Veröffentlicht am 15.10.2015
Konzert am 10. 10 2015 in Schlierbacher Bergkirche Heidelberg
Olga Magidenko Thanatos Mein Vater Sohn ist kalt op. 101 (2015) für Sprecher und Kontrabass nach den Texten von Stefan Hölscher
Veröffentlicht am 15.10.2015
Konzert am 10. 10 2015 in Schlierbacher Bergkirche Heidelberg
Olga Magidenko Thanatos Mein Vater Sohn ist kalt op. 101 (2015) für Sprecher und Kontrabass nach den Texten von Stefan Hölscher
Die größte Gemeinsamkeit ist meines Wissens der Vorname. Unser französischer Virtuose heißt demnach also „Franz “ Rabbath.
Denke ich an meine erste Zeit mit den zehn Bänden von Franz Simandl und seiner Kontrabass Schule, dann erinnere ich mich daran, dass es zum Beispiel 2-3 Möglichkeiten gibt eine Tonleiter auf einer oder zwei Saiten zu spielen. Auch wenn die Simandl Schule dem Lernenden zunächst alle Töne über alle vier Saiten Stufe um Stufe vermittelt, wird am Ende dieses Wissen nicht mehr benutzt. In der Praxis geht es dann immer sehr zügig auf die oberste Saite. Mein Studienkollege Jörg Linowitzky, der schon lange Kontrabass Professor in Lübeck ist, er ist ein eifriger Verfechter des Spielens auf einer Saite. Wegen des gleichmäßigen, ausgewogenen Klanges.
Entsprechend mündet die Ausbildung heute immer noch beim Kontrabass Spiel möglichst auf einer Saite. So wird ein so genanntes Mono Saiten Denken produziert.
Nennen wir es: freiwillige Selbstbeschränkung.
Im dritten Band seiner “ Nouvelle de la Contrebasse “ stellt François Rabbath alle Tonleitern über drei Oktaven vor und die Möglichkeiten die Fingersätze und die Wege über alle vier Saiten bis in die höchsten Lagen zu gestalten.
Er selbst möchte damit keineswegs jemanden animieren, alle diese Varianten zu üben.
Er schlägt dem Lernenden vor, sich drei davon auszusuchen und die gut zu beherrschen.
Schon bei Ansicht der vielen Varianten, in Dur sind es zwischen 150 und 180, bei den B – Tonarten reduziert sich das wegen der fehlenden leeren Saiten auf ungefähr die Hälfte, 60-80, schon beim Betrachten der vielen aufgezeigten Möglichkeiten bekomme ich ein Gefühl von Reichtum. Es gibt also so viel Auswahl, so reichliche Auswahl, dass ich sie gar nicht vollständig wahrnehmen kann.
Wenn ich dann noch die Daumenlage-Kapodaster-Technik mit einbeziehe, dann verdoppeln sich die Möglichkeiten in Kreuz- und B-Tonarten noch einmal.
In der Daumenlage spiele ich die Greifmuster von A-Dur, Bb-Dur und C- bzw..G-Dur, je nachdem ich über drei oder vier Saiten spiele. Mit Daumenlage ist hier keineswegs die Oktavlage nach Franz Simandl gemeint, sondern Daumenlage bezieht sich darauf, dass ich den Daumen dort hinlege, wo ich einen beliebigen Ton als Grundton brauche.
Die drei Varianten noch einmal in Moll und ich habe ohne mich zu bewegen 14-16 Töne in einer Hand.
Eine Reichhaltigkeitsexpedition empfehle ich jedem Neugierigen.
Zunächst : Verzweiflung. Die Sinnlosigkeit steht vor der Tür. Dann : Verstehen, aber noch nicht: Können. Dann beginnt eine neue musikalische Lebensfreude: “ Tu auras l’habitude d’un virtuoso „.
Wie hört sich das nun bei Michael Schneider an ?
Auf unserer Webseite von “ Lyrik Kontra Bass “ gibt es es zwei passende Beispiele dazu: ein Larghetto von Antonio Vivaldi und “ Reitba “ von Francois Rabbath.
Für den Reitba-Clip erhielt ich gestern den folgenden Kommentar zu meiner Interpretation: „……. oh, ich höre gerade nebenher den Francois Rabbath…. mann, ist DAS schön gespielt – so schön habe ich einen Kontrabass noch nie gehört!…“
So der Kommentar einer Pianistin/Dirigentin.
