David Loeb – genialer Komponist und Trainer für perfekte Intonation. Michael Schneider empfiehlt weitere Werke für Violoncello Solo.

Das, was wir einmal als Dissonanz bezeichnet haben, das war zu seiner Zeit aufregend bis empörend und unmöglich. Joseph Haydn und dann Ludwig van Beethoven haben damit angefangen.
Ein Akzent an einer Stelle, wo er bislang nicht hingehörte, das rief damals grosse Empörung hervor.
Und spätestens mit Arnold Schönberg gab es überhaupt keinen Grund mehr zur Beschwerde, wenn er alle 13 chromatischen Töne zu einem Akkord zusammenfügte.
Seit der Erfindung der wohltemperierten Stimmung passt eigentlich jeder Ton und jedes Intervall zu jedem Grundton. Die Aufregung zu Ludwig van Beethovens Zeit war mehr in den Köpfen und in der Tradition, als in den Ohren.
Michael Schneider weiss das alles und doziert hier an dieser Stelle gerade darüber.
Trotzdem: wenn er beginnt die Kompositionen von David Loeb zu lesen, beziehungsweise zu üben, dann ist immer wieder sein erster Gedanke: das kann nicht klingen, das bleibt immer schräg.
Immer wieder die gleiche Falle: es gibt eigentlich keine Dissonanzen mehr.
Mit Liebe zum Detail, sprich: dem Bemühen um gute Intonation, gewinnen die Kompositionen von David Loeb mindestens um 100 % Qualität, wenn die unendlich vielen scheinbaren Dissonanzen den Spielern oder dem Spieler in Fleisch und Blut übergegangen sind. Dann bekommt seine Musik einen Glanz, einen Charme und einen Sog, Musiker wie Hörer geraten in einen Flow inspirierender Assoziationen.
Eine Ahnung von der möglichen, denkbaren Schönheit anderer Welten erfuhr ich durch unseren ehemaligen GMD Cornelius Meister, der sehr genau und „pingelig“ das Philharmonische Orchester Heidelberg damit quälte, dass auch Viertel-Ton-Kompositionen “ sauber“ klingen können – muss ja nicht gefallen, darf aber vierteltönig trotzdem “ sauber “ sein. Und so gewinnt bei David Loeb jede Dissonanz eine saubere Schönheit und klingt am Ende so schön wie W.A.Mozart.

Weitere Literatur Empfehlung:
Sunrise Legends: Allegro-Vivace-Lento-Allegro misterioso-Affettuoso
Neu entdeckte Werke von David Loeb:
Sonate für Gitarre und Violoncello
Winter Dances für Gitarrre, Violoncello und Kontrabass
Between Sea and Sky für Gitarrentrio

Ur I rito für Kontrabass Solo von Giorgio Netti – Solist: Dario Calderone Eklat Festival Stuttgart 2016

Ur I rito ist ein halbstündiges Werk für Kontrabass Solo. Im wahrsten Sinne des Wortes: sehr neue Musik. Das Stück besteht im wesentlichen aus Flageolett Tönen und deren Doppelgriffen. Als Varianten gibt es gegriffene Töne zu denen sich alle auf den Nachbarsaiten erreichbaren Flageoletts drum herum gesellen.
In der Notation sieht dieses dreissig minütige Werk rhythmisch sehr kompliziert aus und ist beim Einstudieren ganz sicher kein Zuckerschlecken. Für den Zuhörer stellt sich diese Kompliziertheit als rhythmisch freie Musik dar, bzw. es ist nicht erkennbar, welcher und ob überhaupt ein Rhythmus gemeint ist. Insbesondere im Nachhinein bei einem Blick in die Noten. Das ist sicherlich bei Klang Musik auch gar nicht so wichtig.
Der Solist Dario Calderone las die Musik übrigens von einem iPad ab, das ihm fortlaufend die Noten scrollte. Dies war auch das besondere Problem des Zuhörers Michael Schneider. Der Blick des Solisten war 30 Minuten fokussiert auf den relativ kleinen Bildschirm des iPads.
Ich erinnere mich an Konzerte und Kurse mit Fernando Grillo, der sämtliche Werke auswendig spielte. Vergleich: ein Werk wie “ Itesi “ ist in einer acht stimmigen Partitur notiert. Dabei handelt es sich um ein Werk für Kontrabass Solo. Faszinierend war bei Grillo, dass er jeden Oberton, jedes künstliche Flageolett jederzeit haargenau wiederholen konnte. Dabei wirkten seine Aufführungen nie akademisch oder die Musik konstruiert und das lag zum größten Teil auch daran, dass er auswendig spielte und daher sozusagen „Lesefreiheit “ hatte.

