Genssler Saiten – für wen ? Wiederholung: Genssler-Rabbath Saiten – für wen ?

Michael Schneider hat immer wieder neue Kontinente gesucht und musste folglich viele alte Kontinente aus den Augen verlieren.
Das überzeugendste Argument für eine Umorientierung auf dem Kontrabass erhielt ich ausgerechnet von meiner Schwiegermutter.
Ich übte das Bottesini h-Moll Konzert. Meine Schwiegermutter betrat den Raum und fragte mich: “ Warum müssen die Kontrabassisten denn immer so hoch spielen? “
Michael Schneider war schwer beleidigt. Ich übersetze das für den Leser: das klingt ja überhaupt nicht gut wenn du auf dem Kontrabass in den hohen Lagen spielst oder gar am Ende des Griffbrettes.
Jahre später.
Wieder war ich beim Üben, in diesem Fall jedoch beim Hören des Concerto Nr.2 für Kontrabass und Klavier von Francois Rabbath. Rabbath spielte auf der CD gerade die Kadenz, eine freie Improvisation. Genau diesen Moment erwischte meine Schwiegermutter und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus über die faszinierenden Klänge und diese Klang Kultur.

Was war geschehen? Worin lag der Unterschied zwischen “ meinem Bottesini “ und der Komposition von Rabbath?
Dem liegt eine ganz andere Spielkultur zu Grunde. Ohne Bogendruck, sondern nur mit dem Arm- beziehungsweise Bogengewicht zu spielen und das alles mit weicheren Saiten – damals noch mit den Corelli Medium Saiten – das erlaubt, die Saiten sehr tief zu legen, ohne dass es dabei scheppert.
Auch mit den Pirastro Saiten beherrscht Michael Schneider beim Einrichten die Kunst, die Saiten so tief zu legen, dass es möglich ist, an jedem Punkt des Griffbrettes zu spielen, ohne dass die Saiten scheppern.
Wer zum Beispiel im Orchester darauf besteht, dass Lautstärke nur mit enormem Druck zu erzeugen ist, der ist auf diesem Kontinent fehl am Platze.
Enormer Druck erzeugt jede Menge hässliche Geräusche, aber keinen sonoren Ton.
Hinzu kommt noch die Qualität des Ton Ansatzes. Die meisten Töne bei den Kontrabassisten  beginnen mit einem knarzendem Ton, mit Kratzgeräuschen, aber nicht sofort mit dem reinen Ton.
Eine Therapiestunde für alle Kontrabassisten könnte sein, dass sie auf der Geige lernen, einen kratzfreien und sonoren Ton zu erzeugen. Dann kann man sie wieder an den Kontrabass schicken und bitten, mit diesem Bewusstsein, mit diesem Anspruch an den Ton auf dem Kontrabass das Geigenspiel zu wiederholen.
Ähnlich ergeht es den Kontrabassisten und Kontrabassistinnen, die sich für die Genßler Saiten interessieren. In der Regel beginnen Sie mit einem Kontrabass mit viel zu hohe Saitenlage und Pirastro Saiten. Irgendwann finden Sie in ihrer Unzufriedenheit meine Web Seite und erfahren etwas über die Genßler Saiten. Nach einem Telefonat sind alle restlos überzeugt. Um allen Interessenten auch das Gefühl zu vermitteln, dass ich ihnen nichts aufschwatzen will, biete ich Ihnen an, dass ich die Genssler Saiten nach einem Monat zurücknehme, sowie den handgefertigten teuren Saitenhalter aus Ebenholz.
Mir hat noch nie jemand etwas zurückgegeben, oder sein Geld zurück verlangt.
Meine Empfehlung geht also insbesondere darin, dass Anfänger, auch und besonders späte Anfänger oder Anfängerinnen sich für diese Saiten interessieren.
Solche Spieler, die vielleicht studieren oder schon Berufsmusiker sind, die haben in der Regel durch sehr hartes Training genügend Muskelkraft um den Saiten Widerstand und eine hohe Saitenlage durch Kraft zu kompensieren.

Wollen sie sich jedoch umorientieren, dann müssen sie sich sehr viel Zeit lassen für eine mentale und besonders körperliche Einstellung auf diese neue Leichtigkeit. Wer Kontrabass-Arbeiten gewohnt ist, der kann nur schwer einsehen, dass etwas plötzlich sehr leicht ist und es bisher nicht sein durfte.