Mich erstaunt, dass im Philharmonischen Orchester Heidelberg diese Klangvorstellung bei meinen Kollegen überhaupt nicht beliebt ist. So hat ein Kollege sogar ein Aufbaustudium bei Professor Jörg Linowitzky begonnen, als er seinen Dienst in Heidelberg begann, während ich zu der Zeit besonders im Orchester 70 Prozent aller Passagen in meine “ Daumen-Kapodaster-Lagen “ verlegte.
Durch diese Spielweise muss ich wegen eines Halbtons nur einen Finger höher oder tiefer setzen, bleibe aber mit dem Daumen wo ich bin. Mit dem Denken nach Simandl/ Jörg Linowitzky muss ich jedoch ständig einen Lagenwechsel machen, muss eigentlich ein Virtuose sein.
Mein Lieblingsbeispiel dafür ist die h-Moll Suite von Johann Sebastian Bach. Da hier wegen der Moll-Tonalität ein ständiger Wechsel stattfindet, besonders zwischen g/gis und a/ais, muss der Simandl-Liebhaber ständig ( und sehr schnell ) die Lagen wechseln und dann noch vom gis auf der G-Saite schnell in die erste Lage für das fis auf der D–Saite und ruckzuck wieder in die gewöhnliche Lage zum gis. Und das hört überhaupt nicht auf.
Und viele Flötisten haben schnelle Finger. Ich habe schon Cellisten neben schwitzen “ gehört „, während ich mich bei den längeren Fugato-Passagen überhaupt nicht bewegt habe, sozusagen nur mit einem Finger geschnipst habe, einen kleinen oder einen grossen Tanzschritt vollführte.
Ein langer Weg der Suche und des Wartens ist vorbei.
Die Rabbath Technik, von mir auf das Cello übertragen macht Musik für mich ( und jeden anderen Anfänger der es wissen will ebenso ) auf eine Weise spielbar, die mir das endlos lange Üben erspart. Selbstverständlich nicht das Üben an sich. Der Unterschied zur herkömmlichen Ausbildung besteht darin, dass ich auf herkömmliche Weise nur das übe, was ich gerade an Noten vor mir habe. Mit der Rabbath Technik übe ich quasi “ einmal “ für alle weiteren Stellen.
Und jetzt kommt noch das Sahnehäubchen oben drauf: Die Genssler Saiten für Cello “ Golden Label „. Das Klangparadies für Michael Schneider.
Aber auch das gibt es nicht geschenkt. Ich bekam den neu entwickelten Satz und nahm sofort die A-Saite wieder ab: So geht das nicht, die macht zu schnell schlapp ! – war mein erster Impuls. Beschwerde bei Gerold Genssler. Lange Gespräche. Dann reisst meine alte A-Saite, die auch von Gerold stammt. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als die neue Original-Saite wieder aufzuspannen.
Seit vielen Jahren predige ich vielen Menschen, meinen Kindern und Schülern: meistens bist du das einzige was du ändern kannst. Also habe ich mich daran erinnert und inzwischen weiss ich: diese A-Saite erlaubt kein ungehobeltes Verhalten. Immer schön zart an die Saite. Aber dann: jetzt geht da tierisch die Post ab und ich möchte sie nicht mehr missen.
Nach meinem letzten Konzert im “ Querklang am Berghang “ in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach erhielt ich Komplimente: “ Sie spielen so schön “ – dabei liegt das gar nicht an mir, das sind die Saiten, die mich und mein Publikum verzaubern. Nachdem ich gelernt habe, mit den neuen Saiten umzugehen und besonders der A-Saite meinen Respekt zu zollen, geht da nichts an Kraft und Energie verloren, es wird nur auf eine andere, sorgfältigere und achtsamere Art ausgeführt. Der Dirigent Mario Venzago erklärte mir einmal, wie barocke Spielweise geht: “ Einfach noch viel schöner spielen als normal „. So darf der Leser das hier auch verstehen. Einfach den Bogen auf die Saiten, ordentlich drücken und dann los-sägen, das geht eben nicht mehr.
Zum dreijährigen Jubiläum der Konzertreihe “ Querklang am Berghang “ widmete der Querklang einen der drei Jubiläumsabende der Heidelberger Komponistin Olga Magidenko.
