Weltmusik zwischen Tunesien und Schwarzwald
ark-estra-con-volt.
Der Bogen steht unter Hoch-spannung.
Ist das eine gute Übersetzung? Finden Sie selbst heraus ob dies nach zwei Stunden elektrisierender Stimulation noch stimmt.
Claus Rosenfelder – Klarinette und Saxophon
Bernd Stang – Posaune
Francesco Panarese – Perkussion
N.B.: Unser weitgereistester Weltmusiker. Selbst gebürtiger Italiener war er schon mit dem gesamten musikalischen Nordafrika auf Tour.
Und last, but not least:
Michael Schneider – Cello und Kontrabass
Webseite: www.arkestra-convolt.de
Weitere Infos hier bei myspace
Elektrisierende „Weltmusik zwischen Tunesien und Schwarzwald“
Das Ensemble „arkestra convolt“ mit Improvisationen auf neuen kreativen Wegen
Eine spannende Erfahrung versprach bereits der Titel der Musik zur Marktzeit am Samstagvormittag in der Stiftskirche. Gelockt hatte es offenbar viele, die neugierig erschienen waren, um den vier Musikern von „arkestra convolt“ zu lauschen.
Das Ensemble wurde im Herbst 2009 gegründet und besteht aus Initiator Claus Rosenfelder (Klarinette und Saxophon), Bernd Stang (Posaune), Francesco Panarese (Percussion) und Michael Schneider (Cello und Kontrabass). Die vier entstammen recht unterschiedlichen musikalischen „Wachstumsgebieten“; bei Claus Rosenfelder war es z.B. die Rockmusik, Michael Schneider kennt man dagegen eher als klassischen Kontrabassisten. In ihrem gemeinsamen Ensemble gehen all diese musikalischen Erfahrungen eine kreative und fruchtbare Verbindung ein. „arkestra convolt“ spielt vorwiegend Eigenkompositionen oder eigene Arrangements zeitgenössischer oder traditioneller Themen, um die sich gekonnt Improvisationen und repetitive Muster ranken.
Das erste Stück mit dem Titel „Marathon“ begann mit einem kraftvollen Ostinato von Cello und Cajón, über dem sich die Soli von Tenor-Saxophon und Posaune entwickelten. Man nahm sich Zeit, die Musiker schienen auch zwischen den pulsierenden Turbulenzen der improvisatorischen Teile immer wieder die sanfteren Kantilenen zu genießen um schließlich wieder zurückzukehren zu den emsigen Repetitionen des Anfangs.
Danach zauberten die Musiker afrikanische Impressionen in die Stiftskirche. Das entsprechende Flair brachte hier vor allem Percussionist Franco Panarese ein mit ungewöhnlichen Schlaginstrumenten wie der nigerianischen Udu-Drum, die wie eine große tönerne Kalebasse geformt ist, dazu Spring-Drum und Rasseln. Michael Schneiders klangvolle Kontrabass-Soli schienen aus einer anderen Zeit zu kommen, wirkten archaisch und beinahe modal. Klarinette und Posaune begleiteten ihn mit teilweise atemberaubenden Pianissimi.
Der folgende „Stockkampf-Tanz“ basiert auf einem traditionellen schweizerischen Volkstanz. Klarinettist Claus Rosenfelder hatte sich hier von einem alten Kinderspiel, aber auch von jiddischer Musik inspirieren lassen und sorgte für interessante Effekte in dieser ungewöhnlichen Verbindung von Perkussionseffekten und den melancholischen Klezmermelodien der Klarinette.
Das faszinierendste Stück aber war sicher „Odyssee d’eau“, in dem der Komponist Francois Rabbath Walgesänge für Kontrabass bearbeitet hat. „arkestra convolt“ hatte diese Soli zur Basis für interessante Improvisationen gemacht und mit Bernd Stangs Posaune ein zweites Soloinstrument eingefügt, das sich über einer quirligen Begleitung von Bass und Cajòn eindrucksvoll entfalten konnte.
„Tango No 3“ von den Lounge Lizards ist der amerikanischen Bürgerrechtlerin Rosa Parks gewidmet, die im Jahre 2005 starb. Von den fünf Stücken im Programm war es vielleicht das am schwersten erschließbare, wirkte weitgehend improvisiert ohne allzu deutliche melodische Struktur über einem rhythmischen Gerüst von Bongos und Djembe.
Die Konzeption des Ensembles, melodische Elemente aus orientalischer, afrikanischer und mediterraner Musik mit eigenen Improvisationen zu aufregenden neuen Kreationen zu gestalten, scheint hervorragend aufzugehen. Da treffen klassisch perfekter Instrumentalklang und individuelle technische Finesse aller vier Mitglieder auf versiertes Improvisationsvermögen aus dem Jazz/Rock und viel atmosphärische Dichte. Alles zusammen ergibt ein abwechslungsreiches Klangerlebnis von manchmal elektrisierender Spannung – buchstäblich „con volt“.