen auch Cellisten zu mir die etwas über die Rabbath Technik erfahren möchten. Ich verrate Ihnen ein Geheimnis aus Frankreich: Francois Rabbath hat einem Geiger aus dem Orchester der Opera de la Bastille mit seiner Technik dazu verholfen, die Paganini Capricen für Violine so im Konzert zu spielen, dass seine Orchester Kollegen aus allen Wolken fielen. Dieser Geiger war und ist Tuttist an der Opera de la Bastille.

 

Das Violoncello und die Rabbath Technik – wurde sie dafür erfunden ? – fragt scheinheilig Michael Schneider und empfiehlt seine Neue Lageneinteilung auf dem Cello. I. Teil

Es gibt unendlich viele phantastische Cellisten. Wie haben sie ihr hohes Niveau erreicht? Durch sehr viel Üben. Das hätten sie sich alles sparen können. Selbstverständlich nicht das Üben. Es geht hier um eine andere Denkweise, einen anderen Weg zur Virtuosität.

Zum Beispiel Tonleitern: Meine erwachsenen Schüler spielen nach drei Monaten Tonleitern über vier Oktaven. Ziemlich selbstverständlich, auch sauber und elegant in den Bewegungsabläufen. Von vornherein werden auch die Tonleitern in ihren Variationen auf allen vier Seiten ein-gelernt. Dazu gehört von Anfang an das Pivot ( anstelle der “ weiten Lage „  – die entspannte und geschmeidige Beherrschung dieser herkömmlichen Art bekommen sie durch das Pivot sozusagen geschenkt ).

Die 4. Lage ( nach Rabbath, bzw die Daumenlage in der Oktave ) kommt in der ersten Stunde zum Einsatz, sei es als leere Saiten oder als Daumenflageolett in der Oktave. Geht “ alle meine Entchen“ in der 1. Lage, dann geht es auch in der Oktave mit Daumen und drei Fingern. Von dort ist der Weg zur 5. Lage ( nach meiner neuen Lageneinteilung also auf der A-Saite das E über der Oktave ) nur noch eine Unterrichtsstunde entfernt.

So begreifen meine Schüler sehr schnell, dass auf allen Saiten und in allen Lagen das gleiche Strickmuster gilt und dass es um “ Spielen “ geht und nicht um etwas “ Schweres „. Das ist eigentlich meine wichtigste Erkenntnis der Rabbath Technik : ich lerne, dass Musik leicht ist, ich lerne den Mut und die Lust auf musikalisches Risiko. Das ist für mich eine Technik der Souveränität : mach Musik und such dir die Technik aus die dazu passt. Früher habe ich eine Technik gelernt und musste damit klar kommen.

Dazu gebe ich hier ein Beispiel: Jason und Medea von Olga Magidenko. Auf dem Höhepunkt kommen einige rasante Läufe, die für mich nur machbar sind, weil ich in ( und mit  ) der Neuen Lageneinteilung spiele und denke. Ebenso unspielbar wären für mich die Läufe in den tiefen Lagen im Finale ohne das Pivot.

Veröffentlicht am 26.05.2014. Olga Magidenko. Jason und Medea op. 73b für Klarinette und Violoncello (2013). Stammt aus der 6. Szene aus der Oper Medea. Claus Rosenfelder, Klarinette und Michael Schneider, Cello

 

 

Susanne Paul : “ Just Doodling “ – slap that Cello – oder lieber nicht, fragt Michael Schneider.

Jeder Kontrabassist kennt und benutzt perkussive Slap-Effekte. Als Bassist und Cellist muss ich im Orchester immer wieder mal die langweiligen Bartok-Pizzicati anwenden. Das ist für mich das Farbloseste zum Thema schablonierte Langeweile . Im Jazz ergibt sich ein Slap-Effekt quasi als ein musikalisches Luftholen von selbst. Bei Susanne Paul steht dieser Slap Effekt in den Noten. Die betreffenden Noten sind hohl und mit einem Kreuz gefüllt. Das Stück gefällt mir immer besser, aber immer verliert es durch das “ Klatschen “ Dass dahinter die Anwendung oder systematische Einführung einer neuen Spieltechnik steht ist mir klar. Ich lasse diesen Effekt auch in das Spiel einfliessen, bevorzuge dabei jedoch den musikalischen Impuls aus der Bewegung heraus. Die Aufnahme, das Video auf Youtube ist wenig überzeugend um dem “ Slappen “ einen musikalischen Sinn zu geben, es sei denn als akademische Übungsaufgabe. Wieder warte ich auf eine überzeugende Darbietung, die mich restlos überzeugt. Ab dem 19. September werde ich meine Version von “ Just Doodling “ mit dem Konzertmitschnitt auf Youtube zur Diskussion stellen.

Der eigenartige Cello Sound von Michael Schneider auf seinem 1200,- Euro Cello.