Zurück zu Dario Calderone: das konzentrierte Starren auf den kleinen Bildschirm nahm dem Hörer das optische Spielvergnügen. Da fehlte eine Dimension. So galt der Respekt und die Bewunderung in erster Linie dem Fleiß des Solisten. Schön ist es bei Eklat dass auch nach diesem Konzert der Komponist anwesend war und sich nach der Aufführung dem Publikum zeigte.

Michael Schneider und die Neue Musik, Free Jazz und Weltmusik in Heidelberg in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach 2012-2015.

Astor Piazzolla – Olga Magidenko – David Loeb – Arvo Pärt – Dave Taylor – John Voigt – Uli Kieckbusch – Claus Rosenfelder – Daniel Snyder – das sind einige Namen der bereits gespielten Komponisten. Vor mir wartet eine Komposition von Martin Georgiev auf die Uraufführung und Maria Panayotova komponiert gerade für uns, also arkestra convolt, für den Querklang am Berghang, ergo: für Sie, unser Publikum.
Das “ abgefahrendste “ Stück ist und bleibt für Michael Schneider: “ Slum settings for narrator and improvising ensemble “ von John Voigt.
Mir fällt dazu neben der Avantgarde Klassifizierung dieser “ Musik “ auch wegen des Textes und seiner Sprache das Wort Underground ein. Es liegt mir so auf der Zunge, weiss nicht warum, woher. Schau nach bei Wikipedia ( gehört fast mir, ich spende jedes Jahr für dessen Freiheit).
Hier lesen Sie, was Wikipedia dazu schreibt: ( https://de.wikipedia.org/wiki/Underground_(Kultur)

Zitat:
„Der Underground (englisch, wörtlich Untergrund) ist ein Begriff, der in vielen Sparten der Kunst den Teil einer Szene bezeichnet, der nicht auf die Masse ausgerichtet ist, unabhängig produziert und oft auch eine Gegenkultur darstellt. Der Underground ist nicht von vornherein an einen besonderen Stil gebunden, aber er stellt in der Regel eine Minderheiten-Kultur in der Gesellschaft dar. Gegenpol ist der sogenannte Mainstream, mit dem die allgemein etablierte oder auch für die „Masse“ produzierte Kunst bezeichnet wird.

Der Underground spielt häufig die Rolle einer Avantgarde, seine Formen werden später im Mainstream aufgegriffen, dabei aber auch ihres subversiven Gehalts beraubt und auf rein formal-ästhetische Elemente reduziert.

Oft greifen Vertreter des sogenannten Underground die etablierte oder kommerzielle Kunst (Darstellende Kunst, Musik, Literatur) öffentlich an und sprechen diesen die künstlerische Qualität ab: Es handele sich um seichte Massenware, die nur an kommerziellem Erfolg interessiert sei und zudem meist reaktionäre Inhalte vertrete. Besonders in der Szene der Rock- und Popmusik hat sich hier ein regelrechter Streit zwischen Under- und Overground entwickelt, in dem Underground auch zu einem marketingwirksamen Schlagwort wurde, oft ohne mit entsprechenden Inhalten verbunden zu sein (z. B. Grunge, Alternative).

Auch in der Jugendkultur und bei den Clubs gibt es eine klare Trennung zwischen Underground und Mainstream, wobei hier die Leute, die Underground-Kultur schaffen, für sich beanspruchen, die anspruchsvolleren (etwa experimentelleren) Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte und Ähnliches zu bieten, die dazu unabhängig von kommerziellem Erfolg aus Idealismus und Kreativität entstünden.

