Das Philharmonische Orchester Heidelberg schickt den Profi auf Besuch: Solokontrabassist Michael Schneider in der Realschule Waibstadt.

18. Januar 2016.
Menschenrechte. 30 Artikel über die Frage, was einen Menschen in der Gemeinschaft ausmachen soll. Der Profi Michael Schneider und seine Tochter Anna Kaess, angehende Schauspielerin setzen Kontrapunkte zum “ Nicht-Gedachten „. Das Nachdenken soll also hier und jetzt beginnen. Worüber ?
Am 18. Januar 2016 findet kein Frontalunterricht statt.
Die 10. Klassen finden 15 der 30 Artikel der Erklärung der Menschenrechte aus dem Stand ohne Hilfe.

Flüchtlinge. Ausländer. Moslems. Diskriminierung……………………….
Dann kommt die auslösende Bemerkung eines Schülers: Hitler war selber ein Jude.
Darauf die Frage an die SchülerInnen: Was ist DEUTSCH ?

In dem Drama: “ Des Teufels General “ von Carl Zuckmayer geht es um den General Harras. ( Die Handling ist weiter unten nach Wikipedia zitiert ).
In dem Stück macht sich ein Offizier um seinen Stammbaum Sorgen, es geht um reinrassiges Deutschtum.
General Harras erklärt ihm, was deutsch ist: in Germanien waren die Wikinger, die Hunnen, die Inder, die Tataren, die Römer. Alle haben sich mit den Germanen vermischt und Kinder gezeugt. Und das nennen wir heute “ DEUTSCH „.

Des Teufels General ist ein deutscher Schwarzweiß-Spielfilm nach Carl Zuckmayers gleichnamigem Drama von 1945 mit Curd Jürgens in der Hauptrolle. Marianne Koch, Viktor de Kowa und Karl John sind in tragenden Rollen besetzt. Der Film entstand 1954 unter der Regie von Helmut Käutner, produziert von Walter Koppel und der Real-Film GmbH. Am 23. Februar 1955 wurde er in den Kinos uraufgeführt. Im Fernsehen wurde er erstmals am 24. April 1967 vom ZDF ausgestrahlt.
Handlung :

Deutschland im Dezember 1941. Während des Zweiten Weltkriegs sucht die Führung der gefürchteten SS aus strategischen Gründen die Nähe des berühmten Luftwaffengenerals Harras. Dieser ist ein erfahrener Veteran des Ersten Weltkriegs sowie passionierter Pilot. Der weltoffene, charmante Harras teilt allerdings nicht die Ideologie der NS-Diktatur und verspottet diese. Neben dem Fliegen hegt er nur Affinitäten zu Frauen und Alkohol.

Auf einer Veranstaltung im Rahmen einer Auszeichnung für Flieger lernt Harras die erst 21-jährige Dorothea kennen. Die beiden fühlen sich sogleich zueinander hingezogen. Während derselben Feier versucht der SS-Gruppenführer Schmidt-Lausitz, Harras für seine Ziele zu gewinnen. Der Versuch scheitert kläglich, General Harras weist ihn verachtungsvoll zurück. In derselben Nacht missachtet er die Warnungen seines Freundes Oderbruch, der ihm rät, zu fliehen, da die SS ihn verhaften wolle. Harras tut die Warnungen ab und fährt dennoch in seine Wohnung, wo er umgehend von der Gestapo festgenommen wird. Er wird eingesperrt und soll durch psychische Folter gefügig gemacht werden. Damit will die SS ein Exempel statuieren, auf dass sich ihr niemand mehr widersetzen möge. Schmidt-Lausitz‘ Aktion ist persönlich genehmigt und gedeckt durch Heinrich Himmler. Nach 14 Tagen Haft und anschließender Freilassung ist Harras ein anderer Mann. Ihm ist nun bewusst, dass er durch seine Zeit bei der deutschen Luftwaffe einen fatalen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat – diesen gilt es nun zu brechen. Aus diesem Grund schützt er seinen Freund Oderbruch. Dieser verschweigt einen gefährlichen Konstruktionsfehler an den in Erprobung stehenden Flugzeugen, damit diese nicht für den Fronteinsatz genutzt werden können, um so Hitlers Regime nachhaltig zu schwächen.