Philharmonisches Orchester Heidelberg – Horst Seehofer und Michael Schneider : geht das ?

Horst Seehofer ist der Berufsquerulant wie einer in meiner Kontrabass Gruppe, der ständig etwas besser weiß, ständig genau weiß wie es eigentlich sein müsste, obwohl er weder Bundeskanzlerin noch Solo Kontrabassist ist.
Das ist nicht weiter bedeutend, denn Frau Merkel ist Bundeskanzlerin und Horst Seehofer ist es nicht.
Aber um seiner Nebensächlichkeit eine wichtige Funktion zu geben, muss er sticheln und kontern und selbstverständlich alles besser wissen, so als wäre er der Chef.
Der Solo Kontrabassist eines bedeutenden deutschen Staatsopern Orchesters hat mir die folgende Weisheit mitgeteilt: wenn du Solo Kontrabassist bist, dann musst du dich sehr warm anziehen.
Ich hoffe dass Frau Merkel dies auch weiß.
Michael Schneider ist immer sehr warm angezogen. Das nervt sein Gegenüber natürlich sehr, weil die Kälte und Unverfrorenheit dringt halt nicht durch.
Das kann einen schon mal rasend und wütend machen.
So wie Horst Seehofer sich aufplustern muss wie ein balzender Hahn um bedeutend zu erscheinen.
Mit anderen Worten: in der Politik, wie im Orchesteralltag entsteht Bedeutung und Bedeutsamkeit durch imposantes Balzgehabe:
Wenig Inhalt, aber viel Lärm um nichts.
In der kurzen Zeit mit Yordan Kamdzhalov war ein hoher visionärer Anspruch gepaart mit musikalischer Ästhetik und großem menschlichen Wohlwollen.
Beseelt nenne ich diese Zeit.
Aber auch die Nazis haben unserer Kultur die Seele aus dem Leib gerissen, so wie die Heidelberger Philharmoniker sich von empathisch schönen Visionen des Yordan Kamdzhalov verabschiedet haben.
Übrig geblieben ist: same procedure as every year.
Na, dann kann Michael Schneider ja beruhigt gehen. Es geht immer so weiter wie gehabt. Michael Schneider braucht sich keine Sorgen zu machen, dass sich wesentlich etwas ändert.
Frage an das gute “ Nota Bene „: Wann wird Yordan Kamdzhalov Ehrendirigent des Philharmonischen Orchesters Heidelberg ? Der Intendant Holger Schultze muss hoffentlich nicht dazu um sein Jawort gebeten werden ?

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Michael Schneider – arkestra convolt und das Osvaldo-Golijov-Weltmusikprojekt.

Bei der Veranstaltung “ Profis zu Besuch “ in der Realschule Waibstadt ging es in der letzten Woche nicht nur um Musik. Die Erklärung der Menschenrechte der UNO war auch Anlass über Flüchtlinge und Integration zu sprechen. Selbsverständlich konnten weder die Klassen 6, 9 und 10 , noch der Musik-Profi die Probleme lösen.
Was hat Osvaldo Golijov und arkestra convolt damit zu tun?

Osvaldo Golijov ist ostjüdischer Abstammung und lebt in Argentinien. Er komponierte und arrangierte zusammen mit Gustavo Santaolalla für die Sopranistin Dawn Upshaw einen Zyklus von elf Stücken mit Musik aus dem Spanien des 15. Jahrhunderts, einer Zeit der friedlichen Koexistenz von Arabern, Juden und Christen. Auch in der musikalischen Adaption des Weltmusik Quartetts wechseln die Melodien von jüdischen zum arabischen und weiter ins christliche Idiom. Auch musikalisch wird hier klar, wie eng diese drei Kulturen miteinander verknüpft sind und wir erleben damals wie heute ganz aktuell, wie furchtbar es ist, wenn sie sich nicht mehr verstehen.

Was Michael Schneider zusammen mit arkestra convolt in den kommenden Konzerten musikalisch zu diesem Thema zu sagen hat entspricht dem Motto dieses Ensembles: global,quer,instrumental

Mit dabei war in Waibstadt auch Anna Kaess, angehende Schauspielerin mit einer wunderbaren Singstimme. Sie präsentierte in den drei Veranstaltungen Dota Kehrs Lied: “ Es gibt Grenzen „. Auf Facebook hat Dota Kehr 2015 den Text zu ihrem neuen Song veröffentlicht.