Viele Werke der Hochkultur stellen heute – gemessen an ihren Verkaufszahlen – auch eine Art Underground dar.“
Zitat Ende.

John Voigt beherrscht wie ein guter Komponist alle Register an Farben und Nuancen um die Temperatur herzustellen, derer es bedarf um dem Zuhörer eine mentale Schockstarre zu verpassen. Am 12. Februar 2016 um 20 Uhr können Sie dies erleben. Dazu hören Sie musikalische Kommentare von “ Underground “ Spezialisten. Seit drei Jahren preise ich, Michael Schneider diese Musiker an: völlig falsche Location hier in der Provinz. Nach New York gehören sie: Claus Rosenfelder und Bernd Stang. Neuer geht nicht.
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Nether City – eine eiskalt-coole Erzählung von John Voigt am 12.2.2016 um 20 Uhr im Querklang am Berghang für Sprecher und das improvisierende Post-Classical-Ensemble.

Nether City ist eine Erzählung über die in städtischen Slums hängen gebliebenen Menschen, verdorben und beraubt und in den Slums gefangen. In “ Nether City “ geht das Leben seinen Weg nach ganz eigenen Gesetzen.
Sie kennen alle George Orwell’s Roman “ 1984 “ oder “ Wir “ von Jewgenij Samjatin von 1920, ebenso wie Aldous Huxley’s “ Schöne Neue Welt „.
Die Menschen in dieser Erzählung leben wie die Protagonisten der erwähnten Romane in einer Situation der sie nicht mehr entrinnen können. Die Menschen in dieser Geschichte formen die architektonischen Muster der Musik. Jeder der Musiker wird so zum Voyeur, Teilnehmer und Kommentator dieser dunklen Seite des Lebens.
Im Zentrum dieses Konzertes steht am 12. Februar: Slum settings für Sprecher und das Post-Classical-Impro-Ensemble

John Voigt zur Zeit der Entstehung von Nether City:
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John Voigt, wie Sie ihn heute erleben würden ? ….können ! Wenn Sie wollen !

John Voigt 2

Die Photos habe ich der folgenden Webseite entnommen:http://art-energy.org/johnmusician.html

Michael Schneider, der Musik- und Redeprofi in der Realschule Waibstadt zitiert Hans Dieter Hüsch am 18.1.2016

Im Rahmen der Veranstaltung : Profis zu Besuch liess Michael Schneider es sich nicht nehmen, neben der Musik der Cellosuiten von Johann Seabstian Bach,ein Ricercar von Giovanni Battista Degli Antonii sowie Musik für Cello Solo von Hanning Schröder, auch eine weitere Lieblingsbeschäftigung zu präsentieren: Die passende Lyrik und Texte zu seinen jeweiligen Themen hat er immer dabei.
Hier gebe ich einen Lied Text von Hans Dieter Hüsch wieder, der mich schon seit vielen Jahren begleitet.

Das Lied vom runden Tisch

Den möcht‘ ich seh’n
Der mir untersagt
Mich mit einem Liberalen
An einen runden Tisch zu setzen!
Den möcht‘ ich seh’n –
Wie er festen Schritt’s auf mich zukommt
Die Hände in den Taschen
Und dann von oben runter fließend zu mir sagt:
„Mit wem sitzt denn du da?
Feines Gesocks, was?
Na ja, du warst ja schon immer was Besseres!
Das Bier würd‘ mir nicht schmecken!
So täuscht man sich halt –
Wechselst mal wieder das Hemd
Wie mir scheint!“

Darauf gibt’s nur eine Antwort:
„Quatschkopf! –
Dieser Liberale hier
Ist mein Freund!“

Den möcht‘ ich sehen
Der mir untersagt
Mich mit einem Christen
An einen runden Tisch zu setzen!
Den möcht‘ ich sehen –
Wie er feinnervig mich beäugt
Sich bei mir einhakt, ein paar Schritte mich entführt
Und dann in seiner hochgestochnen Suppe rührt:
„Du mit dem?
Das halt‘ ich für absurd!
Dessen Bier schmeckt doch nach Weihwasser –
Und nichts ist bewiesen!
Die Kirche ist doch ein alter Hut –
Was für alte Leute, wo man betet und greint!“

