Pirastro Saiten und mögliche Klang Verbesserung!

Genssler Saiten haben an der Aufhängung eine Schlaufe. Corelli Saiten haben am Ende einen Ring. Dies erleichtert das umgekehrte Aufziehen der Saiten. Über diese umgekehrte Aufhängung habe ich schon berichtet.

Dadurch schwimmt sozusagen der Saitenhalter auf einer virtuellen Linie über der Verbindung des Aufhängeseils und der Kontrabass Saiten. Freunde der Pirastro Saiten können den gleichen Klang und die gleiche Klangverstärkung erreichen, indem sie einfach die Knöpfe des Endes oben aus dem Seitenalter heraus gucken lassen. Das ist optisch nicht so schön, hat aber die gleiche Wirkung in der Klangverbesserung und der Ansprache des Instruments.

Die Faulheit sagt natürlich zunächst: lass das, mach‘ dir nicht soviel Arbeit, es ist doch alles gut so wie es ist. Wer aber den Versuch wagt und dann trotzdem enttäuscht ist, der kann sich darauf verlassen, dass ich vorbeikomme und die Saiten wieder normal aufziehe. (Natürlich muss er oder sie warten, bis ich mal in der Gegend bin!).

Wer das also ausprobiert und eine deutliche Verbesserung hört, der sollte der Firma Pirastro vorschlagen, auch ein Loch in den Knopf oder eine Schlaufe am Ende der Saite anzubringen.

Kürzlich liess sich ein Kollege von Herrn Wilfer überreden, das Spezial-Aufhängeseil von Gerold Genssler zu benutzen. Und was höre ich ? Der Bass klingt plötzlich wie ein Streichinstrument. Mein Stellvertreter probierte ihn  so nebenbei aus und ich traute meinen Ohren nicht, hätte Stradivari einen Bass gebaut, der hätte nicht besser klingen können.

 

 

Der Knickstachel – Gebrauchsanweisung für den Einbau

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt. Noch nicht, denn zunächst begann eine teure Odyssee durch das Portemonnaie. Erst einen Stachel gebogen, an einer Seite angeschliffen und mit der Schraube in der Birne festgeschraubt. Gewackelt hat es trotzdem. Der Knick hat sich bei jeder Höhenverstellung vom Bass entfernt. USA : teures Aluminium Teil besorgt, gleich auf Vorrat einige für künftige Schüler. Unten am Stachel ein fast monströses Gebilde. Hat mir lange gute Dienste geleistet. Aber dann kommt Rabbath plötzlich mit der genialen Lösung. Wer sie erfunden hat, das weiss ich nicht. Aber : einfacher geht es nicht: Man bohre ein konisches Loch zwischen Stachel und Boden in die Zarge. Winkel: 45 Grad.  Dazu ein entsprechend konisch geschliffenes Stück Holz, oder gleich mehrere für verschiedene Längen: Sitzen, Stehen, für den großen und den kleinen Bass. Kostet fast nichts, es sei denn der Bassist ( oder sie ) geht selbst in die Werkstatt. Wer einmal “ Lunte “ gerochen hat, der kann nicht mehr anders.