Schmidt-Lausitz versucht Harras zu zwingen, entweder den Urheber des Konstruktionsfehlers binnen zweier Stunden zu benennen oder ein Rücktrittsgesuch von allen Ämtern zu unterschreiben, was einer Selbstbezichtigung gleichkäme. Da Harras den Urheber der Fehlkonstruktion deckt, würde er zum Tode verurteilt. Daraufhin eskaliert die Situation: Mittels vorgehaltener Waffe jagt Harras Schmidt-Lausitz aus dem Raum. Doch anstatt zu fliehen – eine Fluchtmaschine steht mit laufendem Motor für ihn bereit – startet er bewusst mit einer der fehlerhaften Maschinen und stürzt sich zu Tode in den Flughafen-Kommandostand, der in Flammen aufgeht.

Ein Kontrapunkt der Kulturen – ein Kommentar zum Osvaldo-Golijov-Projekt von arkestra convolt am 29/30 Januar 2016

A Counterpoint of Cultures:
“ Most people are principally aware of one culture, one setting, one home; exiles are aware of at least two, and this plurality of vision gives rise to an awareness that – to borrow a phrase from music – is contrapunctual “
Edward Said, from Reflections on Exile ( 2000 )

Das sind Worte wie Wasser auf meine Mühlen. Hochaktuell, brisant, Zündstoff zur Zeit, scheinbar wie eine Zeitbombe, vor der nun auch Frau Merkel zurückweichen muss.
Aber: das formuliert hier jemand mit einem musikalischen Fachausdruck:
K O N T R A P U N K T

Aus der Musik gar nicht mehr wegzudenken. Noch schlimmer sozusagen: ohne diesen hätten viele Komponisten wenig mit sich anzufangen gewusst, hätte es ihn denn nicht gegeben.
In der Musik ist dieser Kontra-Punkt nicht wegzudenken und das schönste und ereignisreichste Moment überhaupt.

Ein Abend gegen 18 Uhr am Gare de L’Est in Paris. Ganz Nordafrika ist dort versammelt und das Ergebnis der “ Vermischung mit Frankreich „. So viele schöne und interessante Gesichter finde ich dort zur “ After Work Party “ auf der Strasse, bevor sie dann alle ins Restaurant oder Kino verschwinden. Ich stelle mir die Franzosen ohne die Nordafrikaner vor, so wie wir sie aus Filmen kennen: Jacques Tati: “ Die Ferien des Monsieur Hulot „ zum Beispiel.

Zurück zur Musik: im musikalischen Bereich ist der Kontrapunkt – auf Deutsch: der Gegensatz ! ( richtig übersetzt ? ) – allgemein akzeptiert.
Im Orchester z.B. sieht das ganz anders aus, da wird grössten Wert darauf gelegt, dass alle den gleichen Strich spielen, sogar, dass jede Gruppe unisono konform mit allen anderen spielt.

Es geht in manchen Orchester-Gruppen sogar so weit, dass alle die gleichen Fingersätze spielen sollen oder müssen. Kontrapunkt als positives Gestaltungsmoment ist hier also nicht gefragt.

Ich zitiere mich und André Gide mit dessen Ausspruch:
“ Man kann keine anderen Kontinente entdecken, ohne die alten aus den Augen zu verlieren. „
Das habe ich als Leitmotiv meiner Webseite vorangestellt.

Aber wenn ein musikalischer Kontrapunkt die Musik belebt, dann könnte ein optischer Kontrapunkt das Publikum durchaus munter machen: Siehe da, die Kontrabässe streichen alle in die andere Richtung. Das fällt auf, das Publikum ist beschäftigt und munter.

Ich erwähne dies nur, weil vor ungefähr einem Lebensalter die Gleichschaltung äusserlich wie innerlich nicht nur in Deutschland höchste Priorität hatte.

Olga Magidenko: “ Spagnelo op 21 “ für Kontrabass Solo am 10.10.2015 im Querklang am Berghang. Solist: Michael Schneider

Michael Schneider, immer noch und immer wieder auf der Suche nach spielfreudigen Stücken für Kontrabass Solo ist er mit der Uraufführung von “ Spagnelo op 21″ von Olga Magidenko wieder einmal fündig geworden. Was für den Solisten Michael Schneider beim ersten Lesen einen spröden und eckigen Eindruck machte, entpuppte sich beim Einstudieren als sehr klangvolles und spielfreudiges Opus der von mir so hochverehrten Komponistin Olga Magidenko. Ich hatte die Ehre, dieses Jugendwerk von Olga Magidenko aus der Taufe zu heben. Michael Schneider ist begeistert vom spielfreudigen Impetus dieser Komposition. Die Kompositionen von Olga Magidenko erwecken wegen ihrer technischen Anforderungen oft den Eindruck technischer Kälte: Technik als Ersatz für Seele ? Nein und: falsch. Olgas Musik ist beseelt und inspiriert von faszinierned-spannenden Libretti, die sie ihren Stücken voranstellt. Daraus ergeben sich spannende Geschichten. Und Michael Schneider erzählt gerne Geschichten. Am liebsten ohne Worte und mit seinen Instrumenten. Welche Geschichten sind das? Spagnelo: siehe oben. Aber auch:

Profis zu Besuch in der Real Schule Waibstadt. Anna Kaess und Michael Schneider mit Musik und Rezitation zum Thema : Menschenrechte am 18.1.2016

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Montag 18. Januar 2016. Das Jahr fängt gut an: eine weitere Million Flüchtlinge werden im laufenden Jahr auf Asyl in Deutschland warten.
Für viele Politiker ein Grund, die Grenzen dicht zu machen.
Aus der Sicht der beiden Gäste – Michael Schneider, Musiker und seiner Tochter Anna Kaess, Schauspielerin – ist dies der Beginn von Menschenrechtsverletzungen, die der Resolution der Vereinten Nationen vom Dezember 1948 klar entgegenstehen.
Die beiden Profis haben beschlossen in der Realschule Waibstadt in den Klassen neun und zehn sowie einer sechsten Klasse den Mund aufzumachen und mit den Schülern über die Menschenrechte zu sprechen.
Die beiden freuen sich sehr, dass nicht nur die einladende Lehrerin, Sibylle Bachmaier dieser Problematik offen gegenüber steht, sondern auch besonders der Schulleiter Herr Sauer dies in besonderer Weise fördert.
Zitat von Juli Zeh:
“ Mit den Menschenrechten ist es wie mit den zehn Geboten: drei Gebote, drei Artikel der Uni Erklärung bekommen wir vielleicht noch zusammen. Verbot der Sklaverei. Verbot von Folter. Recht auf Arbeit. Aber dann, seien wir mal ehrlich, wird es dünn. «.
In der Klasse zehn mussten wir Juli Zeh eindeutig korrigieren: aus dem Stand brachte die Klasse gemeinsam 15 Artikel von insgesamt 30 der UNO Erklärung ohne Hilfe der Gäste zusammen.
Dazu gehörte auch das Stichwort: Diskriminierung.
Um dies der neunten Klasse klar vor Augen zu führen griff sich Michael Schneider eine Schülerin heraus und behauptete, dass der Schüler Gemeinschaft ihre Haare nicht gefallen und wir sie deswegen nicht mögen. Sehr betroffenes Gesicht der Schülerin. Sofort nahm Michael Schneider die Schülerin bei der Hand, entschuldigte sich und fragte sie: wie hast du dich bei dieser Behauptung gefühlt?
Die Antwort erübrigt sich hier. Jeder weiß wie sich Diskriminierung, wie sich Mobbing oder Ablehnung anfühlt. Aber diese Schülerin bleibt im Klassenverband, diese Schülerin hat die Entschuldigung von Michael Schneider gehört, sie darf auch in Waibstadt und bei ihren Eltern bleiben.
So spontan diese Vorführung war, so betroffen machte sie doch die ganze Klasse.
Wie fühlt man sich, wenn das eigene Haus, wenn die Heimat zerstört ist?
Und wie fühlt man sich erst, wenn man dann in ein anderes Land kommt und dort noch weitere Ablehnung erfahren muss?
Der Heidelberger Philosoph Hans Georg Gadamer hat zu dieser Problematik eine gute Kant’sche Formulierung gefunden: „Toleranz ist die Fähigkeit aus der Sicht des anderen zu denken.“
Anna Kaess, quasi gerade eben erst der Schule “ entronnen “ schon Mutter eines zweijährigen Sohnes, angehende Schauspielerin, sie konnte mit ihren 23 Jahren den Klassen anspruchsvolle Texte von Juli Zeh, sowie die Erklärung der Menschenrechte quasi als gleichaltrige überzeugend darlegen. Restlos für sie eingenommen haben aber noch ihre Lieder, die sie zu diesem Thema, sich selbst auf der Gitarre begleitend gesungen hat.

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Das Philharmonische Orchester Heidelberg hat einen Solokontrabassisten: Michael Schneider, Multiinstrumentalist auf dem Kontrabass, dem Cello und der Gitarre – zu erleben am 29./30 Januar 2016. Am 29.1. um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach und am 30.1. um 19 Uhr in der Freizeitschule Mannheim.