Darauf gibt’s nur eine Antwort:
„Deine Ansicht! –
Aber dieser Christ hier
Ist mein Freund!“

Gott, wieviel Jahre wünsch‘ ich mir schon
Einen alten großen runden Tisch
An dem die verschiedensten Menschen sitzen
Und einer davon wär‘ der Hüsch!

Den möcht‘ ich sehen
Der mir untersagt
Mich mit einem Erzdemokraten
An einen runden Tisch zu setzen!
Den möcht‘ ich sehen –
Wie er zunächst überlegt
Dann aber doch mich anspricht
Zunächst um den heißen Brei geht
Dann aber doch zu verstehn gibt –
Ungeheuer enttäuscht zu verstehn gibt:
„Na ja, Sie hatten ja schon immer ’ne Vorliebe für gewisse Extreme!
Wir dachten uns nur
Wo Sie jetzt älter geworden, hätte sich das gelegt!
Erstaunlich, erstaunlich –
Gerade von Ihnen hätten wir das gemeint!

Darauf gibt’s nur eine Antwort:
„Sie mögen Recht haben! –
Aber dieser Erzdemokrat hier
Ist mein Freund!“

Den möcht‘ ich sehen
Der mir untersagt
Mich mit einem Kommunisten
An einen runden Tisch zu setzen!
Den möcht‘ ich sehen –
Wie er auf mich zufedert
Mir die rechte Hand auf die linke Schulter legt
Sich dann langsam herabbeugt und zu mir sagt:
„Muss das sein?
Ich meine, Sie können doch auch Ihr Bier woanders trinken –
Haben Sie doch gar nicht nötig!
Und außerdem wird sich das sicher rumsprechen!
Nicht dass ich stören wollte –
Ich hab’s nur gut gemeint!“

Darauf gibt’s nur eine Antwort:
Vielen herzlichen Dank! –
Aber dieser Kommunist hier
Ist mein Freund!“

Gott, wieviel Jahre träume ich schon
Den gleichen Traum vom gleichen Stoff
Von Bruder und Schwester, Vater und Sohn
Und einer davon heißt Schretzmeier
Und ein anderer Oberhoff
Und alle reden und trinken, essen und denken
Nach Herzenslust und Gelüsten –
Mit Ausnahme der Faschisten!

Den möcht‘ ich sehen
Der mir untersagt
Dieses Lied öffentlich vorzutragen –
Den möcht‘ ich sehen!

Deshalb sing‘ ich dieses Lied
Und wollte das hier mal sagen!

Nicoleta Craita Ten’o, Alfred Büngen und der “ Bullshit Slam “ – Dark Horse und die hohlen Phrasen der Politiker und anderer wichtiger Menschen.

Es gibt den Poetry Slam, den Science Slam und kürzlich als neuer Running Gag: den Bullshit Slam in Stuttgart.
Von Vorne: Nicoleta Craita Ten’o ist stumm. Die Realität hat ihr mit 13 Jahren die Sprache verschlagen. Aber sie redet weiter. In ihrer Sprache: sie schreibt. Eine intensive Lese-Tournee im Heidelberger Raum vom 9. bis 11. Oktober bewirkte die Umwandlung von vielen und grossen Worten in Wesentliches: wissendes Schweigen – bei den Zuhörern. Und die Liebe und Zuneigung zu einem behinderten Menschen ( nach unserem allgemeinen Sprachgebrauch ).
Der Verleger Alfred Büngen, der bei den Lesungen mit Nicoleta Craita Ten’o ihr seine Stimme leiht, er führt die sprachliche Regie. Die Sprache führt hier zu den Inhalten, das Reden führt die Zuhörer zu sich selbst.

