Zum dreijährigen Jubiläum der Konzertreihe “ Querklang am Berghang “ widmete der Querklang einen der drei Jubiläumsabende der Heidelberger Komponistin Olga Magidenko.
Zum dreijährigen Jubiläum der Konzertreihe “ Querklang am Berghang “ widmete der Querklang einen der drei Jubiläumsabende der Heidelberger Komponistin Olga Magidenko.
Veröffentlicht am 15.10.2015
Olga Magidenko – „Zwei Essay“ op. 15 für Klarinette, Violoncello und Kontrabass (1982) in Portrait – Konzert am 10. 10. 2015 in Schlierbacher Evangelische Bergkirche
Interpreten: Claus Rosenfelder – Klarinette, Michael Schneider – Violoncello, Walter Pfundstein – Kontrabasse
Astor Piazzolla – Olga Magidenko – David Loeb – Arvo Pärt – Dave Taylor – John Voigt – Uli Kieckbusch – Claus Rosenfelder – Daniel Snyder – das sind einige Namen der bereits gespielten Komponisten. Vor mir wartet eine Komposition von Martin Georgiev auf die Uraufführung und Maria Panayotova komponiert gerade für uns, also arkestra convolt, für den Querklang am Berghang, ergo: für Sie, unser Publikum.
Das “ abgefahrendste “ Stück ist und bleibt für Michael Schneider: “ Slum settings for narrator and improvising ensemble “ von John Voigt.
Mir fällt dazu neben der Avantgarde Klassifizierung dieser “ Musik “ auch wegen des Textes und seiner Sprache das Wort Underground ein. Es liegt mir so auf der Zunge, weiss nicht warum, woher. Schau nach bei Wikipedia ( gehört fast mir, ich spende jedes Jahr für dessen Freiheit).
Hier lesen Sie, was Wikipedia dazu schreibt: ( https://de.wikipedia.org/wiki/Underground_(Kultur)
Zitat:
„Der Underground (englisch, wörtlich Untergrund) ist ein Begriff, der in vielen Sparten der Kunst den Teil einer Szene bezeichnet, der nicht auf die Masse ausgerichtet ist, unabhängig produziert und oft auch eine Gegenkultur darstellt. Der Underground ist nicht von vornherein an einen besonderen Stil gebunden, aber er stellt in der Regel eine Minderheiten-Kultur in der Gesellschaft dar. Gegenpol ist der sogenannte Mainstream, mit dem die allgemein etablierte oder auch für die „Masse“ produzierte Kunst bezeichnet wird.
Der Underground spielt häufig die Rolle einer Avantgarde, seine Formen werden später im Mainstream aufgegriffen, dabei aber auch ihres subversiven Gehalts beraubt und auf rein formal-ästhetische Elemente reduziert.
Oft greifen Vertreter des sogenannten Underground die etablierte oder kommerzielle Kunst (Darstellende Kunst, Musik, Literatur) öffentlich an und sprechen diesen die künstlerische Qualität ab: Es handele sich um seichte Massenware, die nur an kommerziellem Erfolg interessiert sei und zudem meist reaktionäre Inhalte vertrete. Besonders in der Szene der Rock- und Popmusik hat sich hier ein regelrechter Streit zwischen Under- und Overground entwickelt, in dem Underground auch zu einem marketingwirksamen Schlagwort wurde, oft ohne mit entsprechenden Inhalten verbunden zu sein (z. B. Grunge, Alternative).
Auch in der Jugendkultur und bei den Clubs gibt es eine klare Trennung zwischen Underground und Mainstream, wobei hier die Leute, die Underground-Kultur schaffen, für sich beanspruchen, die anspruchsvolleren (etwa experimentelleren) Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte und Ähnliches zu bieten, die dazu unabhängig von kommerziellem Erfolg aus Idealismus und Kreativität entstünden.
Viele Werke der Hochkultur stellen heute – gemessen an ihren Verkaufszahlen – auch eine Art Underground dar.“
Zitat Ende.
John Voigt beherrscht wie ein guter Komponist alle Register an Farben und Nuancen um die Temperatur herzustellen, derer es bedarf um dem Zuhörer eine mentale Schockstarre zu verpassen. Am 12. Februar 2016 um 20 Uhr können Sie dies erleben. Dazu hören Sie musikalische Kommentare von “ Underground “ Spezialisten. Seit drei Jahren preise ich, Michael Schneider diese Musiker an: völlig falsche Location hier in der Provinz. Nach New York gehören sie: Claus Rosenfelder und Bernd Stang. Neuer geht nicht.
Zwischenakt Musik : Michael Schneider, Claus Rosenfelder und Bernd Stang.