Wer etwas anders machen möchte, der hat es nicht leicht. Eine fest eingefahrene Spur gibt leicht und freiwillig nicht den Weg frei für eine Richtungsänderung.
Über meine musikalische Weggabelung habe ich auf dieser Seite schon viel geschrieben, die begann 1991 mit meinem musikalischen Zweit-Studium bei François Rabbath.
Das löste sehr schnell Gegenreaktionen aus, die ein Kollege zusammenfassend so formulierte: “ Verlass uns nicht, bleib doch bei uns. “
Leid und Elend, so wie “ Pomp “ und “ Circumstances “ dieser 25 Jahre, die inzwischen mehr als Zweidrittel meines Orchester Berufslebens ausmachen, möchte ich meinen Lesern in den folgenden Aphorismen widerspiegeln.
Wahnsinn ist, immer dasselbe zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe.
Wenn ich immer nur das tun würde, was von mir erwartet wird, könnte man auf meinen Grabstein schreiben: mein Leben hat allen gefallen, nur MIR nicht.
Udo Lindenberg drückt das so aus: Nimm dir das Leben und lass es nicht mehr los, denn alles was du hast ist dieses eine blos.
Ein Optimist liegt genauso oft falsch wie ein Pessimist, aber der große Unterschied ist, dass er eine Menge mehr Spaß hat.
L‘ homme est la seule créature qui refuse d’être ce qu’elle est. ( Albert Camus )
Bewege dich im Leben, sonst bewegt das Leben dich. Nur durch eigene Bewegung bewegt sich was in deinem Leben.
Der Mensch stolpert nicht über Berge, sondern über Maulwurfhügel.
Zufällig, gerade gestern telephonierte ich mit einer Pianistin/ Dirigentin. Ich empfahl ihr unter anderem unsere Web Seite: lyrik-kontra-bass.de
Dort gibt es auf einem Video mit Stefan Hölscher und mir “ Reitba“ von François Rabbath.
Plötzlich hörte ich die Bemerkung: „……. oh, ich höre gerade nebenher den Francois Rabbath…. mann, ist DAS schön gespielt – so schön habe ich einen Kontrabass noch nie gehört!…“
Falls ich es bis dahin noch gewusst haben sollte, spätestens jetzt weiß ich, der Weg war richtig, es hat sich gelohnt.
Und was hat dies mit “ Zen “ zu tun?
Francois Rabbath hat mir von der ersten Stunde an immer wieder den folgenden Satz mit auf den Weg gegeben:“ Tu auras l’habitude d’un virtuoso „
Ich übersetze: du wirst das Lebensgefühl eines Virtuosen haben.
Für dieses Gefühl, für diese Lebenseinstellung brauche ich keine Preise oder Bescheinigungen. Wer mehr darüber wissen möchte, dem empfehle ich das Buch von Alfred Herriegel: “ Zen in der Kunst des Bogenschießens „.
Veröffentlicht am 15.10.2015
Olga Magidenko – „Zwei Essay“ op. 15 für Klarinette, Violoncello und Kontrabass (1982) in Portrait – Konzert am 10. 10. 2015 in Schlierbacher Evangelische Bergkirche
Interpreten: Claus Rosenfelder – Klarinette, Michael Schneider – Violoncello, Walter Pfundstein – Kontrabasse
Während meiner Oberstufenzeit am Johanneum in Lüneburg bin ich in den 1968er Jahren nachmittags in verschiedene Vorlesungen an der Pädagogischen Hochschule Lüneburg gegangen. In den Fächern Pädagogik / Soziologie ging es damals immer wieder um die Frage, ob Begabung angeboren oder erworben ist/wird. Das Pro und Kontra wechselte damals so oft, wie manche das Hemd wechseln. Später, während meines Studiums in Hamburg wurden Vorlesungen von den Linken Studenten immer wieder gesprengt, weil sie erst einmal die gesellschaftliche Relevanz der Vorlesung geklärt haben wollten. Dann wollte ich auch endlich “ handgreiflich “ werden, brach mein Studium ab und studierte Kontrabass in Lübeck. Damit war dieses Thema erst einmal vom Tisch.