Grenzen
Wer ist drinnen, wer ist draußen?
Ich mal eine Linie. Du darfst nicht vorbei.
Da trifft Luft auf Luft,
da trifft Land auf Land.
da trifft Da trifft Haut auf Blei.
Wo ist oben, wo unten?
Wer könnte, wer wollte das ändern?
Was geschieht in den Ländern
an ihren Rändern?
Es gibt Frontex und push-backs,
Zäune, Waffen, Flüchtlingsabwehrkonferenzen.
Das Mittelmeer wird ein Massengrab.
Es gibt Grenzen.
Sie führen zu Nationalismus mit seinen
bekloppten Konsequenzen,
Man entrechtet Leute, nur weil sie von irgendwo kamen.
Es gibt Grenzen.
Könnten Sie diese Antwort bitte
sinngemäß richtig ergänzen:
was liegt möglicherweise im Kern des Problems?
Es gibt Grenzen.
Ich melde mich ab, gebt mir einen Pass,
wo „Erdenbewohner“ drin steht.
Einfach nur „Erdenbewohner“.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.
Wir ziehen eine Grenze im Himmel,
ein Gott ist hier und einer ist dort.
Dann drohen sie sich mit den Fäusten
In Ewigkeit und so fort.
Da muss es was Besseres geben,
Frieden bringt kein Götterbote.
Wir haben es ein paar tausend Jahre mit Grenzen versucht,
das gab sehr viele Tote.
Nennt mich naiv, es ist mir egal,
aber ich finde es reicht.
Ich suche das Land, in dem jeder dem andern
in Staatsunangehörigkeit gleicht.
Ich melde mich ab, gebt mir einen Pass,
wo „Erdenbewohner“ drin steht.
Einfach nur „Erdenbewohner“.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.
Ich schließe die Tür und genieße die Stille,
ich grenze mich ab, das muss sein.
Jeder hat seine Grenze, die ihn umgibt,
sie schließt ihn schützend ein.
Jeder Übergriff, jeder Schlag
verletzt ein Menschenrecht.
Warum schützt man die Grenzen der Staaten so gut
Und die Grenzen der Menschen so schlecht?
Sie müssen nicht zwischen den Ländern verlaufen,
aber zwischen den Menschen.
Nicht aus Stacheldraht sollen sie sein,
sondern aus Respekt.
Es gibt Grenzen

Das Philharmonische Orchester Heidelberg schickt den Profi auf Besuch: Solokontrabassist Michael Schneider in der Realschule Waibstadt.

18. Januar 2016.
Menschenrechte. 30 Artikel über die Frage, was einen Menschen in der Gemeinschaft ausmachen soll. Der Profi Michael Schneider und seine Tochter Anna Kaess, angehende Schauspielerin setzen Kontrapunkte zum “ Nicht-Gedachten „. Das Nachdenken soll also hier und jetzt beginnen. Worüber ?
Am 18. Januar 2016 findet kein Frontalunterricht statt.
Die 10. Klassen finden 15 der 30 Artikel der Erklärung der Menschenrechte aus dem Stand ohne Hilfe.

Flüchtlinge. Ausländer. Moslems. Diskriminierung……………………….
Dann kommt die auslösende Bemerkung eines Schülers: Hitler war selber ein Jude.
Darauf die Frage an die SchülerInnen: Was ist DEUTSCH ?

In dem Drama: “ Des Teufels General “ von Carl Zuckmayer geht es um den General Harras. ( Die Handling ist weiter unten nach Wikipedia zitiert ).
In dem Stück macht sich ein Offizier um seinen Stammbaum Sorgen, es geht um reinrassiges Deutschtum.
General Harras erklärt ihm, was deutsch ist: in Germanien waren die Wikinger, die Hunnen, die Inder, die Tataren, die Römer. Alle haben sich mit den Germanen vermischt und Kinder gezeugt. Und das nennen wir heute “ DEUTSCH „.