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Bullshit Slam führt das Publikum in die Absurdität der Alltagssprache, der Floskeln von so vielen wichtigen Menschen, von Politikern bis zu Intendanten wie von Start-Up Gerede. Der Kontrast von Geschwindigkeits- sowie Massengequassel und “ Slow Noise “ führt bei den Lesungen von Nicoleta/Alfred Büngen sehr schnell zu der Erkenntnis und der Frage: Wer ist hier eigentlich behindert ?

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In der letzten Konzertlesung warf der Perkussionist von arkestra convolt die Frage auf: wer ist behindert ? Behindert bin ich nur, wenn ich darauf angesprochen werde. Sind wir alle behindert, weil wir ständig ein Handy mit uns herumtragen ? Ist Nicoleta behindert, weil sie immer eine Puppe bei sich hat ? Puppe, Handy ? Was hat der Leser, die Leserin noch zu bieten ? Weitere Behinderungen ? Oder nur Normalitäten ?
Toti Lanzalaco weiss, wovon er redet. Und hier ist er, der Fragesteller der wesentlichen Frage: Toti Lanzalaco.

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Genssler Saiten – für wen ? Wiederholung: Genssler-Rabbath Saiten – für wen ?

Michael Schneider hat immer wieder neue Kontinente gesucht und musste folglich viele alte Kontinente aus den Augen verlieren.
Das überzeugendste Argument für eine Umorientierung auf dem Kontrabass erhielt ich ausgerechnet von meiner Schwiegermutter.
Ich übte das Bottesini h-Moll Konzert. Meine Schwiegermutter betrat den Raum und fragte mich: “ Warum müssen die Kontrabassisten denn immer so hoch spielen? “
Michael Schneider war schwer beleidigt. Ich übersetze das für den Leser: das klingt ja überhaupt nicht gut wenn du auf dem Kontrabass in den hohen Lagen spielst oder gar am Ende des Griffbrettes.
Jahre später.
Wieder war ich beim Üben, in diesem Fall jedoch beim Hören des Concerto Nr.2 für Kontrabass und Klavier von Francois Rabbath. Rabbath spielte auf der CD gerade die Kadenz, eine freie Improvisation. Genau diesen Moment erwischte meine Schwiegermutter und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus über die faszinierenden Klänge und diese Klang Kultur.

Was war geschehen? Worin lag der Unterschied zwischen “ meinem Bottesini “ und der Komposition von Rabbath?
Dem liegt eine ganz andere Spielkultur zu Grunde. Ohne Bogendruck, sondern nur mit dem Arm- beziehungsweise Bogengewicht zu spielen und das alles mit weicheren Saiten – damals noch mit den Corelli Medium Saiten – das erlaubt, die Saiten sehr tief zu legen, ohne dass es dabei scheppert.
Auch mit den Pirastro Saiten beherrscht Michael Schneider beim Einrichten die Kunst, die Saiten so tief zu legen, dass es möglich ist, an jedem Punkt des Griffbrettes zu spielen, ohne dass die Saiten scheppern.
Wer zum Beispiel im Orchester darauf besteht, dass Lautstärke nur mit enormem Druck zu erzeugen ist, der ist auf diesem Kontinent fehl am Platze.
Enormer Druck erzeugt jede Menge hässliche Geräusche, aber keinen sonoren Ton.
Hinzu kommt noch die Qualität des Ton Ansatzes. Die meisten Töne bei den Kontrabassisten  beginnen mit einem knarzendem Ton, mit Kratzgeräuschen, aber nicht sofort mit dem reinen Ton.
Eine Therapiestunde für alle Kontrabassisten könnte sein, dass sie auf der Geige lernen, einen kratzfreien und sonoren Ton zu erzeugen. Dann kann man sie wieder an den Kontrabass schicken und bitten, mit diesem Bewusstsein, mit diesem Anspruch an den Ton auf dem Kontrabass das Geigenspiel zu wiederholen.
Ähnlich ergeht es den Kontrabassisten und Kontrabassistinnen, die sich für die Genßler Saiten interessieren. In der Regel beginnen Sie mit einem Kontrabass mit viel zu hohe Saitenlage und Pirastro Saiten. Irgendwann finden Sie in ihrer Unzufriedenheit meine Web Seite und erfahren etwas über die Genßler Saiten. Nach einem Telefonat sind alle restlos überzeugt. Um allen Interessenten auch das Gefühl zu vermitteln, dass ich ihnen nichts aufschwatzen will, biete ich Ihnen an, dass ich die Genssler Saiten nach einem Monat zurücknehme, sowie den handgefertigten teuren Saitenhalter aus Ebenholz.
Mir hat noch nie jemand etwas zurückgegeben, oder sein Geld zurück verlangt.
Meine Empfehlung geht also insbesondere darin, dass Anfänger, auch und besonders späte Anfänger oder Anfängerinnen sich für diese Saiten interessieren.
Solche Spieler, die vielleicht studieren oder schon Berufsmusiker sind, die haben in der Regel durch sehr hartes Training genügend Muskelkraft um den Saiten Widerstand und eine hohe Saitenlage durch Kraft zu kompensieren.

