Mein Freund Werner ist Klavierbauer.
Alles klar? Nein. Gut, dann etwas deutlicher was gleich glasklar einleuchtet.
Mein Freund Werner ist Klavierbauer, konnte aber kein Regal bauen.
Michael Schneider ist kein Klavierbauer, hat aber schon mit 17 Jahren Regale zusammen genagelt. Die Bretter hat er vorher mit einem Fuchsschwanz zurecht gesägt – besser: krumm gesägt.
( Inzwischen bin ich auch auf “ Klavierbauer “ umgestiegen und baue Möbel mit der Festool Dübelfräse. Die arbeitet so exakt wie Klavierbauer es nicht anders können ).
Die Perfektion hat meinen Freund daran gehindert, ein Regal jemals fertig zu stellen. Das ist eine Übertreibung, stimmt aber trotzdem.
Michael Schneider macht einfach. Irgendwas, z.B. Musik. Alle Kritik und Häme die mir begegnen, die können mir nichts anhaben.
“ Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. “ ( S. Kierkegård ).
Mein Vater war auch Philosoph. Er hat mir immer wieder gesagt: “ Such dir bessere Mitstreiter, dann kannst du immer etwas lernen „.
Insofern gehe ich ganz entspannt damit hausieren, dass mich einige Kollegen als den schlechtesten Bassisten Deutschlands einstufen.
Richtig daran ist: Dann kann es bei mir immer nur bergauf gehen.
Das ist die Perfektion der Unmöglichkeit. Ich bin immer auf dem jeweiligen Stand des für mich Bestmöglichen.
Jetzt denken Sie an Voltaire: Candide ? Richtig. Wir leben in der besten aller möglichen Welten.
Sind Voltaire und Michael Schneider jetzt Illusionisten ?
Voltaire konnte seine Kritik nicht in Frankreich platzieren, also verlegte er die Geschichte nach Deutschland.
Michael Schneider hat irgendwie immer gewusst, dass die Sonne nicht immer scheint.
Aber jetzt geht die Sonne auf. Für alle die etwas in ihrer Musik verändern wollen.
Der normale oder auch besondere akademische Unterricht ist mir sehr vertraut. Alles musste an der Hochschule auf einmal zusammen kommen und am besten gleich perfekt. Da ist Michael Schneider überfordert.
Ein Mensch der nie eine Hochschule von innen gesehen hat – Francois Rabbath – hat mich gelehrt: es geht auch anders, freier und damit authentischer.
Kaum jemand hat verstanden, dass meine Schüler bei Vorspielen nicht so tun wollen, als wären sie Weltmeister, sondern wir öffnen ein Fenster und zeigen, wo sie gerade sind.
Das ist dann unsere Grosszügigkeit ( von Schüler und Lehrer ), wir gewähren einen Einblick. Der Anspruch, perfekt zu spielen, oder zu zu tun als ob das möglich wäre, der kann nur scheitern.