Des Teufels General ist ein deutscher Schwarzweiß-Spielfilm nach Carl Zuckmayers gleichnamigem Drama von 1945 mit Curd Jürgens in der Hauptrolle. Marianne Koch, Viktor de Kowa und Karl John sind in tragenden Rollen besetzt. Der Film entstand 1954 unter der Regie von Helmut Käutner, produziert von Walter Koppel und der Real-Film GmbH. Am 23. Februar 1955 wurde er in den Kinos uraufgeführt. Im Fernsehen wurde er erstmals am 24. April 1967 vom ZDF ausgestrahlt.
Handlung :

Deutschland im Dezember 1941. Während des Zweiten Weltkriegs sucht die Führung der gefürchteten SS aus strategischen Gründen die Nähe des berühmten Luftwaffengenerals Harras. Dieser ist ein erfahrener Veteran des Ersten Weltkriegs sowie passionierter Pilot. Der weltoffene, charmante Harras teilt allerdings nicht die Ideologie der NS-Diktatur und verspottet diese. Neben dem Fliegen hegt er nur Affinitäten zu Frauen und Alkohol.

Auf einer Veranstaltung im Rahmen einer Auszeichnung für Flieger lernt Harras die erst 21-jährige Dorothea kennen. Die beiden fühlen sich sogleich zueinander hingezogen. Während derselben Feier versucht der SS-Gruppenführer Schmidt-Lausitz, Harras für seine Ziele zu gewinnen. Der Versuch scheitert kläglich, General Harras weist ihn verachtungsvoll zurück. In derselben Nacht missachtet er die Warnungen seines Freundes Oderbruch, der ihm rät, zu fliehen, da die SS ihn verhaften wolle. Harras tut die Warnungen ab und fährt dennoch in seine Wohnung, wo er umgehend von der Gestapo festgenommen wird. Er wird eingesperrt und soll durch psychische Folter gefügig gemacht werden. Damit will die SS ein Exempel statuieren, auf dass sich ihr niemand mehr widersetzen möge. Schmidt-Lausitz‘ Aktion ist persönlich genehmigt und gedeckt durch Heinrich Himmler. Nach 14 Tagen Haft und anschließender Freilassung ist Harras ein anderer Mann. Ihm ist nun bewusst, dass er durch seine Zeit bei der deutschen Luftwaffe einen fatalen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat – diesen gilt es nun zu brechen. Aus diesem Grund schützt er seinen Freund Oderbruch. Dieser verschweigt einen gefährlichen Konstruktionsfehler an den in Erprobung stehenden Flugzeugen, damit diese nicht für den Fronteinsatz genutzt werden können, um so Hitlers Regime nachhaltig zu schwächen.

Schmidt-Lausitz versucht Harras zu zwingen, entweder den Urheber des Konstruktionsfehlers binnen zweier Stunden zu benennen oder ein Rücktrittsgesuch von allen Ämtern zu unterschreiben, was einer Selbstbezichtigung gleichkäme. Da Harras den Urheber der Fehlkonstruktion deckt, würde er zum Tode verurteilt. Daraufhin eskaliert die Situation: Mittels vorgehaltener Waffe jagt Harras Schmidt-Lausitz aus dem Raum. Doch anstatt zu fliehen – eine Fluchtmaschine steht mit laufendem Motor für ihn bereit – startet er bewusst mit einer der fehlerhaften Maschinen und stürzt sich zu Tode in den Flughafen-Kommandostand, der in Flammen aufgeht.

Ein Kontrapunkt der Kulturen – ein Kommentar zum Osvaldo-Golijov-Projekt von arkestra convolt am 29/30 Januar 2016

A Counterpoint of Cultures:
“ Most people are principally aware of one culture, one setting, one home; exiles are aware of at least two, and this plurality of vision gives rise to an awareness that – to borrow a phrase from music – is contrapunctual “
Edward Said, from Reflections on Exile ( 2000 )

Das sind Worte wie Wasser auf meine Mühlen. Hochaktuell, brisant, Zündstoff zur Zeit, scheinbar wie eine Zeitbombe, vor der nun auch Frau Merkel zurückweichen muss.
Aber: das formuliert hier jemand mit einem musikalischen Fachausdruck:
K O N T R A P U N K T

Aus der Musik gar nicht mehr wegzudenken. Noch schlimmer sozusagen: ohne diesen hätten viele Komponisten wenig mit sich anzufangen gewusst, hätte es ihn denn nicht gegeben.
In der Musik ist dieser Kontra-Punkt nicht wegzudenken und das schönste und ereignisreichste Moment überhaupt.