Zum Stück:
„Nur Inder, Küche, Kirche“ – Bitterkomische Lebensbeichte nach Alan Bennetts „Unter den Linsen“.
Pfarrersfrau Susanne hasst ihren bigotten Ehemann und ihre ungeliebten Gemeindepflichten. Die Gesellschaft der allzu rührigen Mitglieder des kirchlichen Frauenkreises ist ihr zuwider. Kein Wunder, dass sie immer öfter zur Messweinflasche greift. Bis sie Herrn Ramesh kennenlernt, einen indischen Lebensmittelhändler, der ihrem Leben eine unerwartete Wende beschert.
Coralie Wolff, geboren 1962 in Bremen, 1981-86 Studium der Rechtswissenschaften und der Sonderpädagogik in Würzburg.
1987-91 Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste in Saarbrücken.
1990-1994 Mitglied der Ensembles am Badischen Staatstheater Karlsruhe und der Luisenburgfestspiele Wunsiedel.
1995 Mitbegründung der freien Theatergruppe „Ensemble 95″ in Karlsruhe; Arbeit bis 2001 an verschiedenen Stätten und Bühnen.
1999 Gründung des musikalisch-kabarettistischen Trios „Mama Blues“.
Seit 2001 Leitung des „theater oliv“. Daneben Theaterkurse und -workshops an Volkshochschulen und anderen Einrichtungen.
Trash – denken Sie zurück an die Anfänge des Punk und die Toten Hosen und was aus Ihrer Musik im Lauf der Jahre geworden ist. Sie erinnern sich? Dann können Sie sich vorstellen, dass “ Einfachheit “ hier nur die Fassade eines feiner gestrickten musikalischen Gewebes ist. Die Ausführenden wissen schon, was auf die Hörer zukommt und raten Ihnen: nicht verpassen, das wird wieder ein ganz besonderer Abend in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.
Michael Schneider und seine musikalischen Mitstreiter – allen voran der Klarinettist und Saxophonist Claus Rosenfelder, sowie der Kontrabassist Walter Pfundstein – sind verliebt in die Musik von Olga Magidenko. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Es war vor drei Jahren die Solidarität mit einer Heidelberger Komponistin, als die Zusammenarbeit mit Olga intensiver wurde.
Inzwischen hatten wir in den verschiedensten Besetzungen viele Proben, Konzerte sowie einige Uraufführungen, in denen sie uns mit Kritik, ihren Wünschen und Vorstellungen gefordert und begleitet hat. Als erstes dämmerte mir: Olga Magidenko schreibt keine Neue Musik um ihrer selbst willen. Diese Frau ist Musik.
27. Februar 2015, ein Porträtkonzert in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach.
Zwei Uraufführungen standen an diesem Abend auf dem Programm:
“ O Jerusalem “ für Sprecher, Gitarre und Kontrabass sowie “ Essay “ für Klarinette, Violoncello und Kontrabass. Weiterhin “ Spagnelo“ für Kontrabass Solo und “ Jason und Medea “ für Klarinette und Violoncello.
Wo war der Applaus an diesem Abend ? Nicht zu hören, denn es gab keinen. Stille war zunächst angesagt. Das Publikum war einfach “ geflashed “ von Olga Magidenkos Musik und der bewegenden Art der Ausführenden – dafür wollte nach dem Konzert der Applaus gar nicht mehr aufhören. Und das war kein Applaus nach einer Zugabe!
Wie schon in anderen von Michael Schneider initiierten Konzerten mit Musik von Olga Magidenko, wird die Interpretation bei uns nicht nur aus dem “ klassischen “ Blickwinkel betrachtet und interpretiert. Hier stürzen sich Rockmusiker, Jazzer, Weltmusiker und das Leben auf eine Sehnsucht, die wir alle mit Olga teilen.
Am 27.2.2015 um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach, Wolfsbrunnensteige 7 präsentiert Michael Schneider ein weiteres Porträtkonzert für Olga Magidenko mit zwei Uraufführungen.
Essay für Klarinette, Violoncello und Kontrabass
O Jerusalem für Sprecher, Gitarre und Kontrabass
Weiterhin stehen auf dem Programm:
Erinnerung für Harfe, Violoncello und Kontrabass
Spagnelo für Kontrabass Solo
Jason und Medea für Klarinette und Violoncello
Die Mitwirkenden sind:
Johanna Feodora Gabler, Harfe
Shamali Sen, Sprecherin
Claus Rosenfelder, Klarinette
Michael Schneider, Violoncello, Kontrabass und Gitarre
Walter Pfundstein, Kontrabass
Wir schreiben das Jahr 1976. Olga Magidenko hat die Pubertät gerade hinter sich und befindet sich in ihrer jugendlichen Sturm und Drang Zeit. Sie hat in Moskau bei Aram Khatchatourian studiert, der war einer ihrer Lehrer und vielleicht auch Vorbild.