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35 Jahre im Philharmonischen Orchester Heidelberg konnten den Freiheitsdrang eines Neugierigen nicht bremsen. Es war wohl eher umgekehrt: je länger und je mehr auch der Orchesteralltag an seiner Musik zerrte, desto mehr meldete sich der Wunsch nach Ausgleich. Zunächst über viele Jahre im klassischen Bereich fündig geworden, meldete sich immer mehr der Freiheitsdrang, der Wunsch aus den biederen Bahnen und den Niederungen der banalen Alltäglichkeit in das “ Einmalige “ – hier durchaus im wörtlichen Sinn: nicht wiederholbar. Und das gibt es nur in der Improvisation.
Die beiden Abende mit arkestra convolt und der Musik von Osvaldo Golijov bieten dem Solokontrabassisten des Philharmonischen Orchesters reichlich Gelegenheit, alle Aspekte seines beruflichen Werdegangs auszuleben: gediegenes musikalisches Handwerk sowie freie improvisierte Inspiration. B_DSC5171

Konzertlesung über “ die Erklärung der Menschenrechte “ im 39. Querklang am Berghang in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach am 20.11.2015 um 20 Uhr

Die Erklärung der Menschenrechte
Konzertlesung im “ Querklang am Berghang
mit arkestra convolt am 20.11.2015 um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach, Wolfsbrunnensteige 7
Michael Schneider liest gemeinsam mit seiner Tochter Anna Kaess “ die Erklärung der Menschenrechte „. Musikalisch umrahmt wird die Lesung von Improvisationen der vier beteiligten Musiker von arkestra convolt, sowie einer weiteren Aufführung von “ 2 Essay “ für Klarinette, Violoncello und Kontrabass von Olga Magidenko. Besonderer Gast an diesem Abend ist Walter Pfundstein am Kontrabass.

Die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948.
Diese Erklärung der UNO firmiert in unserem allgemeinen Gedächtnis als
sehr bekannt.
Wie die zehn Gebote: jeder kennt sie. Aber weiter reicht unsere Kenntnis
selten. Noch rarer wird unsere Erkenntnis bei den Menschenrechten. Dass es
sich dabei um 30 Artikel in der UNO Erklärung handelt, das dürfte den
wenigsten vertraut sein.

Die Schriftstellerin Juli Zeh bemerkt zu der Erklärung der Menschenrechte:
“ Die Menschenrechte sind ein ganz besonderer Text, sie sind eine
Botschaft, die die Menschheit an sich selbst geschrieben hat und
möglicherweise die einzige Botschaft der Welt, bei der es nichts
ausmacht, wenn niemand ihren Inhalt kennt „.

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Die Schauspielerin Anna Kaess

Toti Lanzalaco, Perkussionist und Mensch, weiss: Behindert ist nur, wer als solcher bezeichnet wird.

Konzert in der Evangelischen Bergkirche zum dreijährigen Jubiläum vom “ Querklang am Berghang „. Konzertlesung mit Nicoleta Craita Ten’o, Alfred Büngen und arkestra convolt. Unser Perkussionist Francesco Panarese weilt in Italien. Toti Lanzalaco weilt in der Bergkirche, sowohl als aktiver Musiker, wie als Zuhörer.

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Toti Lanzalaco, Photos: Peter Bösselmann

Der Zuhörer Toti meldet sich zu Wort. Es geht um eine Puppe. Die heisst Bianca. Die hält Nicoleta in ihren Armen. Immer. Wenn sie kaputt geht, dann kommt eine Neue. Die heisst dann auch Bianca. Bianca ist der Name der Betreuerin von Nicoleta, der sie besonders viel verdankt. Wenn Nicoleta im Bus sitzt, dann erlebt sie immer wieder Unverständnis bei anderen Jugendlichen.

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In den Augen mancher Jugendlicher ist Nicoleta schon wegen ihrer Puppe “ behindert „. Das bringt Toti auf einen Punkt mit der Feststellung, dass wir es alle ganz normal finden, wenn wir alle ständig mit einem Handy in der Hand herumlaufen. Er geht aber noch weiter: Nicoleta ist stumm, beherrscht sechs Sprachen, lebt allein und eigenständig in einer eigenen Wohnung, hat einen festen Arbeitsplatz, schreibt nach der “ Arbeit “ zur Zeit an ihrem dritten deutschen Roman. Erst wenn ich mit dem Finger auf andere zeige wird das zur Behinderung weil ich es so benenne.