Wollen sie sich jedoch umorientieren, dann müssen sie sich sehr viel Zeit lassen für eine mentale und besonders körperliche Einstellung auf diese neue Leichtigkeit. Wer Kontrabass-Arbeiten gewohnt ist, der kann nur schwer einsehen, dass etwas plötzlich sehr leicht ist und es bisher nicht sein durfte.

Philharmonisches Orchester Heidelberg – Horst Seehofer und Michael Schneider : geht das ?

Horst Seehofer ist der Berufsquerulant wie einer in meiner Kontrabass Gruppe, der ständig etwas besser weiß, ständig genau weiß wie es eigentlich sein müsste, obwohl er weder Bundeskanzlerin noch Solo Kontrabassist ist.
Das ist nicht weiter bedeutend, denn Frau Merkel ist Bundeskanzlerin und Horst Seehofer ist es nicht.
Aber um seiner Nebensächlichkeit eine wichtige Funktion zu geben, muss er sticheln und kontern und selbstverständlich alles besser wissen, so als wäre er der Chef.
Der Solo Kontrabassist eines bedeutenden deutschen Staatsopern Orchesters hat mir die folgende Weisheit mitgeteilt: wenn du Solo Kontrabassist bist, dann musst du dich sehr warm anziehen.
Ich hoffe dass Frau Merkel dies auch weiß.
Michael Schneider ist immer sehr warm angezogen. Das nervt sein Gegenüber natürlich sehr, weil die Kälte und Unverfrorenheit dringt halt nicht durch.
Das kann einen schon mal rasend und wütend machen.
So wie Horst Seehofer sich aufplustern muss wie ein balzender Hahn um bedeutend zu erscheinen.
Mit anderen Worten: in der Politik, wie im Orchesteralltag entsteht Bedeutung und Bedeutsamkeit durch imposantes Balzgehabe:
Wenig Inhalt, aber viel Lärm um nichts.
In der kurzen Zeit mit Yordan Kamdzhalov war ein hoher visionärer Anspruch gepaart mit musikalischer Ästhetik und großem menschlichen Wohlwollen.
Beseelt nenne ich diese Zeit.
Aber auch die Nazis haben unserer Kultur die Seele aus dem Leib gerissen, so wie die Heidelberger Philharmoniker sich von empathisch schönen Visionen des Yordan Kamdzhalov verabschiedet haben.
Übrig geblieben ist: same procedure as every year.
Na, dann kann Michael Schneider ja beruhigt gehen. Es geht immer so weiter wie gehabt. Michael Schneider braucht sich keine Sorgen zu machen, dass sich wesentlich etwas ändert.
Frage an das gute “ Nota Bene „: Wann wird Yordan Kamdzhalov Ehrendirigent des Philharmonischen Orchesters Heidelberg ? Der Intendant Holger Schultze muss hoffentlich nicht dazu um sein Jawort gebeten werden ?

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Michael Schneider – arkestra convolt und das Osvaldo-Golijov-Weltmusikprojekt.

