Als Michael Schneider 1991 auf die sogenannte französische Bogenhaltung wechselte, da wurde er wortwörtlich von einem Kollegen gebeten: “ Bleib doch bei uns, verlass uns nicht. “
Kann jemand seine Angst vor Neuerung und Veränderung deutlicher ausdrücken ?
Geht es Herren Cornelius Meister, Chefdirigent des RSO Wien und seinem Orchester auch so ?
In der Juli Ausgabe der deutschen Orchester Zeitung ist eine Stellenausschreibung zu finden, die für die Bewerbung der Position des Solo Kontrabasses die deutsche Bogenführung verlangt.
Ich nenne diese Einstellung wohlwollend: Tradition.
Zur Tradition österreichischer Musik gehört dann vermutlich auch, dass nur Österreicher in diesem Orchester spielen dürfen.
Vermutlich lässt Cornelius Meister als Chefdirigent dieses Orchesters keine Bewerbungen von Ausländern zu, beziehungsweise: schmeißt alle Ausländer raus.
Oder besser: Fragezeichen ??? Das Philharmonische Orchester Heidelberg setzt sich aus 15 Nationen zusammen. Das hat der Orchestervorstand Sebastian Eckholdt mir gegenüber bestätigt. Kann man da noch deutsche Musik machen?
Dem ehemaligen Generalmusikdirektor Yordan Kamdzhalov wurde von einem Franzosen bescheinigt, dass er nichts vom italienischen Stil verstehe.
Ich rekapituliere: deutscher Bogen in Österreich, italienische Musik aus französischer Sicht in Deutschland.
Geht es hier um Paragraphen und Vorschriften?
Wann, wo und wie darf die Musik beginnen? Ohne Titel, ohne Vorschriften?
Was hat Ludwig van Beethoven über einen Geiger gesagt?
“ Was schert mich seine Geige, wenn mich die Musik überkommt? „
Ich füge hinzu: was schert mich die Bogenhaltung, wenn ich Musik machen will?
Was schert mich der Stil, wenn auch ohne diesen die Post abgeht?
Unser ehemaliger Generalmusikdirektor Cornelius Meister konnte es sich nicht verkneifen mich einmal zu fragen, ob ich etwas gegen die deutsche Bogenhaltung habe.
Darauf konnte ich ihm nur antworten: im Gegensatz zu vielen anderen sowie den meisten Kontrabass Professoren beherrsche ich beide Bogenhaltungen. Und es ist ein Trauerspiel, dass alle meine Schüler, die Kontrabass in Deutschland studieren wollen umlernen müssen, damit sie Kontrabass studieren können.
Dieser Cornelius Meister, der selbst einmal Cello gelernt hat, ist heute noch so in einem Geflecht von starren Vorstellungen verfangen, dass ich mich frage, ob die Musik oder starre festgefahrene Traditionen wichtiger sind?
Zum Abschluss noch ein Nota Bene :
Als Thomas Kalb noch Generalmusikdirektor in Heidelberg war sollte ich eine Stellenausschreibung für die Deutsche Orchester Zeitung formulieren.
Das tat ich dann folgendermaßen:
“ Deutsche Bogenführung auch erlaubt. “
Ich glaube: immerhin war ich schon mindestens einen Schritt weiter als Herr Cornelius Meister und sein Radio Sinfonieorchester Wien: ich wollte beides.
Aber da unser Orchestervorstand Herr Christoph Schlesinger mir bescheinigt hat, dass ich nichts in der Birne habe, so blicke ich wohl auch hier nicht so richtig durch.