Breite Seite Nummer drei in Sinsheim im Wonnemonat Mai. Profis zu Besuch. Der Mittwoch Termin von Michael Schneider. Aber welcher Profi ist heute bei wem? Dies und viel mehr können Sie gleich erfahren.

Frühling. 21°. In Sinsheim in den Messehallen. Auf dem Platz davor wird in dem eingezäunten Gelände fleißig Fußball gespielt. Die Security Männer aalen sich in der Sonne am Eingang, auf jeden Fall im Freien. Diese Feststellung ist eigentlich ein weißer Schimmel, alle Security Männer stammen vermutlich aus den gleichen Ländern, aus denen die Flüchtlinge entronnen sind. Also: Afghanistan, Gambia, Syrien und der Irak. In der großen Halle gibt es trotzdem einige unermüdliche Fernseh – Gucker.
Michael Schneider hat die letzte Woche genutzt, um sein Repertoire zu erweitern, auch mit moderneren Werken, um so Abwechslung in seine Musizierstunden zu bringen. Es war aber niemand da, bis auf drei meiner Gitarren Schüler, die am liebsten gleich mit dem Unterricht begonnen hätten. Stattdessen tauchte der spirituelle Anführer der Trommlergruppe auf, Ismaila. Der durfte dann buchstäblich seine Kollegen “ zusammentrommeln „. Es gibt heute wichtiges zu besprechen. Michael Schneider hat fünf Termine für den Juni organisiert, öffentliche Feste, die zwei Veranstaltungen in der Real Schule Waibstadt. Da geht es um organisatorische Fragen, aber auch um deutsche Zuverlässigkeit, denn Michael Schneider macht sich Sorgen, wie ein Sack Flöhe von Sinsheim nach Waibstadt pünktlich befördert werden kann.
Meine gambianischen Trommelfreunde hören mir eine Weile zu, dann reden sie in einer mir fremden und unverständlichen Sprache unter sich.
Sie diskutieren unermüdlich. Michael Schneider denkt: schöne Musik diese Sprache. Und dann denkt er noch, dieser tiefschwarze Trommler mir gegenüber mit seinen Locken Haaren, einer blauen Wollmütze und das alles in einem weißen T-Shirt: wow das sieht toll aus.
Dann reden sie wieder mit mir, also auf Englisch in diesem Fall.
Die erste Mitteilung: vom 6. Juni bis einschließlich 6. Juli gibt es den Ramadan und da wird keine Musik gemacht. Damit sind alle Juni Termine hinfällig. Und ich stehe blamiert da und kann nur noch sagen, dass ich nicht beleidigt bin und halt Termine verschoben werden und neue Möglichkeiten gesucht werden.
Dann gehen die Tarifverhandlungen in die zweite Runde. Die Trommler verlangen Proben vor Auftritten und Konzerten.
Ich dachte, die trommeln einfach nur so, aber anscheinend geht es bei den Trommlern genauso zu wie bei einem Streichquartett oder einem Oktett von Franz Schubert oder dem Beethoven Septett: da werden die Rollen ganz genau verteilt.
Die weiteren Tarif Verhandlungen führten letztendlich dazu, dass Michael Schneider es nicht mehr ausgehalten hat und mit zwei Gambianern noch am gleichen Abend nach Heidelberg zu Paco, einem Senegalesen gefahren ist um zwei weitere Djemben einzukaufen, heute aber auf Rechnung weil noch keine Spendengelder angekommen sind. Meine beiden Trommler aus Sinsheim konnten sich mit Paco fließend unterhalten und darüber habe ich mich fragend gewundert. Ich erfuhr, dass Gambia, Senegal und Mauretanien bis zur Kolonialisierung durch uns Europäer ein Land und eine Sprache waren. Diese Sprache ist das “ Wolof „.
Also muss ich mal wieder feststellen, dass nicht nur unsere Waffenlieferungen und die kolonialistische Ausbeutung durch Europa diese Länder deformiert hat, sondern ebenso die willkürlichen Grenzen der Kolonialmächte. Ich habe mich immer schon über die mit dem Lineal gezogenen Grenzen im Nahen Osten gewundert.
Fazit dieses Nachmittages: Meine Betreuerin vom DRK Rhein Neckar hat jetzt jede Menge zu tun um die Forderungen meiner Profi Musiker in die Praxis umzusetzen. Daneben steht aber die sehr gewichtige Erkenntnis, dass es sich dabei nicht um Flöhe handelt sondern um sehr verantwortungsvolle und äußerst engagierte Musiker. Verzeihung! Profis.

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