Genssler Saiten, die musikalische Freiheit und die Ballade vom Seiltänzer Felix Fliegenbeil.

Fünf Jahre Genssler Saiten, gespielt mit einem Cellobogen. Leichte und schnelle Ansprache, satter sonor-seidener Bass Klang.

Baustellenstau und Verkehrschaos in Heidelberg machen es möglich: ich habe keine Zeit meinen eigenen Bass mit zur Aushilfe in einem anderen Orchester mit zu nehmen. Also spiele ich mit der üblich hohen Saitenlage und Pirastro Saiten auf einem mir fremden Bass. Es geht spielend leicht. Es wird zu einer lustvollen Herausforderung, mit dieser Saitenlage  und mit diesen Saiten einen mir vertraut schönen Ton hervorzubringen. Und es gelingt. Es geht mir wie dem Seiltänzer Felix Fliegenbeil in der Ballade von Michael Ende.

Auf dem Weg zur Virtuosität entwickelt Felix Fliegenbeil die Fertigkeit, auf einem immer dünneren Seil zu tanzen, bis er am Ende so virtuos sich bewegen kann, dass er gar kein Seil mehr benötigt.

So war meine letzte Begegnung mit einem anderen Bass, einer anderen Saiten Einrichtung und Pirastro Saiten. Keine Polemik, sondern die reine Wahrheit. Ein wenig Fremdeln war auch nach der zweiten Probe noch vorhanden, aber es überwiegte das Erstaunen über die Leichtigkeit nach meinem Umweg über die noch leichtere Variante: Die unerträgliche Leichtigkeit der Genssler Saiten führt zur Leichtigkeit im Umgang mit Pirastro Saiten.

Hier die dazugehörige Ballade von Michael Ende:

Die Ballade vom Seiltänzer Felix Fliegenbeil

Es war ein Tänzer auf dem Seil
mit Namen Felix Fliegenbeil.
Der größte aller Zeiten.
Das kann man nicht bestreiten.
Ihm lag nicht viel an Gut und Geld,
nichts an der Menge Gunst.
Ihm ging`s nicht um den Ruhm der Welt,
ihm ging es um die Kunst.

Schon in der Seiltänzerschule war
er bald der Beste in der Schar.
Und als ein Jahr vorüber,
war er dem Lehrer über.
Da sagte der in mildem Ton :
„Du Wunderkind, ade !
Ich kann dich nichts mehr lehren, Sohn,
drum geh´ mit Gott – doch geh´!“

So zog er in die Welt hinaus,
wohin er kam , erscholl Applaus.
Die ganze Welt bereist´ er
und suchte seinen Meister.
Doch keiner tanzte so genial
die Sprünge des Balletts
hoch droben auf dem Seil aus Stahl
und immer ohne Netz !

Da er den Meister nirgends fand,
beschloss er endlich kurzerhand,
statt andre zu begeistern
sich selber zu bemeistern.
„Mein Tanz“, sprach Felix Fliegenbeil,
„ist noch kein Meisterstück.
Zwar kann ich alles auf dem Seil,
doch ist das Seil zu dick!“

Drum spannte er von Haus zu Haus
nun einen Draht anstatt des Taus
und übte, drauf zu springen.
Das sollte bald gelingen.
Dann nahm er einen dünnern Draht
und einen dünnsten noch –
Es dauerte zwei Jahre grad,
dann konnte er´s jedoch.

Und schließlich kam das siebte Jahr,
da tanzte er auf einem Haar,
gespannt von Turm zu Turme.
Dort schritt er hin im Sturme.
Das Publikum sah schweigend zu
und hielt die Hüte fest.
Dann aber kam der letzte Clou,
der sich kaum glauben lässt:

Denn eines Tags um acht Uhr früh,
da spannt er nichts mehr zwischen sie :
Er tanzte auf der Leere,
als ob dort etwas wäre !
Hoch überm Abgrund ging er zwar
mit leichtem Tänzerschritt.
Doch weil er ohne Halt nun war,
nahm ihn ein Windstoß mit.

Wer weiß, wohin der Wind ihn trieb ?
Ein Astronom allein beschrieb,
was er im Fernrohr schaute
im Sternbild Argonaute :
Es sei, sprach er, gewiss kein Traum,
er habe ihn gesehn,
von Stern zu Stern im Himmelsraum
wie einen Tänzer gehn.
Michael Ende

 

 

 

Pirastro Saiten und mögliche Klang Verbesserung!

Genssler Saiten haben an der Aufhängung eine Schlaufe. Corelli Saiten haben am Ende einen Ring. Dies erleichtert das umgekehrte Aufziehen der Saiten. Über diese umgekehrte Aufhängung habe ich schon berichtet.

Dadurch schwimmt sozusagen der Saitenhalter auf einer virtuellen Linie über der Verbindung des Aufhängeseils und der Kontrabass Saiten. Freunde der Pirastro Saiten können den gleichen Klang und die gleiche Klangverstärkung erreichen, indem sie einfach die Knöpfe des Endes oben aus dem Seitenalter heraus gucken lassen. Das ist optisch nicht so schön, hat aber die gleiche Wirkung in der Klangverbesserung und der Ansprache des Instruments.