Gehe ich mit meinem Cello zu einem Geigenbauer und frage ihn, wieviel mein Cello wohl wert ist, dann lesen Sie die Antwort in der Überschrift: nichts !!! ( So gut wie nichts ). Aber es macht alles was ich will, bzw. kann und das bei niedrigster Saitenlage. Aber mit Genssler Saiten bestückt. Eine Spezialanfertigung für mich, quasi ein Unikat. Ich flehe ihn ständig an: Gerold, wenn mal eine Saite reisst, dann bin ich aufgeschmissen. Antwort: Sie reissen aber nicht. Stimmt, sie sind jetzt vier Jahre im Einsatz: Bach, Klassik, Jazz – viel rupfiges Gezupfe – Weltmusik – von Säuseln bis Heavy Metal Sounds- und sie halten was Gerold versprochen hat.

Mit diesem  “ Nobody “ Cello habe ich mit arkestra convolt unsere erste CD eingespielt. Was erzählt mir der Erfinder dieser Saiten nach dem ersten Reinhören:

Kommentar Gerold Gensslers zu der neuen CD von arkestra convolt:

Hallo Michael

1000 Dank für die CD’s.
Ich hab nur Zeit gehabt, in die eine kurz rein zu hören, wo Du gleich als erstes Stück einen RABBATH spielst.
Komisch, so einen Cellosound habe ich persönlich noch nicht gehört. Liegts an dem Bassisten MS oder am Instrument oder den Saiten?
Ganz irre, die Sache
Jedenfalls mein Glückwunsch, habt Ihr fein gemacht :-)
Viele Grüsse von Gerold

Veröffentlicht am 26.05.2014

Olga Magidenko. Erinnerung op. 16 für Harfe, Violoncello und Kontrabass (1982)

Solisten – Feodora Johanna Gabler (Harfe), Michael Schneider (Violoncello), Walter Pfundstein (Kontrabass)

 

Susanne Paul: “ Just Doodling “ für Violoncello Solo am 19. September 2014 in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach, gespielt von Michael Schneider.

Warum schreibe ich hier darüber? Weil ich kürzlich für das letzte Konzert im Juli in der Bergkirche erwähnt habe, dass ich ein Stück für Cello Solo von Mark Summer spielen werde. Bernhard Helpenstein, Verleger in Mainz stiess auf diesen Artikel und machte mich auf weitere interessante Werke für Cello Solo aufmerksam.
Die erste dieser Empfehlungen werde ich am 19. September aufführen.
Auch dieses Stück ( Just Doodling ) ist wie Juli-O ( von Mark Summer ) ein Ohrwurm, eine groovige Droge.
Letzteres habe ich kürzlich im Familienkreis Freunden und Kindern vorgespielt. Danach pfiffen alle Spatzen das Thema stundenlang von allen Dächern. Just Doodling spiele und pfeife zur Zeit nur ich. Das wird sich aber demnächst ändern.

Das Erforschen der Möglichkeiten auf dem Cello begann in der Renaissance, J. S. Bach hat das 36 mal für Cello Solo in seinen Cello Suiten erkundet. Reger und Britten, Ligeti und viele andere suchten weiter und fanden spannende Möglichkeiten.

Mit den oben erwähnten Stücken hält die jazzige Folk- und Jazzmusik Einzug in das Cello.
Aus meiner begrenzten Sicht holt damit die Cello Musik nach, was für den Kontrabass 1963 mit / durch Frank Proto und seiner Jazz-Kontrabass Sonate  “ 1963 „ begann und dann durch François Rabbath und seinen Schüler Renaud Garcia Fonds jazzig-weltmusikalisch vervollkommnet wurde.
Zurück zu Just Doodling : die Anmerkungen von Susanne Paul im Vorwort sind sehr hilfreich.
Früher oder später wäre ich auf die Struktur der Komposition auch selbst gekommen. Aber mit diesen Anmerkungen hat der Spieler, also zumindest Michael Schneider, eine gute Starthilfe.
Sitzt das Stück erst einmal gut in den Fingern und gelingen die Akkordwechsel flüssig, dann ergibt sich das Improvisieren fast von selbst.
Viele Töne sind mit “ Slide“ Zeichen versehen – das Hineinrutschen in den Ton. Diese kommen besonders am Höhepunkt des Stückes zum Einsatz und erzeugen mit wunderbar jazzigen Motiven einen sehr verführerischen Groove.
Da ich ein Klangfetischist bin kann ich mit der Verbindung von Pizzicato und dem Schlagen auf die Saiten nicht viel anfangen.
Ich denke dann: das steht jetzt hier, also mache ich das, auch wenn es musikalisch keinen Sinn ergibt. Am Kontrabass ist es mir immer peinlich wenn ich ein Bartok Pizzicato spielen soll.
Das ist de facto nur ein hässliches Geräusch, das die Schlagzeuger viel besser und auch klangvoller erzeugen können. Wenn ich jedoch an das Stück “ Kalimba “ von Mark Summer denke, dann macht das sehr wohl einen Sinn, weil dann die Musik im rhythmisch Vertrackten liegt. Auch Rockabilly Virtuosen können mich mit ihrer Slap Technik begeistern.
Und mich begeistert immer wieder, dass bis zur Oktave auf dem Cello immer noch nicht alle Möglichkeiten ausgelotet sind.