Das spiegelt der erste Satz sehr heftig wider. Nach einer langsamen Einleitung hält sich das Thema überhaupt nicht an den vorgegebenen 3/8 Takt. Ständig wechseln die Schwerpunkte an unerwartete Momente, scheinbar sind Bass und Klavier überhaupt nicht zusammen und der Zuhörer weiss auch nicht mehr wo er sich befindet. Gleich der erste Einsatz des sehr tänzerischen Tanz Themas mit dem Achtel Auftakt G – Sprung: Oktave G‘ als erster Ton und Beginn, schon setzt Olga ein einziges solitäres As im Klavier dagegen. Da darf dann der Kontrabass gleich denken, dass er falsch oder unsauber eingesetzt hat. Der Kontrabass darf und soll selbstverständlich ziemlich bis sehr sauber spielen, jede Schwankung in der Intonation ist sehr wohl sehr deutlich zu hören.- Dann hat das Klavier Pause. Und jetzt: Kadenza, aber nicht irgendwas, sondern von Olga aufgeschrieben. Das Thema geht sozusagen ohne Klavier weiter. Das wiederholt sich kurz vor der Koda noch einmal, mit einer fetzig-brillanten Soloeinlage zeigt Olga ihre profunde Kenntnis der bassoralen Möglichkeiten. Die Melodieführung der Oberstimme ist so typisch wunderbar schräg und vermittelt dennoch enorme Spielfreude wenn es dem Spieler erst mal gelingt, die synkopierten Bass Borduntöne im richtigen Timing dazu zu setzen.
Zweiter Satz: Sehnsuchtsvollste russische Romantik betört das Ohr, das Klavier stellt das Thema vor, dann übernimmt der Bass. Die Sehnsucht schraubt sich auf dem Bass immer höher, bis Sie wegen der schwindelnden Höhe nur noch im künstlichen Flageolett darstellbar, also spielbar wird.
Dritter Satz: Wieder langsame, diesmal staccatierte Einleitung deren Thema verkürzt wiederholt wird. Dann reicht es Olga, im 7/4 Takt geht es weiter. Zwei Takte abgehackte Akkorde auf die eins, dann geht es rund. Das sehr eloquente Thema entwickelt in seinen Wiederholungen Rondo Charakter. Auch hier lebt Olga ihre Grenzen sprengende Neigung aus, die Melodie immer höher zu schrauben. Hier schont sie weder den Kontrabassisten noch das Klavier. Auch hier scheinen Bass und Klavier rhythmisch aneinander vorbei zu spielen – jeder spielt über lange Strecken in verschiedenen Taktarten, was mich beim Betrachten der Partitur sehr verwirrt hat mit der Frage, wie das jemals zusammen gehen soll. Aber Olga schreibt nicht gegen die Musik.
Im Final-Höhepunkt kurz vor der Koda geben sich 7/4, 11/8, 6/8, 7/8 und wieder 7/4 Takte die Hand, das Klavier bleibt dabei durchgängig im 7/4 Takt. Das ist eigentlich ganz einfach, der Kontrabass braucht nur “ gerade „, also rhythmisch konstant seine Achtel-Noten zu spielen und schon ist es wirklich einfach. Beim ersten Lesen der Sonate sind die Verschiebungen der Takte gegen die Struktur der Themen so irritierend, wie ich es bei einer Baguala von Willi Burgos erlebt habe. Traditionell wird sie im 6/8 Takt notiert, das Spiel Feeling ist aber ein 3/4 Takt. Und solange mein Verstand etwas anderes hört als er liest, hatte und habe ich damit meine Schwierigkeiten. Aber die Hindemith Sonate war auch mal “ schwer „. Carl Valentin sagte dazu einmal “ Wenn man es kann, dann ist es keine Kunst mehr „. Und damit hat er recht.
Erster und dritter Satz dieser Sonate strotzen vor Temperament und ( rhythmischer ) Frechheit. Um so etwas zustande zu bringen, dazu gehört eine gehörige Portion ( musikalischer ) Intelligenz. Davon hat es in ihrer Kammermusik reichlich.
Mit dem Denken von Simandl und Findeisen ist diese Sonate so unangenehm wie das Henze Kontrabass Konzert ( aber natürlich völlig andere Musik ). Mit der Rabbath Technik betrachtet ist es ein Feuerwerk an spannender und sehr vitaler Musizierfreude.