Ein Abend gegen 18 Uhr am Gare de L’Est in Paris. Ganz Nordafrika ist dort versammelt und das Ergebnis der “ Vermischung mit Frankreich „. So viele schöne und interessante Gesichter finde ich dort zur “ After Work Party “ auf der Strasse, bevor sie dann alle ins Restaurant oder Kino verschwinden. Ich stelle mir die Franzosen ohne die Nordafrikaner vor, so wie wir sie aus Filmen kennen: Jacques Tati: “ Die Ferien des Monsieur Hulot „ zum Beispiel.

Zurück zur Musik: im musikalischen Bereich ist der Kontrapunkt – auf Deutsch: der Gegensatz ! ( richtig übersetzt ? ) – allgemein akzeptiert.
Im Orchester z.B. sieht das ganz anders aus, da wird grössten Wert darauf gelegt, dass alle den gleichen Strich spielen, sogar, dass jede Gruppe unisono konform mit allen anderen spielt.

Es geht in manchen Orchester-Gruppen sogar so weit, dass alle die gleichen Fingersätze spielen sollen oder müssen. Kontrapunkt als positives Gestaltungsmoment ist hier also nicht gefragt.

Ich zitiere mich und André Gide mit dessen Ausspruch:
“ Man kann keine anderen Kontinente entdecken, ohne die alten aus den Augen zu verlieren. „
Das habe ich als Leitmotiv meiner Webseite vorangestellt.

Aber wenn ein musikalischer Kontrapunkt die Musik belebt, dann könnte ein optischer Kontrapunkt das Publikum durchaus munter machen: Siehe da, die Kontrabässe streichen alle in die andere Richtung. Das fällt auf, das Publikum ist beschäftigt und munter.

Ich erwähne dies nur, weil vor ungefähr einem Lebensalter die Gleichschaltung äusserlich wie innerlich nicht nur in Deutschland höchste Priorität hatte.

Olga Magidenko: “ Spagnelo op 21 “ für Kontrabass Solo am 10.10.2015 im Querklang am Berghang. Solist: Michael Schneider

Michael Schneider, immer noch und immer wieder auf der Suche nach spielfreudigen Stücken für Kontrabass Solo ist er mit der Uraufführung von “ Spagnelo op 21″ von Olga Magidenko wieder einmal fündig geworden. Was für den Solisten Michael Schneider beim ersten Lesen einen spröden und eckigen Eindruck machte, entpuppte sich beim Einstudieren als sehr klangvolles und spielfreudiges Opus der von mir so hochverehrten Komponistin Olga Magidenko. Ich hatte die Ehre, dieses Jugendwerk von Olga Magidenko aus der Taufe zu heben. Michael Schneider ist begeistert vom spielfreudigen Impetus dieser Komposition. Die Kompositionen von Olga Magidenko erwecken wegen ihrer technischen Anforderungen oft den Eindruck technischer Kälte: Technik als Ersatz für Seele ? Nein und: falsch. Olgas Musik ist beseelt und inspiriert von faszinierned-spannenden Libretti, die sie ihren Stücken voranstellt. Daraus ergeben sich spannende Geschichten. Und Michael Schneider erzählt gerne Geschichten. Am liebsten ohne Worte und mit seinen Instrumenten. Welche Geschichten sind das? Spagnelo: siehe oben. Aber auch:

Profis zu Besuch in der Real Schule Waibstadt. Anna Kaess und Michael Schneider mit Musik und Rezitation zum Thema : Menschenrechte am 18.1.2016

