Michael Schneider hat über die Djemben Gambianer geschrieben. Aber kein Wort über die Ursachen ihrer Flucht. Ich kann auch diskiret sein. Trotzdem sickerte in der Breiten Seite Nummer drei in Sinsheim immer wieder etwas durch. Ein Afghane spielt nicht mehr Klavier. Warum fragte ich ihn. Mein Klavier ist nicht mehr da, eine Bombe hat mein Haus zerstört. Das Klavier somit auch weg.
Manchmal empfindet Michael Schneider auch gerinfügige Sachverletzungen als reine Körperverletzung.
Vor wenigen Jahren habe ich meiner Freundin Michelle geholfen das Haus eines wahren Messis leer zu räumen. 300 Quadratmeter vollgestopft mit allem zwei und dreifach. Meine Belohnung: Ich durfte mir aussuchen was ich wollte und legte es in einen offenen Raum, stellte Bretter davor. Mein Name mehrfach deutlich erkennbar.
An einem Tag der offenen Verkaufstür verschwanden alle diese deutlich reservierten Dinge. Es ging nicht um Werte. Es ging um meine Seele. Ob ich diese Dinge habe oder nicht, das ist nicht wichtig. Sie waren sowieso für Freunde und meine Kinder gedacht.
Ist diese Verletzung in diesem Zusammenhang wichtig? Ja das ist sie, denn sie ist lächerlich gegenüber dem was die vielen Flüchtlinge erlebt haben.
Ich habe über Abdul Rahman aus Syrien geschrieben. Er ging gerade zum Duschen als eine Bombe nicht nur das Haus traf. Er selbst flog ein wenig mit Folgen durch die Luft. Seine Familie nicht. Da flogen Köpfe und andere Körperteile. Alle tot. Soll ich jetzt auch weinen ? Kann ich, würde ich auch gerne. Aber dann kann ich Abdul Rahman nicht mehr helfen.
Ähnliches hat mein Vater in Sibirien erlebt. Er liegt im Schützengraben, unterhält sich mit seinem Kumpel. Dann antwortet er nicht mehr. Geht auch nicht. Weil er tot ist. Erschossen.
Aber nach dem zweiten Weltkrieg war das posttraumatische Belastungssyndrom noch nicht erfunden. Ich leugne es hier keineswegs, aber mein Vater und unzählige andere deutsche Männer bekamen noch nicht einmal ein Dankeschön. Gut, anderes Thema.
Abdul Rahman hatte ein auslösendes Moment im Deutschkurs im “ Fliegenden Klassenzimmer „, eine Erfindung des DRK Rhein Neckar im PHV. Seine plötzliche Blockade, die dann die gesamte Gruppe hemmte gab mir den Impuls ihn da raus zu nehmen.
Was nun? Wie geht es weiter ?
Ich rede mit ihm: Du kannst nur eines ändern in deinem Leben: Dich. Deine Einstellung zu dem was geschieht. Die Umstände: Meine, die von Michael Schneider optimal, 70 Jahre keinen Krieg, also fast gleich meinem Leben.
Schau nach vorne, sage ich ihm. Er: ich bekomme so wenig …. Euro im Monat. Ich kann mir keine Kleidung kaufen……!
Ich telephoniere mit Andrea Schmedes vom DRK Rhein Neckar, erzähle ihr davon und dass ich mit ihm, Abdul Rahman in den Kleiderladen „JACKE WIE HOSE “ gehen will.
Sie: Dann melde das vorher an dann bekommt er alles umsonst.
Jetzt kann ich nur noch wie meine Pubertisten reden: “ Wie irre ist denn das ? “
Nota Bene: Demnächst starte ich auf dieser Seite meine Initiative: “ Wie irre toll ist Deutschland ! „
Zupfgeigenhansel sang das folgende Lied zu diesemThema:
ANDRE, DIE DAS LAND SO SEHR NICHT LIEBTEN SONGTEXT
Andre, die das Land so sehr nicht liebten
War’n von Anfang an gewillt zu geh’n
Ihnen – manche sind schon fort – ist besser
Ich doch müsste mit dem eig’nen Messer
Meine Wurzeln aus der Erde dreh’n!
Keine Nacht hab‘ ich seither geschlafen
Und es ist mir mehr als weh zumut –
Viele Wochen sind seither verstrichen
Alle Kraft ist längst aus mir gewichen
Und ich fühl‘, dass ich daran verblut‘!
Und doch müsst ich mich von hinnen heben –
Sei’s auch nur zu bleiben, was ich war
Nimmer kann ich, wo ich bin, gedeihen
Draußen braucht ich wahrlich nicht zu schreien
Denn mein leises Wort war immer wahr!