Mir fällt von bekannteren Werken der Kontrabass Literatur nur die Paul Hindemith Sonate und die von Franticek Hertl ein, beides Werke von schöner, spröder Modernität. Für mich reiht sich die Kontrabass Sonate von Olga Magidenko ein in meine “ Trilogie “ der wichtigsten Kontrabass Sonaten der letzten hundert Jahre. Dabei reduziere ich meinen Focus auf die sogenannte Moderne Klassik. An anderer Stelle habe ich schon die Kontrabass Sonate von Frank Proto erwähnt, die ich für die “ schönste “ und innovativste moderne Kontrabass Musik halte, sowie die “ Jazz “ Sonaten von Alec Wilder.
1976 wurde diese Sonate von Olga Magidenko komponiert, da war sie 13 Jahre alt, mit Schwergewicht auf: “ alt „. Mit sechs Jahren wollte sie komponieren, ihre Mutter verbot es ihr. Die Mutter war Pianistin und das sollte Olga auch werden. Mit elf Jahren schaffte sie es, dass sie in Moskau als ausserordentliche Studentin Komposition studieren durfte. Da stimmte ihre Mutter zu. Das erinnert mich irgendwie an Mozart. Neben der Uraufführung der Kontrabass Sonate habe ich mit Nora Emödy, Klavier und Claus Rosenfelder, Klarinette und ich, Michael Schneider am Cello auch die Uraufführung von “ Einatmen – Ausatmen “ gespielt, sowie drei weitere Klaviertrios von Olga Magidenko.
Ihre Werke zeichnen sich aus durch: Profunde Kenntnis der Möglichkeiten auf jedem Instrument, spannende Eskalation der Spielfreude durch provozierende technische Anforderungen an jeden Spieler.
Der Kontrabass Sonate von Olga Magidenko wünsche ich den Status der Hindemith Sonate in der Kontrabass Literatur, wie auch in den Herzen der Ausführenden.
Noten erhältlich bei : Furore Verlag Kassel
Begleitet wird er von Nora Emödy, deren Konzert Vita wirklich beeindruckend ist. Noch beeindruckender ist sie auf der Bühne. Und als Duo Partnerin ist sie ein Traum im Zusammenspiel. Michael Schneider geht da bestimmt hin !!!!!!
Mit dabei ist ist auch Claus Rosenfelder, Klarinette. Rockmusiker am Saxophon, Weltmusiker mit beiden Instrumenten, bringt auch er den richtig vitalen Drive in die Neue Musik von Olga Magidenko.
Die drei Musiker spielen am 19.9.2014 eine weitere Uraufführung:
Einatmen – Ausatmen op 58f für Klarinette, Violoncello und Klavier.
Weiterhin auf dem Programm:
Sonate op. 2 für Klavier Solo
Dunkle Helle op 51. für Violoncello und Klavier
Sonate für Kontrabass op. 9 und Klavier
Jason und Medea op 73b für Klarinette und Violoncello
Romantic Trio op 17a für Klarinette, Violoncello und Klavier
„Klangliche Sinnlichkeit und tiefe Mystik auf der einen Seite, virtuose Ornamente und obsessive Rhythmen auf er der anderen sind es, die kennzeichnend sind für Olga Magidenkos Stil. Das zeichnete ebenso „Spagnelo“ aus, das Michael Schneider auf dem Kontrabass als Uraufführung musizierte. Elegisches und Lustvolles waren dabei bestens vereint. Schneider begründete vor vier Jahren das Arkestra convolt, das Neue Musik ebenso gerne spielt wie Folkloristisches und Weltmusik. Mit diesem Ensemble bestritt er auch dieses Konzert. Magidenkos Werke stellen hohe Ansprüche an die Musiker, so auch „Jason und Medea“, das Schneider am Cello mit dem Klarinettisten Claus Rosenfelder musizierte. Die modernen Spieltechniken waren eine große Herausforderung an die Musiker, welche sie mit tiefem Ernst und großer Virtuosität meisterten. Eine archaische Qualität kam hinein durch die Klarinette, die stellenweise wie ein Schofar, ein Widderhorn tönte. Saftig sonore Saitenklänge hörte man am Ende mit „Erinnerung“ für Harfe, Cello und Kontrabass. Klangsinnlicher Zauber von ausgesuchter Farbenfantasie begegnete hierbei rhythmisch vitalem Musikantentum.“ ( Rainer Köhl, RNZ )
(Michael Schneider, Feodora-Johanna Gabler, Olga Magidenko, Claus Rosenfelder, Walter Pfundstein )