Bei der Veranstaltung “ Profis zu Besuch “ in der Realschule Waibstadt ging es in der letzten Woche nicht nur um Musik. Die Erklärung der Menschenrechte der UNO war auch Anlass über Flüchtlinge und Integration zu sprechen. Selbsverständlich konnten weder die Klassen 6, 9 und 10 , noch der Musik-Profi die Probleme lösen.
Was hat Osvaldo Golijov und arkestra convolt damit zu tun?

Osvaldo Golijov ist ostjüdischer Abstammung und lebt in Argentinien. Er komponierte und arrangierte zusammen mit Gustavo Santaolalla für die Sopranistin Dawn Upshaw einen Zyklus von elf Stücken mit Musik aus dem Spanien des 15. Jahrhunderts, einer Zeit der friedlichen Koexistenz von Arabern, Juden und Christen. Auch in der musikalischen Adaption des Weltmusik Quartetts wechseln die Melodien von jüdischen zum arabischen und weiter ins christliche Idiom. Auch musikalisch wird hier klar, wie eng diese drei Kulturen miteinander verknüpft sind und wir erleben damals wie heute ganz aktuell, wie furchtbar es ist, wenn sie sich nicht mehr verstehen.

Was Michael Schneider zusammen mit arkestra convolt in den kommenden Konzerten musikalisch zu diesem Thema zu sagen hat entspricht dem Motto dieses Ensembles: global,quer,instrumental

Mit dabei war in Waibstadt auch Anna Kaess, angehende Schauspielerin mit einer wunderbaren Singstimme. Sie präsentierte in den drei Veranstaltungen Dota Kehrs Lied: “ Es gibt Grenzen „. Auf Facebook hat Dota Kehr 2015 den Text zu ihrem neuen Song veröffentlicht.

Grenzen
Wer ist drinnen, wer ist draußen?
Ich mal eine Linie. Du darfst nicht vorbei.
Da trifft Luft auf Luft,
da trifft Land auf Land.
da trifft Da trifft Haut auf Blei.
Wo ist oben, wo unten?
Wer könnte, wer wollte das ändern?
Was geschieht in den Ländern
an ihren Rändern?
Es gibt Frontex und push-backs,
Zäune, Waffen, Flüchtlingsabwehrkonferenzen.
Das Mittelmeer wird ein Massengrab.
Es gibt Grenzen.
Sie führen zu Nationalismus mit seinen
bekloppten Konsequenzen,
Man entrechtet Leute, nur weil sie von irgendwo kamen.
Es gibt Grenzen.
Könnten Sie diese Antwort bitte
sinngemäß richtig ergänzen:
was liegt möglicherweise im Kern des Problems?
Es gibt Grenzen.
Ich melde mich ab, gebt mir einen Pass,
wo „Erdenbewohner“ drin steht.
Einfach nur „Erdenbewohner“.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.
Wir ziehen eine Grenze im Himmel,
ein Gott ist hier und einer ist dort.
Dann drohen sie sich mit den Fäusten
In Ewigkeit und so fort.
Da muss es was Besseres geben,
Frieden bringt kein Götterbote.
Wir haben es ein paar tausend Jahre mit Grenzen versucht,
das gab sehr viele Tote.
Nennt mich naiv, es ist mir egal,
aber ich finde es reicht.
Ich suche das Land, in dem jeder dem andern
in Staatsunangehörigkeit gleicht.
Ich melde mich ab, gebt mir einen Pass,
wo „Erdenbewohner“ drin steht.
Einfach nur „Erdenbewohner“.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.
Ich schließe die Tür und genieße die Stille,
ich grenze mich ab, das muss sein.
Jeder hat seine Grenze, die ihn umgibt,
sie schließt ihn schützend ein.
Jeder Übergriff, jeder Schlag
verletzt ein Menschenrecht.
Warum schützt man die Grenzen der Staaten so gut
Und die Grenzen der Menschen so schlecht?
Sie müssen nicht zwischen den Ländern verlaufen,
aber zwischen den Menschen.
Nicht aus Stacheldraht sollen sie sein,
sondern aus Respekt.
Es gibt Grenzen