Jean-Guihen Queyras, Darmsaiten, historische Aufführungspraxis und jetzt kommt es: Michael Schneider und seine Golden Label Cello Saiten.
Danach kommt gar nichts mehr.
Gerade läuft auf SWR 2 das Schumann Cellokonzert, gespielt auf Darmsaiten von Jean-Guihen Queyras und dem Freiburger Barockorchester, für den diese Spielweise eine Offenbarung und die Erfüllung seiner Träume sei, so wird die Darbietung kommentiert.
Seit 35 Jahren im Philharmonischen Orchester Heidelberg arbeitet der ehemalige Abteilungsleiter der Kontrabässe, Michael Schneider am Klang der Orchesterinstrumente und natürlich seiner privaten Instrumente. Alle damals zur Verfügung stehenden Saiten wurden ausprobiert, sowie verschiedene Methoden den Steg und die Saitenlage einzurichten.
Dann kam eine neue Bogentechnik, die ich in Paris bei Francois Rabbath erlernte und damit die Corelli Medium Saiten.
Bis dann vor acht Jahren die so genannten “ Rabbath Saiten „von Gerold Genßler entwickelt wurden.
Dem folgten dann die Golden Label Cello Saiten vor zwei Jahren.
Und damit bin ich bei der historischen Aufführungspraxis und den Darmsaiten.
In den Köpfen der Puristen steht immer noch geschrieben: entweder Stahl- oder Darmsaiten.
Es gibt also nur ein entweder oder. Der syrische Geiger Claude Chaloub hat auf seiner CD “ Desert “ gezeigt, wie gut er doch mit modernen Saiten einen Klang Zauber noch nie gehörter Art produzieren kann. Der Klang, von dem die Verfechter der historisch informierten Aufführungspraxis träumen, den erzeugt Claude Chaloub durch seine Klangvorstellung.
Ebenso verstand es Francois Rabbath auf dem Kontrabass mit den Corelli Medium Seiten schon unglaubliche Klangwelten zu erzeugen.
Aber beide Instrumente, Cello und Kontrabass haben nun den unvorstellbaren Luxus durch Gerold Genßler erhalten.
Mit den Golden Label Cello Saiten habe ich die Möglichkeit, so ziemlich jede Klangfarbe hervor zu zaubern, ohne die Kontaktstelle zu ändern. Ein barocker Klang, ein Heavy Metal rockiger Sound, alles geht an der gleichen Stelle. Und ponticello wie obertönige Wirkungen, dafür muss ich mich selbstverständlich immer noch dem Steg nähern.
Wofür brauche ich einen leichteren Barockbogen, wenn ich mit der Francois Rabbath Bogentechnik nur durch die Dosierung des Gewichtes auch mit dem schwersten Bogen leicht und luftig spielen kann?
Ich behaupte immer noch: die Barrieren liegen im Kopf und in dem Glauben daran, dass das einmal gelernte, nämlich das Drücken und Sägen in die Saiten bei barocker Spielweise nur durch andere Saiten und einen anderen, leichteren Bogen zu verwirklichen ist.
Schon 1985 hörte ich von Mario Venzago die Bemerkung: Barock Musik ist ganz einfach, einfach noch schöner spielen als sonst.
Da setzt Felice Venanzoni sogar noch eines drauf: nicht alles spielen, lass die Hälfte weg, oder Spiel was du willst, mach Jazz.
Ich übersetze: sei kreativ, Spiel vital, also lebendig.
Das sagte er mir, dem Kontrabassisten.
Die beiden eben erwähnten Dirigenten haben sehr viele Gemeinsamkeiten: vital, spontan und kreativ.
Das ist Barock Musik wie ich sie liebe.
Das Unwort der letzten 20 Jahre ist für mich: historisch informierte Aufführungspraxis.
Das klingt so theoretisch, so juristisch formal korrekt, dass es auf mich nur noch tot wirkt und einen Anspruch auf Absolutheit einfordert.