Gebrauchsanweisung für den Einbau eines Knickstachels. Man nehme einen Holzbohrer 10 mm und setze ihn senkrecht an zwischen Stachelbirne und Bodenrand an.Teilungsverhältnis ein Drittel zu zwei Drittel. Es empfiehlt sich zunächst senkrecht in den Bodenklotz  zu bohren. Wird sofort schräg gebohrt im 45° Winkel, dann kann der Bohrer leicht abrutschen und die Zarge zerkratzen. Ist dann ein Loch im 45° Winkel gebohrt, dann beginnt man mit einer Cello Wirbelahle zu bohren. Hierbei muss man zunächst sehr vorsichtig vorgehen, damit der konische Bohrer ein richtiges passendes Loch im 45° Winkel auch bohrt. In dem zylindrischen Bohrloch kann man nämlich auch den Winkel noch gewaltig verändern. Ich habe mir dafür eine 45° Winkel Schablone gefertigt, die ich außen anlege und so immer nach Augenmaß und direktem Winkel Maß den Winkel korrigieren kann. Dann schleife ich einen Holzstab passend zu der komischen Form je nachdem wie tief ich das konische Loch gebohrt habe. Wer aber nicht selbst die Verantwortung für ein Loch in seinen 50.000 € Kontrabass übernehmen möchte, der gehe lieber zum Geigenbauer und übergebe Ihnen die Verantwortung. Die länge des Stachelstabes bestimmt sich danach, wie groß der Spieler des Basses ist. Mithilfe einer zweiten Person kann man leicht austesten, wie lang der  Stachel sein muss indem der zweite Helfer den Bass im 45° Winkel vor dem Spieler hält und dann die Länge zwischen Loch und Boden misst. Im Idealfall steht der Stab senkrecht zum Boden, während er passgenau einen circa 45° Winkel zum Bass hat. Je nach Dicke des Stabes, beziehungsweise das Stachels gibt es im Sanitätshaus passende Gummi Pfropfen zu jeder Größe, beziehungsweise Dicke  oder Durchmesser des Stachels. Ich habe mit verschiedenen Hölzern, Holzbarten des Stachels experimentiert, konnte aber keinen interessanten Unterschied in der Tonqualität beziehungsweise Veränderung des Todes feststellen.

 

 

Francois Rabbath und sein Blick auf das Naheliegende : sein Knickstachel

Wozu braucht der Kontrabassist einen Knickstachel ? Weil er  einen Habitus der Cellisten imitieren will ? Für das Cello habe ich mit einem Knickstachel keine Vorteile erkennen können. Aber ich bin nur im Hobby Cellist und kann das somit nicht beurteilen.

Von Francois Rabbath und vom Cellospiel habe ich aber gelernt, daß ich mit einem Knickstachel für den Baß im Stehen ähnliche Bedingungen schaffen kann, die ich beim Cello im Sitzen habe. Ich spiele den Bass im gleichen Winkel wie ein Cellist im Sitzen. Im Stehen habe ich aber ein enormes Gewicht des Basses zu “ erleiden „. Durch einen Knickstachel wird der Schwerpunkt so nach an mich verlagert, daß ich den Bass so schräg wie ein Cello halten kann, ohne ihn jedoch steiler halten zu müssen. Und ich kann den Bass so gerade vor mir halten wie ein Cellist.

Damit liegen alle vier / oder fünf Saiten im gleichen Winkel zum Bogen. Halte ich den Bass senkrecht, so muss ich die oberste und unterste Saite seitlich gegen das Griffbrett drücken. Außerdem bewirkt die Edranziehungskraft, dass ich den Bogen und den Arm hochheben muss. Halte ich den Bass wie ein Cello vor mir, so kann ich bequem mit dem Armgewicht arbeiten und lasse Bogen und Arm auf die Saiten fallen, das Drücken entfällt. Statt zu drücken reduziere ich eher noch das Gewicht.

 

 

 

 

 

 

 

Die optimale Saitenlage in der World of Basses

Optimal ? Gibt es das ? Natürlich ist das möglich, es kommt nur darauf an für wen. Wer Lautstärke mit Kraft und viel Druck erzeugen will, der braucht eine hohe Saitenlage und die ist für ihn optimal. Ich erzähle eine “ gegensaitige “ Geschichte.  Eine Kollegin sprach mich an: „Wir haben von dir gesprochen. Ich habe einen Schüler, der hat seinen Bass bei dir einrichten lassen. Wenn ich den spiele, dann weiss ich nicht, ob ich die Saiten schon gedrückt habe oder nicht.  “ Sprach’s und ging wieder nach Hause an ihr Arbeitsgerät. So ist  „optimal “ sehr relativ. Und das meine ich durchaus ernst.