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Montag 18. Januar 2016. Das Jahr fängt gut an: eine weitere Million Flüchtlinge werden im laufenden Jahr auf Asyl in Deutschland warten.
Für viele Politiker ein Grund, die Grenzen dicht zu machen.
Aus der Sicht der beiden Gäste – Michael Schneider, Musiker und seiner Tochter Anna Kaess, Schauspielerin – ist dies der Beginn von Menschenrechtsverletzungen, die der Resolution der Vereinten Nationen vom Dezember 1948 klar entgegenstehen.
Die beiden Profis haben beschlossen in der Realschule Waibstadt in den Klassen neun und zehn sowie einer sechsten Klasse den Mund aufzumachen und mit den Schülern über die Menschenrechte zu sprechen.
Die beiden freuen sich sehr, dass nicht nur die einladende Lehrerin, Sibylle Bachmaier dieser Problematik offen gegenüber steht, sondern auch besonders der Schulleiter Herr Sauer dies in besonderer Weise fördert.
Zitat von Juli Zeh:
“ Mit den Menschenrechten ist es wie mit den zehn Geboten: drei Gebote, drei Artikel der Uni Erklärung bekommen wir vielleicht noch zusammen. Verbot der Sklaverei. Verbot von Folter. Recht auf Arbeit. Aber dann, seien wir mal ehrlich, wird es dünn. «.
In der Klasse zehn mussten wir Juli Zeh eindeutig korrigieren: aus dem Stand brachte die Klasse gemeinsam 15 Artikel von insgesamt 30 der UNO Erklärung ohne Hilfe der Gäste zusammen.
Dazu gehörte auch das Stichwort: Diskriminierung.
Um dies der neunten Klasse klar vor Augen zu führen griff sich Michael Schneider eine Schülerin heraus und behauptete, dass der Schüler Gemeinschaft ihre Haare nicht gefallen und wir sie deswegen nicht mögen. Sehr betroffenes Gesicht der Schülerin. Sofort nahm Michael Schneider die Schülerin bei der Hand, entschuldigte sich und fragte sie: wie hast du dich bei dieser Behauptung gefühlt?
Die Antwort erübrigt sich hier. Jeder weiß wie sich Diskriminierung, wie sich Mobbing oder Ablehnung anfühlt. Aber diese Schülerin bleibt im Klassenverband, diese Schülerin hat die Entschuldigung von Michael Schneider gehört, sie darf auch in Waibstadt und bei ihren Eltern bleiben.
So spontan diese Vorführung war, so betroffen machte sie doch die ganze Klasse.
Wie fühlt man sich, wenn das eigene Haus, wenn die Heimat zerstört ist?
Und wie fühlt man sich erst, wenn man dann in ein anderes Land kommt und dort noch weitere Ablehnung erfahren muss?
Der Heidelberger Philosoph Hans Georg Gadamer hat zu dieser Problematik eine gute Kant’sche Formulierung gefunden: „Toleranz ist die Fähigkeit aus der Sicht des anderen zu denken.“
Anna Kaess, quasi gerade eben erst der Schule “ entronnen “ schon Mutter eines zweijährigen Sohnes, angehende Schauspielerin, sie konnte mit ihren 23 Jahren den Klassen anspruchsvolle Texte von Juli Zeh, sowie die Erklärung der Menschenrechte quasi als gleichaltrige überzeugend darlegen. Restlos für sie eingenommen haben aber noch ihre Lieder, die sie zu diesem Thema, sich selbst auf der Gitarre begleitend gesungen hat.

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Das Philharmonische Orchester Heidelberg hat einen Solokontrabassisten: Michael Schneider, Multiinstrumentalist auf dem Kontrabass, dem Cello und der Gitarre – zu erleben am 29./30 Januar 2016. Am 29.1. um 20 Uhr in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach und am 30.1. um 19 Uhr in der Freizeitschule Mannheim.

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35 Jahre im Philharmonischen Orchester Heidelberg konnten den Freiheitsdrang eines Neugierigen nicht bremsen. Es war wohl eher umgekehrt: je länger und je mehr auch der Orchesteralltag an seiner Musik zerrte, desto mehr meldete sich der Wunsch nach Ausgleich. Zunächst über viele Jahre im klassischen Bereich fündig geworden, meldete sich immer mehr der Freiheitsdrang, der Wunsch aus den biederen Bahnen und den Niederungen der banalen Alltäglichkeit in das “ Einmalige “ – hier durchaus im wörtlichen Sinn: nicht wiederholbar. Und das gibt es nur in der Improvisation.
Die beiden Abende mit arkestra convolt und der Musik von Osvaldo Golijov bieten dem Solokontrabassisten des Philharmonischen Orchesters reichlich Gelegenheit, alle Aspekte seines beruflichen Werdegangs auszuleben: gediegenes musikalisches Handwerk sowie freie improvisierte Inspiration. B_DSC5171