Bis dann 1977 Michael Schneider als quasi Orchester-Anfänger mit dem Schleswig-Holsteinischen Jugendorchester als Ältester bei einem europäischen Jugendorchester Treffen mitwirkte. Der Älteste zwar, musikalisch aber der Jüngste.
Folglich stand eines Morgens an meiner Zimmertür in Aberdeen: “ Michael Schneider, der schlechteste Bassist Deutschlands „. Recht hatten sie, aber aus dem falschen Blickwinkel.
Ich bin heute mit 65 Jahren wohl der einzige amtierende Orchester-Solokontrabassist, der ständig Uraufführungen spielt, sowie deutsche Erstaufführungen. Und das nicht nur auf dem Kontrabass, sondern auch mit dem Cello und der Gitarre.
Sind Sie bis hierher gekommen, dann lesen Sie noch ein paar Zeilen weiter. Der folgende SWR2 Audio-Beitrag klärt Sie insbesondere nach 6.30 Minuten darüber auf, dass wir alle im allgemeinen einem Irrtum unterliegen. Markus Hengstschläger ungefähr zitiert: Kommt ein Schüler in einem Fach mit einer 1 nach Hause, dann wird ihm vermittelt, dass er sich darum nicht mehr kümmern müsse, aber um die anderen weniger guten Fächer schon. Am Ende kommt dann in allen Bereichen Mittelmässigkeit heraus “
Hören Sie sich das Gespräch auf SWR2 an, zwölf sehr spannende Minuten warten auf Sie.
http://swrmediathek.de/player.htm?show=0612f360-e38c-11e5-9d9e-0026b975f2e6
Verfügbar bis 1.3.2017 oder Sie laden sich das Gespräch auf Ihren Rechner.
HECHINGEN
Musik in der (Strick-)Fabrik
Eine Fabrik und ein Konzert rund um Jazz, Free-Jazz und Blues: passt das zusammen? Ja – erbrachten die Musiker von “Arkestra convolt” im vorletzten “Hechingen kieckt!”-Konzert den Beweis.
Man musste fast ein bisschen suchen, bis man den Ort des vorletzten Konzerts in der Reihe “Hechingen kieckt!” fand: Die Tutto-Fabrikhalle der Wolfgang Zwerger GmbH (Opal) diente am Wochenende dem Ensemble “Arkestra convolt” als Konzertraum mit erfrischendem, ungewöhnlichem Charme.
Das Quartett mit Bernd Stang an der Posaune, Michael Schneider am Kontrabass und Cello, Claus Rosenfelder am Saxophon und Francesco Panarese an den Percussions gründete sich 2009 und vereint Folklore mit neuer Musik. Die Gruppe greift zwar auf komponierte Musikstücke zurück, lässt sich aber gegenseitig Freiraum für gemeinsame und solistische Improvisationen.
Durch die geschickte Stimmführung konnte jeder der Musiker nicht nur in den solistischen Parts sein Können unter Beweis stellen, sondern sich auch in die Gruppe einbringen, so dass sich die Mitglieder harmonisch ergänzten: Michael Schneider umgarnte seinen Kontrabass regelrecht und entlockte ihm leichthändig wohlig dunkle Jazzklänge. Bei einem von ihm gewählten Bebop-Stück, das er solistisch vortrug, zeigte er, dass der Kontrabass sich durchaus als Solo-Instrument durchsetzen kann.
Veröffentlicht am 15.10.2015
Olga Magidenko. Spagnolo op. 21 für Kontrabass solo
in Portrait – Konzert am 10. 10. 2015 in Schlierbacher Evangelische Bergkirche
Solist – Michael Schneider
Veröffentlicht am 08.07.2013
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Tom Thum: Armed with just a microphone, Thum pushes the limits of the human voice to create incredible soundtracks of impossible beats and phenomenal sounds, with scratched vinyl, the Michael Jackson back-
Spieglein Spieglein an der Wand, wer ist das Schönste im ganzen Land? Das ist doch klar: arkestra convolt und der Querklang am Berghang. Rangiert noch vor dem Heidelberger Frühling, oder dem Enjoy Jazz Festival.
Alles hat seine eigene Berechtigung und seinen eigenen Charme. Aber immer wieder begegnet mir Musik, die mich aufhorchen lässt. Darum weise ich auf dieser Seite auf Tom Thum hin. Mein neidloser Neid begleitet diesen Virtuosen.