Anders sieht die Sache trotzdem aus, wenn ich mit meiner optimalen Saitenlage in den höheren Lagen auf den tiefen Saiten spielen will. Habe ich unten einen hohen Saitenabstand vom Griffbrett, dann wird der Abstand in den hohen Lagen bedingt durch die Hohlkehle  noch grösser. Je grösser jedoch der Knickwinkel der Saite  ist, desto schwieriger wird es mit der Intonation. Meine Sichtweise auf eine optimale Saitenlage ist also verbunden mit der Frage, ob sie mir ermöglicht an jedem Punkt des Instruments zu spielen so wie ich es will. Zwingt die Saitenlage mich, bestimmte Bereiche zu vermeiden, weil es dort nicht klingt, nicht anspricht oder einfach nur unsauber sein kann, dann kann ich sie auch nicht als optimal bezeichnen.

Von Herrn Gerigk, einem der Erfinder der Vibrationsentdämpfung habe ich gelernt, einen Bass so einzurichten, dass ich an jedem Punkt des Basses bequem spielen kann. Wer das einmal bei Francois Rabbath gesehen hat ( auf You Tube gibt es einige gute Beispiele ) kann selbst auch nur Laust darauf entwickeln, wenn das Instrument die richtigen Antworten gibt. Antwortet der Bass nicht gerne und freiwillig, dann ist auch schnell die “ Spielfreude“dahin und ich lasse es lieber sein.

 

Genssler-Saiten – für Michael Schneider das Paradies auf Erden.

Mein erster Satz Genssler wird nun im fünften Jahr gespielt. In regelmäßigen Abständen entspanne ich je zwei Saiten soweit, dass sie locker neben dem Steg hängen. Danach klingen sie wieder wie neu. Besonders erfreulich finde ich, dass die Umwicklung nach vier Jahren  und täglich mindestens sechsstündiger Benutzung auf dem Steg nicht aufgebrochen oder rissig geworden ist. Auch das regelmässige Abspannen hat sie nicht beschädigt. Ich spiele diese Saiten im Philharmonischen Orchester Heidelberg. Dort geben sie mir den satten sonoren und weichen Klang, den ich im Klassikbereich suche.

Ob Klassik- oder Barockmusik : Für Liebhaber eines feinen kultivierten Tones geben sie im Zusammenspiel der gesamten Bassgruppe ( Celli und Bässe )  einen verbindenden Gesamtklang.  Kritische Urteile über die Saiten erhalte ich manchmal von Verfechtern des Bassklangs, der sich von den Violoncelli abheben soll. In der Umkehrung bedeutet dies, dass die Genssler-Saiten im Zusammenspiel einen homogenen Klang mit den Celli erzeugen.  Gezupfte Töne haben mit diesen Saiten einen extrem sonoren Sustain. Beim Tango in meinem Trio “ Tangoemocion “ spiele ich bei Auftritten seit Jahren ohne Mikrofon, mein Bass ist mit den Genssler-Saiten so laut, daß ich trotz der Verstärkung unserer Sängerin Jane Zahn und einem verstärkten Akkordeon immer präsent spielen kann, auch beim leisen Spiel.

Bei der Weltmusik  im „ arkestra convolt “ sind die Saiten neben der normalen orchestralen Beanspruchung auch anderen Extremklängen ausgesetzt.

Flimmernde super hohe Flageoletts scheinen sich durch die Genssler-Saiten vermehrt zu haben, kratzige Sägegeräusche im Stil Fernando Grillos lassen sich leicht und markant hervorbringen.

Zehn  Kilo weniger Zug pro Saite ( im Vergleich zu herkömmlichen ) reduzieren den Kraftaufwand auf denjenigen vom Violin- Spiel .Für Interessierte fertige ich auch die von Gerold Genssler empfohlenen schweren Saitenhalter an und richte eine passende Hohlkehle ein, da die Genssler-Saiten eine grössere Amplitude haben.

Vibrationsentdämpfung – die Alchemie in der Musik oder der Stein der Weisen ?

Es ist nun 30 Jahre her, dass ich von der  gehört Vibrationsentdämpfung gehört und gelesen habe. Wie andere auch dachte ich, dass man aus Mist kein Gold machen kann, bis mir dieses Verfahren zur Klangverbessserung und Anspracheoptimierung von einem Kollegen empfohlen wurde. Herr Gerigk aus Köln richtete meinen Fünfsaiter zunächst so her, dass alle Risse und offenen Stellen zu waren.