Die Faulheit sagt natürlich zunächst: lass das, mach‘ dir nicht soviel Arbeit, es ist doch alles gut so wie es ist. Wer aber den Versuch wagt und dann trotzdem enttäuscht ist, der kann sich darauf verlassen, dass ich vorbeikomme und die Saiten wieder normal aufziehe. (Natürlich muss er oder sie warten, bis ich mal in der Gegend bin!).

Wer das also ausprobiert und eine deutliche Verbesserung hört, der sollte der Firma Pirastro vorschlagen, auch ein Loch in den Knopf oder eine Schlaufe am Ende der Saite anzubringen.

Kürzlich liess sich ein Kollege von Herrn Wilfer überreden, das Spezial-Aufhängeseil von Gerold Genssler zu benutzen. Und was höre ich ? Der Bass klingt plötzlich wie ein Streichinstrument. Mein Stellvertreter probierte ihn  so nebenbei aus und ich traute meinen Ohren nicht, hätte Stradivari einen Bass gebaut, der hätte nicht besser klingen können.

 

 

Musik des 21. Jahrhunderts: arkestra convolt und Johannes Stange wagen den nächsten Schritt.

Johannes Stange, Trompete und Flügelhorn

Am Freitag 22. November um 20 Uhr ist es wieder soweit: ein neuer Querklang am Berghang. In der Evangelischen Bergkirche Schlierbach, Wolfsbrunnensteige 7

Kennen Sie die Geschichte von dem Zauber Geiger Settembrini der aus Neid seine Zaubergeige verflucht und dafür mit einem Ohrwurm bestraft wird. Er findet jedoch Gnade und wird befreit von diesem Ohrwurm, wenn er auf Reisen geht und am Ende in die Bibliothek der Klänge kommt die durcheinander geraten ist. Er bekommt die Aufgabe, die Bibliothek zu ordnen und neu zu sortieren.

Mit Johannes Stange bereichern wir die Klänge unserer Bibliothek um eine weitere und neue Facette.

Im Zusammenspiel von Flügelhorn und arkestra convolt begegnen Sie Klangfarben die Sie vermutlich nie wieder so erleben können.

Wir sagen: erleben. Hören auch.

Also nennen wir es: Hörerlebnis.

Genssler Saiten und Yordan Kamdzhalov. Eine Spurensuche.

Sind wir aus dem Paradies vertrieben, wie es uns die Bibel erzählt?

Ich sehe das ganz anders. François Rabbath, Gerold Genssler’s Rabbath-Saiten und Yordan Kamdzhalov’s Dirigat bilden mein musikalisches Paradies auf Erden. Vollkommene Ästhetik in den Bewegungen. Menschlich musikalische Freiheit und das gepaart mit höchster Musikalität. Und gleichzeitig: Ästhetik vom Feinsten. In den Bewegungen, im Ausdruck und in der Gestaltung von Musik. Francois Rabbath hat mich gelehrt, die Haltung, beziehungsweise Lebenseinstellung eines Virtuosen zu erlangen. Das ist ein Lebensgefühl, keine Arroganz. Mit den Genssler Saiten setze ich diese Ideen spielend leicht in die Tat um. Und die Sahnehaube obendrauf auf diese Lebenseinstellung, auf diese Spielweise ist der derzeitige Generalmusikdirektor des Philhamonischen Orchesters Heidelberg.

Das Philharmonische Orchester Heidelberg. Ein Film über dieses Orchester, seinen genialen Generalmusikdirektor Yordan Kamdzhalov und unsere traumhafte Arbeitsatmosphäre.  Auf YouTube anzuschauen. Unser äußerst geliebter Konzertmeister Thierry Stöckl kommt auch ganz oft zu Wort. Er spricht über die Liebe, die Liebe zu seiner Geige und damit über die Liebe zur Musik. Traumhaft schöne Klänge dieses grandiosen Philharmonischen Orchesters sind dazwischen, zwischen den Kommentaren einiger Musiker immer wieder zu hören. Liebeserklärungen verschiedener Musiker sind zu hören, überzeugend, beeindruckend und sehr nachvollziehbar.

Auch der Generalmusikdirektor kommt zu Wort. In seinem Kommentar spiegeln sich die international wahrgenommenen Erfolge dieses Orchesters, der Premiere von Wolfgang Rihm’s Oper „Dyonisos“ , Mazeppa von Tschaikowsky, der Opernpremiere der Spielzeit 2012, sowie der Bruckner Sinfonie , die unter der Inspiration von Yordan Kamdzhalovv sich im international beachteten Bruckner Journal als einmalig bezeichnet und besprochen wieder fand. Haben die Berliner Philharmoniker unter diesen Umständen überhaupt noch etwas zu sagen, beziehungsweise haben sie noch irgend eine Bedeutung?

Wäre Yordan Kamdzhalov entschlossen gewesen, noch länger in Heidelberg zu bleiben, dann wäre diese Frage künftig ernsthaft zu diskutieren. Ich behaupte: diese Frage würde unser Generalmusikdirektor a priori ad absurdum stellen, denn er ist der Jahrhundert Dirigent.