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Nicoleta Craita Ten’o, Alfred Büngen und die Beredsamkeit des Schweigens.

Der Verleger Alfred Büngen leiht der stummen Autorin Nicoleta Craita Ten’o seine Stimme. Er liest aus ihrem Roman “ Man bezahlte den Kuckuckseiern den Rückflug „. Er entwickelt an einigen Schnittstellen mit dem Publikum den weiteren Verlauf des Romans. Er redet, er fragt und Nicoleta schweigt. Schweigt sie wirklich ?

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Dieses wunderbare Photo von Peter Bösselmann ( wie auch alle weiteren Bilder in diesem Zusammenhang ) spricht so viele Sprachen, wie Nicoleta sie beherrscht: Sie hat sich selbst gerade die sechste Sprache beigebracht. In allen diesen erlernten Sprachen könnte sie auch schreiben.
Aber dieses Bild spricht noch eine andere Sprache, die nahezu jeweils hundert Schüler in Waibstadt und in Schriesheim an zwei Vormittagen in je drei Lesungen kennengelernt haben.

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Nicoleta Craita Ten’o, Alfred Büngen

Wir, die wir alle so gut reden können, die wir den ganzen Tag über wenig Wesentliches aussprechen: Wir sind am Ende der Lesungen sprachlos, den Tränen nahe. Eine stumme und bescheidene junge Frau hat uns zum Schweigen gebracht. Wir haben nichts mehr zu sagen, es hat uns die Sprache verschlagen.
Nicoleta kann sehr wohl mit uns reden: Mit ihren Augen, ihren Gesten, ihre Körperhaltung verändert sich. Und wenn sie ihre Antworten zu Papier bringt, die während sie schreibt, für das Publikum auf eine Leinwand ( heute heisst das: Touchboard ) projiziert wird, dann erwischt es uns wie ein Hammerschlag, wenn sie brillant und locker eloquent Formulierungen zu Papier bringt, die nur einem äusserst lebendigen Geist entspringen können.
Alle Bilder und Vorstellungen über stumme ( und damit nach unserem Verständnis “ behinderten “ Menschen ) werden Makulatur.

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Profis zu Besuch an der Realschule Waibstadt am 23.11.2015 – Michael Schneider liest mit seiner Tochter Anna Kaess “ Die Erklärung der Menschenrechte „.

Im Rahmen der Reihe: Profis zu Besuch bietet der Solo Kontrabassist
Michael Schneider vom Philharmonischen Orchester Heidelberg
im
Rahmen des Schulunterrichts an der Real Schule Waibstadt am
23.11.2015 eine Konzert Lesung an zu dem sehr aktuellen Thema:
“ die Erklärung der Menschenrechte „.

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Photo : Peter Bösselmann

Eine Lesung, die mit Musik von Michael Schneider auf dem Violoncello und
dem Kontrabass
begleitet wird. Gemeinsam mit seiner Tochter, der
Schauspielerin Anna Kaess, werden Texte von Adalbert Stifter, Juli Zeh und
die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 gelesen.
Diese Erklärung der UNO firmiert in unserem allgemeinen Gedächtnis als
sehr bekannt.
Wie die zehn Gebote: jeder kennt sie. Aber weiter reicht unsere Kenntnis
selten. Noch rarer wird unsere Erkenntnis bei den Menschenrechten. Dass es
sich dabei um 30 Artikel in der UNO Erklärung handelt, das dürfte den
wenigsten vertraut sein.
Wir, meine Tochter und ich, wir werden die Welt durch diese Lesung nicht
verändern können. Wir hoffen jedoch, dass es uns gelingt die Erinnerung an
Werte wach zu halten, die nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges von
den Vereinten Nationen als vorrangig und visionär betrachtet wurden.
Selbstverständlich können wir keine Kriege verhindern oder beenden, aber
wir können die Erinnerung und die Hoffnung an Visionen der gesamten
Menschheit wach rufen und vielleicht wach halten.
Die Schriftstellerin Juli Zeh bemerkt zu der Erklärung der
Menschenrechte:
“ Die Menschenrechte sind ein ganz besonderer Text, sie sind eine
Botschaft, die die Menschheit an sich selbst geschrieben hat und
möglicherweise die einzige Botschaft der Welt, bei der es nichts
ausmacht, wenn niemand ihren Inhalt kennt

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Anna Kaess