Mein Fünfsaiter ist der Bass den Herr Wilhelm, seinerzeit Solokontrabasssist der Berliner Philharmoniker in den dreissiger Jahren Sohn gekauft hat. Unser damaliger GMD Christian Süß kam im Orchestergraben einmal von seinem Podest gesprungen um mir mitzuteilen, was für einen phantastischen Ton mein Bass habe. Nur leider war die Ansprache nicht so gut, ich musste immer deutlich vorweg spielen, um im richtigen Moment präsent zu sein.

Nach der Vibrationsentdämpfung sprach mein Bass an wie eine Geige und tut dies auch heute noch.Gemeinsam mit Frau Professor Doris Geller von der Musikhochschule Mannheim und meiner Kollegin Isabel Schneider, Konzertmeisterin beim Philharmonischen Orchester Heidelberg haben wir in der Kammermusik bei einem Trio von William Sydeman im zweiten sehr schnellen Satz mehrere Kontrabässe ausprobiert. Mein Bass von Herrn Wilhelm war eindeutig der schnellste, sozusagen der Windhund unter den Bässen.

Meine inzwischen langjährige Erfahrung hat auch den Blick für Sinn und Unsinn dieses Verfahrens geschärft. Besonders alte Instrumente mit schwerer Ansprache sind bisher immer für diese Behandlung lohnenswert. Der Klang, der Charakter des Instruments wird dabei nicht verändert. Im schlechtesten Fall wird das Instrument durch alle Tonlagen ebenmässiger und ausgewogener.logo.png

Gedankensprünge mit und ohne Konsequenz – was wir von Gerald Hüter lernen können.

Stell einem Höhlenmenschen einen Ferrari vor die Höhle – er wird ihn nicht sehen, weil es ihn nicht geben darf.  Erzählen Sie mir, dass Sie ab morgen im Urlaub sind. Sie fahren aber gar nicht weg und wir gehen in der Heidelberger Hauptstrasse aneinander vorbei. Sie können sich darauf verlassen, ich sehe Sie nicht weil Sie gar nicht in Heidelberg sein können.

In meiner frühen Jugend war jede Begegnung mit anderen Musikern eine gratis Unterrichtsstunde. Zeig mal, wie machst du das, warum kann ich das nicht, warum bin ich nicht selbst darauf gekommen. Meine Freunde mussten mir ihr Können auf Band spielen und ich habe es nachgeübt bis ich es auch konnte. Noten gab es dafür nicht. So habe ich es auch bei Francois Rabbath gehalten : solange nachgespielt, bis der ( heilige ) Geist seiner Musik in mich gefahren ist und ich dann meine eigenen Wege gehen konnte. Das habe ich schon in jungen Jahren von meinem Freund und Maler Hans Herbert Vollhardt gelernt. Er musste in seinem Kunststudium solange die Klassiker der Malerei kopieren, bis er so malen konnte wie sie. Nicht um Kunstfälscher zu werden, sondern um das Handwerk zu lernen. Learning bei doing also.

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So erhalte ich immer wieder Komplimente von aussen über meine Art, die Saitenlage und die Hohlkehle einzurichten. Würde so etwas mir begegnen – ich würde mich sofort an meine Jugend erinnern: wie machst du das, warum habe ich das nicht.

Das liegt vermutlich nicht nur an Gerald Hüter und dem menschlichen Gehirn, sondern auch an Lehrern die ihren Schülern klipp und klar vermitteln, dass man das so macht und nicht anders. Jeder Schüler vertraut seinem Lehrer, sonst wäre er nicht bei ihm.  Steht dann aber ein Ferrari vor der Höhle dann hat das menschliche Gehirn die Qual der Wahl : Bleibe ich meinem Lehrer treu und ignoriere den Ferrari – oder nehme ich den Ferrari wahr und stelle damit meinen Lehrer in Frage ?

Da haben wir das Dilemma des menschlichen Gehirns. Und das ist keine Frage der moralischen Bewertung sondern eine Tatsache die jeder in dem Buch von Gerald Hüter nachlesen kann: “ Gebrauchsanweisung für das menschliche Gehirn“